Zusammenfassung
Donald Trumps Wahlsieg hat die Märkte am Mittwochmorgen kalt erwischt und seither auf Achterbahnfahrt geschickt. Es war ein Erdrutschsieg für die Republikaner, die jetzt das Weiße Haus, den Senat und das Repräsentantenhaus kontrollieren. Die erste Reaktion der Märkte war eine klassische „Risk-off“-Bewegung – sichere Häfen wie Staatsanleihen haussierten, während Aktien und Unternehmensanleihen nachgaben. Damit war es allerdings schnell vorbei. Noch im Tagesverlauf erholten sich die Risikoanlagen und schlossen den Tag letztlich größtenteils im Plus. Staatsanleihen dagegen drehten ins Minus und amerikanische Treasuries rentierten deutlich höher. Der US-Dollar hat sich inzwischen von seinem ersten Wertverlust erholt und notiert jetzt wieder höher als vor der Wahl.
Die Bewegungen an den Anleihenmärkten an sich waren keine Überraschung, das Ausmaß des Trendwechsels in einigen Märkten aber auffällig. Nachdem die zehnjährige US-Staatsanleihe im vergangenen Monat größtenteils in einer engen Spanne rund um 1,75% rentiert hatte, stieg die 10-jährige Treasury-Rendite am Mittwoch bis auf 2,05%. Mit lediglich plus 1-2 Basispunkten erging es den britischen und deutschen Staatsanleihen am Mittwoch besser. Was steckt hinter dieser Neubewertung? Hier spielen unseres Erachtens mehrere Faktoren eine Rolle:
Ein „Präsident“ Trump ist etwas ganz anderes als ein „Kandidat“ Trump. Donald Trump hat sich in den vergangenen Monaten sehr sprunghaft zu verschiedenen wichtigen Themen geäußert und seine Botschaft häufig an die Umstände angepasst. Als Präsident wird er einen anderen Ansatz verfolgen müssen, wenn er als „Sieger“ dastehen will. Daher wird er wohl auch die meisten seiner vor der Wahl geäußerten Vorhaben noch modifizieren.
In den Stunden nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses war auffällig, wie schnell die Republikaner wieder zusammengefunden haben. Der Wahlkampf hatte auch tiefe Risse innerhalb der Partei offengelegt, aber ein „Erdrutschsieg“ heilt Wunden. Die Republikaner haben jetzt eine einmalige Chance, ihr komplettes politisches Programm ohne große Opposition umzusetzen. Sollten Grabenkämpfe innerhalb der Partei diese Aussicht gefährden, werden Köpfe rollen. Trump-Gegnern aus den eigenen Reihen wie Paul Ryan ist klar, dass ihre eigene Karriere ein schnelles Ende nehmen wird, wenn sie nicht bereit sein sollten, den Streit beizulegen und die politischen Vorhaben der Regierung zu unterstützen.
- Allgemein wird erwartet, dass das Kabinett unter einem Präsidenten Trump ungewöhnlich große Macht haben wird. Die Märkte sollten aber keine voreiligen Schlüsse ziehen, sondern erst einmal abwarten, welche Positionen mit welchen Personen besetzt werden.
- Aus der Marktperspektive sollte bedacht werden, dass eine expansive Fiskalpolitik grundsätzlich stimulierend wirkt – ganz egal, wie qualifiziert für das Präsidentenamt oder wie sympathisch der Mann ist, der sie verfolgt.
Genauso gefährlich wie es direkt nach Trumps Wahlsieg gewesen wäre, vom Schlimmsten auszugehen, ist es, jetzt von einer Fortdauer der späten Markterholung des gestrigen Tages auszugehen. Das Umfeld bleibt bis auf weiteres unsicher.
(Quelle: Marktkommentar von Fondsgesellschaft Columbia Threadneedle Investments)