Wirtschaft

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im März 2016

Die deutsche Wirtschaft ist gut in das Jahr 2016 gestartet und bleibt trotz eines unsichereren globalen Umfelds auf Wachstumskurs. Die Stimmung in der Wirtschaft hat sich allerdings angesichts von Sorgen um die wirtschaftliche Entwicklung der rohstoffproduzierenden Schwellenländer und aufgrund von Spannungen an den Finanzmärkten zuletzt spürbar eingetrübt.

Die Industrie und das Baugewerbe haben zu Jahresbeginn ihre Erzeugung kräftig ausgeweitet. Die Auftragssituation blieb stabil.
Der Arbeitsmarkt entwickelt sich nach wie vor positiv.

Die deutsche Wirtschaft ist gut in das neue Jahr gestartet. Im Schlussquartal des Jahres 2015 blieb sie trotz einer Durststrecke der Industrie mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um preis-, kalender- und saisonbereinigt von 0,3 % auf Wachstumskurs. Zu Jahresbeginn 2016 wurde dann die Erzeugung im Produzierenden Gewerbe sowohl im Bereich der Industrie als auch im Baugewerbe kräftig ausgeweitet [1]. Die Auftragssituation in der Industrie stellt sich zu Jahresbeginn ebenfalls gut dar. Besonders kräftig und deutlich stärker als in den Vormonaten fiel im Januar der saisonbereinigte Anstieg der Erwerbstätigkeit aus.

Insgesamt dürfte die deutsche Wirtschaftsleistung nach dem guten Start im ersten Quartal des Jahres weiter zunehmen. Allerdings hat sich die Stimmung in der Wirtschaft spürbar eingetrübt. Dies ist vor allem der gestiegenen Unsicherheit über die weitere Entwicklung des globalen wirtschaftlichen Umfelds und den Turbulenzen an den Finanzmärkten zu Jahresbeginn geschuldet. Die grundlegenden Auftriebskräfte der deutschen Wirtschaft sind aber weiterhin intakt. Die binnenwirtschaftlichen Nachfrage liefert zuverlässige Impulse. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft ist weiterhin hoch. Der niedrige Ölpreis, das Zinsumfeld und der Wechselkurs des Euro gegenüber dem US-Dollar bringen einen zusätzlichen Anschub.

Die konjunkturellen Perspektiven der Weltwirtschaft haben sich in den vergangenen Monaten weiter verschlechtert. Im laufenden Jahr ist allenfalls noch eine geringe Beschleunigung zu erwarten. Schon länger hatte sich vor allem das Wachstum der chinesischen Wirtschaft verlangsamt. Mit dem Rückgang der Öl- und Rohstoffpreise trübte sich zusätzlich die Konjunktur in den rohstoffproduzierenden Schwellenländern teilweise deutlich ein. Der niedrige Ölpreis wirkt sich aber auch negativ auf die Frackingindustrie und ihre Zulieferindustrie in den Vereinigten Staaten von Amerika aus, deren Exportwirtschaft zudem durch den starken Dollar belastet wird. Die Wachstumsperspektiven der übrigen Industriestaaten einschließlich des Euroraums haben sich teilweise ebenfalls etwas abgeschwächt. Die aktuellen Konjunkturindikatoren für die globale Wirtschaft deuten gegenwärtig nicht auf eine Belebung hin. So hat sich zum Beispiel der weltweite Composite Einkaufsmanager Index von Markit im Februar auf einen Wert nahe seiner Expansionsschwelle abgeschwächt.

Vor diesem Hintergrund blieben die deutschen Warenexporte zu Jahresbeginn leicht rückläufig. Sie nahmen im Januar saisonbereinigt in jeweiligen Preisen um 0,5 % gegenüber dem Vormonat ab. [2] Die nominalen Wareneinfuhren erhöhten sich demgegenüber aufgrund der robusten binnenwirtschaftlichen Nachfrage im Berichtsmonat Januar um 1,2 %. Die Überschüsse der Handels- und der Leistungsbilanz fielen im Januar mit 13,6 Mrd. Euro bzw. 13,2 Mrd. Euro jeweils etwas niedriger aus als vor einem Jahr. Im Jahresschlussquartal 2015 nahmen vor allem die Ausfuhren in die Eurozone zu. Schwächer entwickelten sich insbesondere die Ausfuhren in die BRICS-Staaten, aber auch die Ausfuhren in die USA. Die Absatzperspektiven im Ausland bleiben vorerst verhalten.

Das Produzierende Gewerbe startet nach der Schwächephase des zweiten Halbjahres 2015 positiv ins neue Jahr. Die Produktion wurde im Januar deutlich gegenüber dem Vormonat ausgeweitet. Die günstige Entwicklung basiert einerseits auf einem merklichen Produktionsplus in der Industrie (+3,2 %), wobei es aufgrund von Brückentageeffekten zu gewissen Produktionsverschiebungen aus dem Dezember gekommen sein könnte. Daneben wurde im Bausektor ein außergewöhnlich hoher Zuwachs (+7,0 %) verzeichnet, der wohl weniger auf den milden Winter als auf einen massiven Anstieg im Ausbaugewerbe (+17,6 %) zurückzuführen ist. Innerhalb der Industrie stieg die Produktion in allen Hauptgruppen an, wobei insbesondere bei den Investitionsgütern ein kräftiges Plus von 5,3 % verbucht wurde. Auch die Konsumgüterproduzenten erhöhten ihre Produktionszahlen merklich, der Anstieg bei den Vorleistungsgütern war leicht positiv. Die Auftragseingänge in der Industrie entwickelten sich im Januar stabil. Jedoch gingen die Bestellungen für Vorleistungsgüter spürbar zurück. Insgesamt kamen Nachfrageimpulse eher aus dem Ausland. Die Erwartungen der Industrie haben sich zuletzt allerdings merklich eingetrübt. Insgesamt spricht das Indikatorenbild für eine rege Baukonjunktur, aber wohl nur für eine verhaltene Erholung der Industrieproduktion im ersten Quartal.

Der Konsum bleibt ein wichtiges Standbein der deutschen Konjunktur. Im Jahresschlussquartal 2015 erhöhten sich die staatlichen Konsumausgaben preisbereinigt um 1,0 % und die privaten Konsumausgaben weiter um 0,3 % gegenüber dem Vorquartal. Die Einzelhandelsumsätze sind im Januar erneut um 0,7 % gestiegen und auch in der Tendenz deutlich aufwärtsgerichtet. Die Kfz-Umsätze befinden sich auf dem höchsten Niveau seit fast sieben Jahren. Diese schließen zwar auch gewerbliche Käufe ein, doch die zuletzt gestiegene Zahl der privaten Kfz-Zulassungen spricht für eine hohe Nachfrage auch der privaten Haushalte. Das Geschäftsklima im Einzelhandel hat sich zwar seit dem Spätsommer spürbar abgekühlt. Das verbesserte GfK-Konsumklima bezeugt allerdings die vor dem Hintergrund der guten Einkommens- und Beschäftigungssituation hohe Kauflaune der Verbraucher.

Der Arbeitsmarkt entwickelt sich weiter günstig. Die Erwerbstätigkeit stieg zu Jahresbeginn saisonbereinigt kräftiger als in den Vormonaten um 74.000 Personen. Dabei nahm die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung bis zuletzt stärker zu als die Erwerbstätigkeit. Die Arbeitslosigkeit war im Februar saisonbereinigt weiter auf dem Rückzug und sank auf 2,91 Mio. Personen (Ursprungszahl). Die Nachfrage nach Arbeitskräften blieb hoch.

 

[1] In diesem Bericht werden Daten verwendet, die bis zum 10. März 2016 vorlagen.
[2] Soweit nicht anders vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber der jeweiligen Vorperiode auf Basis preisbereinigter sowie nach dem Verfahren Census X-12-ARIMA kalender- und saisonbereinigter Daten.

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