So genannte „Grüne Anleihen“ sind dabei für Investoren eine immer attraktivere Möglichkeit, um in den Klimaschutz zu investieren. Für die Emittenten auf der anderen Seite entwickeln sie sich zu einem entscheidenden Finanzierungsinstrument, um den anstehenden Strukturwandel in der Energieerzeugung und -versorgung zu finanzieren. Zu dieser Einschätzung kommen die Experten von BMO Global Asset Management. „Die Internationale Energieagentur schätzt den weltweiten Investitionsbedarf im Energiesektor bis zum Jahr 2035 auf 53 Billionen Dollar, wenn die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius beschränkt werden soll. Nach dem Treffen in Paris soll sogar die 1,5-Grad-Marke gehalten werden“, sagt Andrew Brown, Director Credit bei BMO Global Asset Management. „Dieses Kapital wird nicht allein von Banken und dem Staat aufgebracht werden können. Der Kapitalmarkt wird daher einen Großteil der Lücke schließen müssen. Dies wird unter anderem mit grünen Anleihen geschehen.
Dieses vergleichsweise junge Finanzierungsinstrument unterscheidet sich vom Konzept her kaum von herkömmlichen Anleihen. Der wesentliche Unterscheid ist, dass der Emissionserlös ausschließlich in Projekte mit Umweltnutzen fließt. Darunter fallen zum Beispiel der Ausbau erneuerbarer Energiequellen und umweltfreundlicher Verkehrssysteme, Projekte zur Reinhaltung von Wasser und nachhaltiger Landnutzung. Die ersten Emittenten waren 2007 internationale Organisationen wie etwa die Weltbank und die Europäische Investitionsbank, die damit die Klimapolitik einzelner Regierungen fördern wollten. „Nachdem 2013 erstmals auch private Schuldner Grüne Anleihen begeben haben, ist das Marktsegment stark gewachsen und hat nun eine gewisse Reife“, beobachtet Brown.
Im vergangenen Jahr wurden Grüne Anleihen in einem Gegenwert von 36,6, Milliarden Dollar emittiert – mehr als dreimal so viel wie im Jahr zuvor. Im laufenden Jahr hat sich dieser rasante Aufwärtstrend – anders als von vielen Experten erwartet – vorerst beruhigt. Das Ausgabevolumen hat sich statt im prognostizierten dreistelligen Bereich in etwa auf der Höhe des Vorjahres bewegt. „Zum Teil ist diese enttäuschende Entwicklung auf den Rückzug der internationalen Organisationen zurückzuführen“, erläutert der BMO Global Asset Management-Experte. „Trotzdem hat sich der Markt im Jahresverlauf weiterentwickelt und die Emittentenlandschaft ist vielfältiger geworden.“ So können die Anleger zum Beispiel mittlerweile auch Anleihen aus den Emerging Markets, insbesondere aus China, kaufen und es treten Kommunen und Gebietskörperschaften als Emittenten am Markt auf. Gleichzeitig wurden auch Anleihen ohne Investmentgrade-Qualität begeben. „Auch die Laufzeiten sind länger geworden. Wesentlich mehr Papiere laufen heute zehn Jahre und länger“, beobachtet Michiel de Bruin, Head of Global Rates and Money Markets bei BMO Global Asset Management. „Für die kommenden Jahre erwarten wir eine Fortsetzung des stetigen Marktwachstums bei weiterer Diversifikation.“ Seinen Beobachtungen zufolge wollen inzwischen jedoch immer mehr Anleger grüne Anleihen in ihr Portfolio aufnehmen. „Zu deren wichtigsten Motiven zählen dabei der Wunsch nach einem Investment mit Umweltnutzen, die Verantwortung gegenüber den Stakeholdern und ein Anlageverhalten, das im Einklang mit den eigenen Grundsätzen steht“, sagt de Bruin.
Nach wie vor umstritten ist jedoch die Frage, wie die „Grünheit“ eines Projektes, das mit dem Erlös einer grünen Anleihe finanziert wird, nachvollziehbar bewertet werden und eine missbräuchliche Verwendung ausgeschlossen werden kann. Die Anfang 2014 eingeführten „Grundsätze für grüne Anleihen“ (Green Bond Principles) definieren zunächst, wann genau eine Anleihe als grün gilt. Kern des Regelwerkes sind vier Grundsätze, die genaue Vorgaben zur Verwendung des Emissionserlöses, zum Procedere bei der Projektbewertung und -auswahl, dem Management des Emissionserlöses und zu der laufenden Berichterstattung des Emittenten machen. „Zusätzlich wird eine externe Prüfung der Mittelverwendung empfohlen, damit diese vier Grundsätze auch eingehalten werden“, so de Bruin. Allerdings geben die Grundsätze keine Kriterien vor, mit denen zum Beispiel der Umweltnutzen oder der zusätzliche Gewinn durch die Projekte für die Umwelt gemessen werden kann.
„Wahrscheinlich ist daher eine sehr gründliche Analyse der tatsächlichen Auswirkungen finanzierter Projekte notwendig, wie sie zum Beispiel ein in diesem Bereich erfahrener Investor vornimmt, um deren ökologischen Nutzen zu erfassen“, so Brown. „Aufbauend auf unserem Engagement im Bereich der sozialen, ökologischen und verantwortlichen Investment (ESG-Investments) haben wir daher einige Anregungen zur Weiterentwicklung grüner Anleihen begeben. Wir empfehlen zum Beispiel den Unternehmen, auf ihr Nachhaltigkeitsprofil zu achten und rechtzeitig zu reagieren, falls man ihnen vorwirft, sich nur ein grünes Image zulegen zu wollen.“