Deutschland ist auf dem besten Weg, in diesem Jahr wieder Weltmeister beim Kapitalexport zu werden. Das haben Berechnungen des ifo Instituts ergeben. Es erwartet für das laufende Jahr 310 Milliarden US-Dollar Überschuss in der Leitungsbilanz (Waren, Dienstleistungen, Übertragungen), nach 285 Milliarden 2015. China dürfte in diesem Jahr einen Überschuss von etwa 260 Milliarden US-Dollar aufweisen. Auf Rang drei folgt Japan mit rund 170 Milliarden US-Dollar. Die niedrigen Ölpreise haben die großen Überschüsse Saudi-Arabiens bis 2014 in ein Defizit in den Jahren 2015 und 2016 verwandelt.
Der deutsche Überschuss beruht auf dem Warenhandel; allein dort erzielte das Land bis zum Juni einen Überschuss von 159 Milliarden Dollar; Dienstleistungen und Auslandseinkommen zusammen trugen negativ mit 6 Milliarden Dollar bei. Haupttreiber war der Anstieg der Warennachfrage aus Europa. Der deutsche Leistungsbilanzüberschuss wird im laufenden Jahr auf 8,9 Prozent der Jahreswirtschaftsleistung steigen, nach 8,5 Prozent im Jahr 2015. Die EU hält maximal sechs Prozent für langfristig tragfähig.
Der erwartete Rückgang des chinesischen Leistungsbilanz-Überschusses um etwa 70 Milliarden US-Dollar ist ausgelöst worden von einer schwachen chinesischen Warenausfuhr. Sie fiel allein im ersten Vierteljahr 2016 um 35 Milliarden US-Dollar gegenüber dem Vorjahresquartal. Stärkere Rückgänge wurden das letzte Mal in der Finanzkrise 2008/2009 verzeichnet.
Kapitalexporte messen jenen Teil der Ersparnis eines Landes, der nicht im Inland investiert wird. Ein Überschuss der Leistungsbilanz bedeutet Netto-Kapitalexporte.