Passt es zum Krisenszenario, dass Preisstabilität herrscht? Kann man von Krisenjahr reden, wenn die Dax-30-Unternehmen an ihre Aktionäre für 2009 voraussichtlich 20 Mrd. Euro Dividenden ausschütten werden nach 23 Mrd. Euro im Jahr zuvor? Riecht es nach Krise, wenn die Wähler dem bürgerlich-liberalen Lager zur Mehrheit verhelfen?
Dass die Krise bei vielen Menschen noch nicht angekommen ist, ja als Avatar einer anderen Welt empfunden wird, ist den Regierungen und Notenbanken in der realen Welt zu verdanken. Mit geschätzten 30 Bill. Dollar haben sie bisher der Krise den Beigeschmack der Katastrophe genommen. Dass sie damit die produktiven Kräfte der Krise in die richtige Richtung gelenkt hätten, lässt sich leider noch nicht behaupten. Denn die Nullen aus dem virtuellen Casino der Banken hängen nun an den Schuldenständen der öffentlichen Haushalte und den Bilanzsummen der Notenbanken.
An den Verhaltensweisen, Anreizen und Rahmenbedingungen jedoch, die in die Krise geführt haben, hat sich weltweit nicht viel geändert. Zu wenig jedenfalls, um nach zwei geplatzten Blasen in nur einem Jahrzehnt nicht bald schon die nächste Blase entstehen und platzen zu sehen. Denn wie nach der New-Economy-Bubble ist auch jetzt die Krisenbekämpfung der Nährboden für die nächste Blase.
Es scheint, als würden Politik und Notenbanken nicht dazulernen. Wieder suchen die Regierungen das Heil in nie da gewesener Verschuldung, gerieren sich die Notenbanken, allen voran die amerikanische Fed, als Institute mit Bad-Bank-Abteilung und angeschlossener Notenpresse. Die Folge wird die gigantischste Umverteilung der Geschichte sein. Die Steuerzahler stehen in der Haftung, und noch ihre Kinder werden zur Kasse gebeten werden für das kollektive Versagen der Finanzbranche einschließlich ihrer Aufseher.