Wirtschaft

Pioneers Festival: Startups zeigen, wie Zukunft geht!

Welche Startups zählen zu den weltweit Erfolg versprechendsten? Mehr als 3.000 Besucher strömten am 24. und 25. Mai in die Wiener Hofburg, um sich auf dem 5. Pioneers Festival selbst ein Bild davon zu machen. Auch die internationale FinTech-Szene traf sich auf dem Event und zeigte sich innovativ wie eh und je.

Doch die Gründereuphorie im Digital Banking, insbesondere im Mobile Payment, ist nur eine Seite der Medaille, so das TME Institut für Vertrieb und Transformationsmanagement e.V. Auf der anderen Seite erreichen viele Startups nur dann ausreichend Kundenreichweite und Liquidität, wenn sie sich mit Investoren oder etablierten Banken zusammentun.

„Es ist nicht alles Gold, was glänzt“, fasst Stefan Roßbach vom TME Institut seinen Eindruck nach dem Pioneers Festival zusammen. „Aber es glänzt auch nicht alles, was Gold ist.“ Soll heißen: Enormes Innovations- und Wachstumspotenzial steckt allemal in den neuen Digital Banking-Lösungen. Das belegen unter anderem die aktuellen Venture Capital Investitionen: Allein im ersten Quartal 2016 sind 5,7 Milliarden Euro in die jungen Unternehmen geflossen. „Allerdings werden die Geschäftsmodelle inzwischen viel genauer auf ihre Nachhaltigkeit und den konkreten Mehrwert überprüft“, sagt Roßbach. Das dänische FinTech Pleo ist eines von vielen FinTechs, dessen Geschäftsmodell diesen Mehrwert liefert: Auf dem Pioneers Festival fuhr das Kopenhagener Startup mit seinem innovativen Abrechnungssystem den Gesamtsieg ein und wurde unter den Top 70 weltweit zum „Startup des Jahres 2016“ gewählt. Unternehmen ermöglicht Pleo via Bezahlkarte und App genau nachzuverfolgen, was Mitarbeiter auf ihre Rechnung kaufen und dadurch auch die Buchhaltungsprozesse zu optimieren. Vom Hauptsponsor Speedinvest wurde CEO Jeppe Rindom in Wien für dieses Konzept ein Investment in Höhe von 500.000 Euro zugesprochen.

Mobile Payment boomt
„Dass ein FinTech auf dem Pioneers Festival zum Startup des Jahres gewählt wird, zeigt, dass noch viel von der Branche zu erwarten ist“, sagt Roßbach. „Weltweit sind digitale Paymentdienste auf dem Vormarsch und nach wie vor der am intensivsten genutzte Touchpoint zwischen Anbieter und Kunde“, so der Digital Banking-Experte. Laut einer aktuellen Marktauswertung des TME Instituts machen neue Bezahldienste aktuell rund 29,7 Prozent aller Geschäftsmodelle aus, die im Digital Banking auf dem Markt sind (siehe Grafik). Auch der Blick auf die Liste der sogenannten Unicorns, also Startups, die mit mehr als 1 Milliarde US-Dollar bewertet werden, macht dies deutlich: Von den 19 Fintechs, die nach Analysen von CB Insights als Unicorns bewertet wurden, sind 14 im Bereich „Payment“ oder „Lending“ angesiedelt. Wirecard, Europas führendem Spezialist für Zahlungsabwicklungen und Issuing, geht außerdem davon aus, dass bis 2019 fast jeder zweite Kauf über einen „Mobile Point of Sale“ abgewickelt wird. „Angesichts dieses Potenzials arbeiten viele FinTechs derzeit unter Hochdruck an neuen verbraucherorientierten und kanalübergreifenden Lösungen“, so Roßbach.

Bezahlen via IoT
Viele Referenten auf dem Pioneers Festival unterstrichen, dass die rasante Entwicklung im Mobile Payment von zwei durchschlagenden Trends weiter vorangetrieben wird: Smart Home und The Internet of Things (IoT). Demnach werden in Zukunft immer mehr Verbraucher ihre Bezahlvorgänge mittels IoT abwickeln, zum Beispiel per Smart TV oder in Connected Cars. Doch damit sich digitales Bezahlen bei der Masse durchsetzt, muss es neu durchdacht werden. Das gab in Wien der Geldtransfer-Marktführer Western Union zu bedenken. Digital Payment müsse für den Verbraucher einfach und reibungslos zu handhaben sein, so wie es beispielsweise bei dem elektronischen Abrechnungsverfahren „Pay-per-Use“ und dem Geschäftsmodell „Freemium“ der Fall sei. Darüber hinaus erwartet der Nutzer beim Bezahlvorgang die Wahl zu haben – egal ob online, mobile oder in der Verkaufsfiliale. „Ein monopolistisches Payment-System wird sich nicht durchsetzen“, so Roßbach. Stattdessen werde es mehrere Anbieter geben. „Doch die Nase vorn werden nur diejenigen haben, die die zunehmende Konvergenz zwischen Online- und Offlinewelt am besten mit einer schnellen, sicheren und komfortablen Lösung bedienen können.“

„Liquidity equals wealth“
„Abgesehen davon fehlt es vielen FinTechs an entscheidender Digital Banking- und Regulatorik-Expertise sowie Kapital, um ihre Lösungen am Markt vernünftig zu platzieren.“, sagt Julia Tanasic, Head of FinTech Program der TME AG. Der Venture Capital-Investor Tim Draper brachte diesen Umstand in Wien mit den Worten „Liquidity equals wealth“ auf den Punkt. Der Branchenexperte wies nachdrücklich darauf hin, dass viele FinTechs den Kapitalbedarf unterschätzen würden, nicht nur in dem Anfangsstadium, sondern auch der Scale-up-Phase. „Um den Marktdurchbruch zu schaffen, sind daher die meisten Unternehmensgründer letztlich auf einen oder mehrere Investoren oder einen starken Kooperationspartner angewiesen“, ergänzt Roßbach, „spätestens dann wenn es darum geht, die nachhaltige Profitabilität des Geschäftsmodells aufzubauen.“ Dass sich für FinTechs vor allem ein Bündnis mit etablierten Banken auszahlt, zeigte in der Hofburg das Beispiel der BBVA. Seinen Kooperationspartnern stellt die zweitgrößte Bank Spaniens ihre komplette Infrastruktur, Marktstärke und Erfahrung zur Verfügung. Open Innovation Managerin Marisol Menendez verriet auf dem Pioneers Festival auch den Grund: „If you want to go fast, walk alone. If you want to go far, walk together.“

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