Investmentfonds

Was geht noch bei Schwellenländeraktien?

Nick Price, Manager des Fidelity Emerging Markets Fund: Indien, China und Südafrika über-, Südkorea, Brasilien und Russland untergewichtet

Alex Mit / shutterstock

„Die Konjunkturabkühlung in China und der starke US-Dollar sorgen bei Anlegern für schlechte Stimmung gegenüber den Schwellenländern. Russland und die Rohstoffexporteure aus Afrika und Lateinamerika durchleben gerade harte Zeiten. Andererseits sind die Währungen der Schwellenländer inzwischen auf den tiefsten Stand seit Jahren gefallen. Das wirkt sich günstig auf die Leistungsbilanzen und die Wettbewerbsfähigkeit der betroffenen Länder aus. Zugleich profitieren Nettoölimporteure aus Osteuropa sowie die Türkei und Indien vom Ölpreisverfall. Ein günstigeres Inflationsumfeld und mehr Geld in den Taschen der Konsumenten sind die erfreulichen Folgen. Zudem werden Schwellenländeraktien inzwischen mit den niedrigsten Kurs-Buchwert-Verhältnissen seit der Finanzkrise gehandelt. Und gegenüber Aktien aus Industrieländern sind sie so billig wie seit 15 Jahren nicht mehr. Dieses Umfeld nutze ich, um meine Positionen bei Qualitätsunternehmen aufzustocken.

Indien, China und Südafrika contra Südkorea, Brasilien und Russland

Indien, China und Südafrika habe ich am stärksten übergewichtet. In Indien stimmen mich die wirtschaftliche Lage und die Reformbestrebungen zuversichtlich. In Südafrika haben sich durch den schwachen Rand und die Sorgen um die heimische Wirtschaft bei einigen Aktien gute Gelegenheiten zum Aufstocken ergeben. Besonders attraktiv finde ich Exportunternehmen, denen die schwache Konjunktur am Kap wenig zu schaffen macht. Und China ächzt zwar unter Überkapazitäten in der Industrie und im Immobiliensektor. Für Lichtblicke sorgt dagegen die Dienstleistungsbranche, in der ich unverändert gute Anlageideen im Konsumbereich finde. Meine gezielte Auswahl von Aktien aus China und Südafrika hat maßgeblich zur Outperformance des Fonds gegenüber seinem Vergleichsindex beigetragen.

Am anderen Ende der Skala finden sich Südkorea, Brasilien und Russland wieder. Den letzten beiden setzt die Talfahrt der Rohstoffpreise zu. Brasilien schlägt zudem wegen politischer und wirtschaftlicher Probleme auch im Inland ein rauer Wind entgegen. Auch Südkoreas Wachstumsausblick bleibt düster, was nicht zuletzt an der drückenden Schuldenlast des Landes liegt.

Konsumwerte über-, Energie, Rohstoffe und Telekommunikation untergewichtet

Auf Branchenebene gewichte ich Konsumwerte weiter über. Denn wegen der niedrigen Ölpreise haben die Verbraucher in einigen ärmeren ölimportierenden Länder, in denen oft rund zwei Drittel des Einkommens für Lebensmittel und Benzin ausgegeben werden, mehr Geld für den Konsum übrig. So hat meine Titelauswahl bei zyklischen Konsumgütern sowie der IT- und Finanzbranche 2015 am stärksten zur Wertentwicklung des Fonds beigetragen.

Günstig hat sich auch die Untergewichtung bei Energie, Rohstoffen, Telekommunikation und Versorgern ausgewirkt. Letztere meide ich tendenziell, da sie häufig unter politischer Einflussnahme leiden. Telekommunikationsunternehmen wiederum machen Preisdruck und sinkende Renditen auf das investierte Kapital zu schaffen. Bei Energieaktien ist vielfach ein Wiederanstieg des Ölpreises auf 55-60 US-Dollar eingepreist. Ihr Aufwärtspotenzial ist deshalb meines Erachtens minimal. Zudem stehen viele Energieunternehmen unter staatlicher Kontrolle und werden daher oft nicht im Interesse ihrer Minderheitsaktionäre geführt. Weiterhin stark untergewichtet habe ich auch den Rohstoffsektor. Allerdings haben fallende Währungen die Betriebskosten sinken lassen. Zudem dürften einige Rohstoffpreise die Talsohle erreicht haben. Ich suche daher nach Anlagechancen in diesem Bereich.

Steinhoff, HDFC Bank und NetEase: drei Beispiele für Aktien mit Potenzial

Der größte Performance-Beitrag in meinem Fonds im vergangenen Jahr stammt von der chinesischen Internetaktie NetEase. Zwar habe ich einen Teil des Gewinns mitgenommen, aber die Aktie bleibt im Fonds weiter übergewichtet, da Online-Spiele und andere Internetangebote auch künftig das Wachstum ankurbeln dürften. Die indische HDFC Bank gewichte ich wie gehabt am stärksten über. Im letzten Jahr war sie die zweitbeste Aktie im Portfolio. Unlängst habe ich die Position wegen des guten Konjunkturausblicks für Indien und der ermutigenden Reformagenda verstärkt. Nach dem jüngsten Kursrückgang in Südafrika habe ich meine Position bei Steinhoff aufgestockt. Das Unternehmen ist mittlerweile in Europa der zweitgrößte Haushaltswarenanbieter nach Ikea. Steinhoff ist ein Paradebeispiel für ein Unternehmen mit erfolgreichem Geschäftsmodell, das durch geschickte Integration der Tochtergesellschaften Synergien bestmöglich nutzt.“

print

Tags: , , , , , , , , , , , ,

ASCORE Auszeichnung

Es gibt viele gute Tarife – für die Auszeichnung „Tarif des Monats“ gehört mehr dazu. Lesen Sie hier, was die ausgezeichneten Tarife zu bieten haben.

Tarife des Monats im Überblick

ETF-News

ETF-News

Aktuelle News zu börsengehandelten Indexfonds.

zu den News

ESG Impact Investing

In jeder Ausgabe stellt "Mein Geld" ein UN-Entwicklungsziel und dazu passende Investmentfonds vor.

Un-Entwicklungsziele im Überblick

Guided Content

Guided Content ist ein crossmediales Konzept, welches dem Leser das Vergleichen von Finanzprodukten veranschaulicht und ein fundiertes Hintergrundwissen liefert.

Die Ausgaben im Überblick

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Mein Geld Newsletter

Melden Sie sich für unseren 14-tägigen Newsletter an.

zur Newsletteranmeldung

Icon

Mein Geld TV

Das aktuelle Video

Mein Geld Jahresrückblick 2024

Vielen Dank für ein erfolgreiches Jahr 2024 – Auf in ein spannendes 2025

zum Video | alle Videos
Icon

Mein Geld Magazin

Die aktuelle Ausgabe

Mein Geld 05 | 2024

Die Zeitschrift Mein Geld - Anlegermagazin liefert in fünf Ausgaben im Jahr Hintergrundinformationen und Nachrichten aus den Bereichen Wirtschaft, Politik und Finanzen.

zur Ausgabe | alle Ausgaben