Die NS-Zeit will nicht vergehen, sondern ist „wie ein Richtschwert über der Gegenwart aufgehängt“. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat es am Sonntag gegen den militanten Atheisten Richard Dawkins geschwungen. Und der brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) hat dem ständigen Maßnehmen eine skurrile Variante hinzugefügt. Platzeck rechtfertigt seine Koalitionsbildung mit der Ex-SED damit, Kurt Schumacher habe sich für die Integration ehemaliger Waffen-SS-Leute stark gemacht. Er tauscht also das Richtschwert gegen die Waage: Was Schumacher machte, darf Platzeck auch. Der Vergleich ist kompletter Unfug. Zwar haben Ex-Mitglieder der Waffen-SS jeweils einzeln Karriere gemacht (bei der SPD etwa der Dortmunder Ex-OB Günter Samtlebe), aber kein demokratischer Politiker hat die damals längst aufgelöste Waffen-SS als Ganzes wie heute die Linkspartei integrieren wollen oder akzeptiert Sprüche wie „Ruhm und Ehre der Waffen-SS“.