Keine Überraschung war dagegen, dass das Nobelpreis-Komitee wieder engagierte Literatur aus Europa bevorzugte, die noch von der breiten Öffentlichkeit entdeckt werden muss.
In den vergangenen Jahren wurde der Jury – auch aus den eigenen Reihen – vorgeworfen, sie wage zu selten den literarischen Blick über den eigenen Kontinent hinaus. Im Fall der Schriftstellerin Herta Müller ist die vertagte globalere Ausrichtung des Preises jedoch leicht zu verschmerzen. Denn ihr Werk steht für literarische Meisterschaft. Zudem ist er erneut ein Kompliment an die deutschsprachige Literatur.
Der Preis ist aber auch wieder politisch: 20 Jahre nach dem Fall des Kommunismus fordert Müllers Werk auf, sich Tabu-Themen der Kriegs- und Nachkriegszeit zu stellen. Die Geschichten aus Rumäniens Diktaturzeit, die Müller erzählt, liegen zwar in der Vergangenheit. Themen wie Bespitzelung, Unterdrückung und Vertreibung sind indes immer noch gegenwärtig. Sie gehen über das Interesse eines ost-erweiterten Europas weit hinaus.
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