Entsprechend schlecht bleibt die Stimmung unter den Anlegern. Hinzu kommt, dass die Ursachen für Bewegungen an den Märkten in die eine oder andere Richtung aus Investorensicht recht diffus sind. Bemerkenswert war in diesem Zusammenhang beispielsweise die jüngste Entwicklung an den japanischen Märkten. Wir erinnern uns: Ende Januar senkte die Zentralbank in Tokio recht unerwartet den Leitzins. Die japanische Währung tat im Anschluss allerdings nicht das, was man gemeinhin erwartet hatte – im Gegenteil: Der Yen wertete gegenüber Euro und US-Dollar deutlich auf. Aktien in Japan litten und gingen auf Talfahrt. Gestern folgte dann die nächste Episode zum Thema „Der Markt macht was er will“: Die Veröffentlichung sehr schwacher Wachstumszahlen für Nippon nahmen japanische Aktien nämlich zum Anlass, deutlich zuzulegen. Derart kontraintuitive Marktbewegungen verunsichern Anleger zusätzlich und haben zur Folge, dass Zuflüsse in sichere Häfen – zu denen wohlgemerkt auch japanische Staatsanleihen gehören – weiterhin hoch bleiben.
Insofern verwundert es nicht, dass Gold als Krisenwährung derzeit Hochkonjunktur hat. Seit Jahresbeginn konnte der Goldpreis angesichts der hohen Unsicherheit an den Märkten mehr als zehn Prozent an Wert gewinnen. Zuflüsse in Gold-ETFs waren in den letzten Wochen enorm hoch.
Apropos Gold. Das Edelmetall ist im Vergleich zum Ölpreis so teuer wie noch nie. Das Verhältnis der Preise liegt aktuell bei über 35 – so hoch wie nie zuvor. Ursächlich hierfür ist allerdings weiterhin vor allem der schwache Ölpreis, der ein Spielball politischer Entscheidungen bleibt. Aussichten auf eine konzertierte Angebotsverknappung der ölfördernden Länder stellen bis auf weiteres Wunschdenken jener dar, die unter dem niedrigen Preis für das schwarze Gold leiden.
In der vergangenen Woche wurde dann auch noch ein Thema aus der Versenkung geholt, dass lange Zeit keine Rolle mehr an den Märkten gespielt hat: Sorgen um die Stabilität des Bankensektors. Geldinstitute leiden bekanntlich derzeit unter einem Cocktail an Problemen. Neben nach wie vor vorhandenen Altlasten aus der Finanzkrise in Form ausfallgefährdeter Kredite sorgen regulatorische Eingriffe dafür, dass die Rentabilität der Institute sinkt. Investoren fragen sich, womit Banken in Zeiten niedriger Zinsen und somit kaum noch funktionierender Fristentransformation noch Geld verdienen können. Wenn zusätzlich Befürchtungen um das Wachstum in den wichtigen Volkswirtschaften dieser Erde hinzukommen, erstaunt es nicht, dass Bankaktien unter die Räder kommen.
Was bedeutet das für Anleger?
„Die Baisse nährt die Baisse“ – dieses Sprichwort beschreibt das, was auf den Märkten derzeit passiert recht passend. Um aus dem Strudel negativer Stimmung und fallender Kurse herauszukommen, scheint ein einschneidendes Ereignis notwendig zu sein. Fraglich ist jedoch, wer für dieses Ereignis sorgen kann. Die Notenbanken allein scheinen hierzu kaum in der Lage. Vielmehr sind gleichzeitig wohl eine Stabilisierung des Ölpreises einerseits sowie positive Überraschungen der Konjunkturdaten andererseits notwendig, um den Markt in die andere Richtung zu bewegen. Solange die Stimmung jedoch einseitig negativ ist, bleibt – zumindest was risikoreiche Anlagen betrifft – Vorsicht angesagt. In dieser Woche ist mit einer nachhaltigen Wende (noch) nicht zu rechnen, was unter anderem auch an einem recht unspektakulär besetzten Datenkalender liegt.
Was Gold betrifft, sehen wir kurzfristig durchaus die Chance, dass sich das Edelmetall im Falle anhaltender Marktturbulenzen als Fels in der Brandung behaupten kann.
Von Dr. Martin Lück, Chief Investment Strategist für Deutschland, Österreich und Osteuropa bei BlackRock