Wirtschaft

Rückblick 2015: Skandaljahr für VW und Toshiba

Manipulationen mit Folgen, Ölpreis-Krise und Rassismusvorwürfe Das Jahr 2015 wurde vor allem in den vergangenen Monaten von einem Top-Thema dominiert: dem Skandal um manipulierte Abgaswerte bei Volkswagen. "Dieselgate" - so das Schlagwort in den Medien - brachte dem größten Automobilhersteller Europas nicht nur harte Kritik, sondern auch satte Gewinneinbußen, Kursverluste, drohende Milliardenstrafen und einen kaum wieder gutmachbaren Imageschaden ein.

Bild: VW

In puncto Manipulationsskandal war VW aber nicht alleine, auch Toshiba schlitterte durch Bilanz-Mauschelei in die selbstgemachte Krise.

Köpferollen bei VW

„VW wird am Ende nicht mehr das sein, was es war“, so der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble angesichts der im September aufgedeckten Abgas-Manipulationen. Dass dieser Skandal, der rund elf Mio. Diesel-Fahrzeuge weltweit betrifft, den Wirtschafts- und Finanzstandort Deutschland gefährdet, glaubt der CDU-Politiker aber nicht. „Wir werden auch aus dieser Krise stärker herauskommen“, so Schäuble.

Dem VW-Konzern selbst blieben die Konsequenzen der Misere freilich nicht erspart: Nach zunehmend lauter gewordenen Rücktrittsforderungen musste CEO Martin Winterkorn die Firmenleitung an Matthias Müller abtreten, der Aktienwert des Unternehmens verzeichnete den größten Kurssturz seit sechs Jahren und die Zahlen für das dritte Quartal fielen mit einem Verlust vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 3,5 Mrd. Euro und einem Gesamtminus von 1,7 Mrd. tiefrot aus.

Die Wolfsburger mussten sich zudem mit Milliardenkosten für Rückrufaktionen, Klagen und Strafzahlungen auseinandersetzen. Die spanische Regierung forderte beispielsweise gezahlte Subventionen für betroffene Autos zurück (siehe: http://pte.com/news/20150930017 ), der US-Landkreis Harris County in Texas will wegen Luftverpestung durch mindestens 6.000 in der Region verkaufte VW-Diesel mehr als 100 Mio. Dollar (rund 89 Mio. Euro) Schadensersatz einklagen und in Australien droht dem Konzern sogar eine regelrechte Klagewelle.

Krise bei Toshiba

Auch der japanische Technologie-Riese Toshiba hat schon deutlich bessere Geschäftsjahre erlebt. Ausschlaggebend für die gegenwärtige Krise beim TV-, Computer- und Halbleiterspezialisten waren Anfang Mai aufgetauchte Unregelmäßigkeiten in der Bilanz. Als direkte Konsequenz brach der Aktienkurs um über zehn Prozent ein und Toshiba sah sich gezwungen, die Prognose für das Geschäftsjahr 2014/15 zurückzuziehen sowie die Dividende zu streichen. Laut Unternehmensleitung ergab eine Bilanzprüfung, dass die Gewinne in den vergangenen Jahren um mindestens 415 Mio. Dollar (rund 373 Mio. Euro) zu hoch angesetzt worden waren.

Im Segment Computer und TV musste Toshiba außerdem herbe Verluste wegstecken. Hatte man 2014 in diesem Bereich noch ein kräftiges Plus von 350 Mio. Euro erwirtschaftet, kam man ein Jahr später nicht umhin, ein deutliches Minus von 80 Mio. Euro einzugestehen. Auch der Ausblick auf die weitere Entwicklung fiel gegen Ende des Jahres düster aus: Aufgrund der Kursverluste nach der Bilanzmanipulation haben sich 50 Aktionäre zusammengetan, um den Konzern aus Tokio auf insgesamt 300 Mio. Yen (rund 2,2 Mio. Euro) Schadensersatz zu verklagen.

Ölpreise weiter auf Talfahrt

Ähnlich schlecht wie bei VW und Toshiba war die Stimmung in diesem Jahr auch in der Ölbranche. Der anhaltende Preisverfall bei fossilen Brennstoffen hat zwar für manche durchaus positive Effekte geführt – internationale Expresspakete wurden günstiger und Autofahrer durften sich über besonders niedrige Spritpreise freuen – dies erhöhte aber auch den wirtschaftlichen Druck auf die Ölkonzerne.

Die Opfer des Ölpreis-Fiaskos heißen Halliburton, Total oder Royal Dutch Shell. Letztere musste aufgrund des anhaltenden Preis-Talfahrt die eigene Investitionsstrategie überdenken und gab bekannt, bis 2018 eine massive Ausgabensenkung um 15. Mrd. Dollar (rund 13,21 Mrd. Euro) umzusetzen. Beim französischen Branchenkollegen Total will man sogar noch einen Schritt weiter gehen und bis 2017 2.000 Mitarbeiter abbauen.

Rassismus, Sexismus, Islamfeindlichkeit

Ein ganz anderes Thema, das 2015 für viele Unternehmen zu einem Problem wurde, war die Häufung verschiedener Rassismus-Skandale. Ob Coca-Cola mit einem diskriminierenden Werbeclip, Apple mit einer übertriebenen Angst vor farbigen Ladendieben oder die britische Supermarktkette Tesco mit einer fragwürdigen Halloween-Aktion – die Liste der Firmen, die mit entsprechenden Vorfällen für Negativschlagzeilen sorgten, war kaum zu übersehen.

Heftige Rassismuskritik hagelte es auch für ein Restaurant in New Orleans, das einer farbigen Kundin eine Rechnung mit dem rassistischen Großbuchstaben-Vermerk „Nigger 100 % Dislike“ ausstellte oder für den Spielzeughersteller Playmobil, der sich wegen eines Piratenschiff-Sets inklusive mitgelieferter Sklaven-Figur einige Proteste gefallen lassen musste.

Neben rassistischen tauchten aber auch immer häufiger sexistische und islamfeindliche Zwischenfälle in den Medien auf. So geschehen etwa bei der chinesischen Kunming Airline, die angehende Stewardessen nur dann akzeptiert, wenn sie in ein Gepäckfach hineinpassen oder bei der US-Fastfood-Kette Nathan’s Famous, die einem Bart tragenden Sikh auf seiner Rechnung das Wort „OSAMA“ präsentierte.

Beim Supermarkt Woodman’s ging man sogar noch weiter und brachte an der Ladentür ein Schild mit der Aufschrift „Dress, speak, conform to USA standards, or don’t come to the USA. Or get out“ an. Auch ein islamfeindliches T-Shirt, das die Freiheitsstatue eingehüllt in eine schwarze Burka zeigte, musste von einem Kiosk-Betreiber in Colorado nach zahlreichen Beschwerden wieder aus dem Sortiment genommen werden.

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