Der EWSA hat fünf Bewerbungen aus Deutschland, Spanien, Ungarn und zwei aus Griechenland in die engere Wahl für den Europäischen Preis der Zivilgesellschaft 2016 genommen, der sich dem Thema Migration widmet. Für Deutschland wurde SOS Méditerranée ausgewählt. Mit dem diesjährigen Preis sollen Organisationen und Einzelpersonen ausgezeichnet werden, die mit ihrer Arbeit dazu beigetragen haben, das Leben von Migranten zu verbessern und deren Eingliederung in die europäische Gesellschaft zu fördern. Alle fünf nominierten Bewerber werden zur Preisverleihung im Rahmen der EWSA-Plenartagung am 15. Dezember eingeladen. Dort wird dann der Preisträger verkündet.
Die Rekordzahl von 283 Bewerbungen für den diesjährigen EWSA-Preis der Zivilgesellschaft zum Thema Migration hat einmal mehr gezeigt, wie hoch das Engagement der europäischen Zivilgesellschaft in Sachen Migration und Integration von Flüchtlingen ist, aber auch, wie notwendig deren Einsatz ist. Mit dem Preis 2016 sollen herausragende Projekte ausgezeichnet werden, die zur positiven Entwicklung vor Ort beigetragen haben und ein Vorbild für gelebte Solidarität in Europa sind.
SOS Méditerranée (Deutschland) hat seit Beginn der Mission im Februar 2016 mehr als 5 400 Flüchtlinge vor dem Ertrinken im Mittelmeer gerettet. Die zivilgesellschaftliche Organisation arbeitet auf der MS Aquarius zusammen mit ihrem Partner „Ärzte ohne Grenzen“ zwischen Sizilien, Lampedusa und Libyen, einer der weltweit gefährlichsten und leider auch beliebtesten Flüchtlingsrouten. Dort ergänzt und unterstützt die Organisation Rettungs- und Suchaktionen Italiens, der EU sowie anderer NGOs. Im Gegensatz zu anderen Rettungsorganisationen ist SOS Méditerranée nicht nur auf dem Wasser, sondern auch an Land aktiv und setzt sich für die Wahrung von Menschenrechten und der Würde von Flüchtlingen ein. Das europäische Netz deutscher, französischer und italienischer Freiwilliger und Mitglieder möchte Flüchtlingen eine Stimme geben und das gegenseitige Verständnis fördern. Durch die Organisation öffentlicher Veranstaltungen, die Teilnahme an Diskussionen und das Halten von Vorträgen in Schulen trägt die Organisation zur gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Debatte bei. Als Antwort auf die gegenwärtige humanitäre und politische Lage ruft SOS Méditerranée zu politischem Handeln und gemeinsamer sozialer Verantwortung auf und versucht, die positiven Auswirkungen zivilgesellschaftlichen Engagements zu verdeutlichen.
Die vier anderen vorausgewählten Bewerber sind:
- ein griechischer Bäcker, der Brot und Gebäck an Tausende hungrige und verzweifelte Migranten in Not verteilt;
- ein spanisches Projekt, dass tausende Anwohner und Migranten wortwörtlich an einen Tisch bringt, um gemeinsam zu essen und gegenseitiges Verständnis zu erzeugen; und
- zwei weitere Projekte, die in Ungarn und Griechenland Pionierarbeit bei der Unterstützung von Migranten und deren Eingliederung in die Gesellschaft leisten.
EWSA-Präsident Georges Dassis erklärte hierzu: „Die Organisationen der Zivilgesellschaft haben in der jüngsten Migrationskrise eine maßgebliche Rolle gespielt. Diese Projekte können uns allen als Anregung dienen. Das Engagement zivilgesellschaftlicher Akteure kann den Lauf der Geschichte verändern. Durch die jährliche Vergabe des EWSA-Preises der Zivilgesellschaft hoffe ich, dass wir uns alle von diesen beispielhaften Projekten inspirieren lassen, denn sie sind Beweis dafür, dass die Bürgerinnen und Bürger die EU gemeinsam für alle lebenswerter machen können.“
Die Gewinner des diesjährigen Preises werden bei einem Festakt im Rahmen der EWSA-Plenartagung am 15. Dezember in Brüssel bekanntgegeben. Als Anerkennung ihrer Arbeit werden sich die Gewinner ein Preisgeld in Höhe von 50 000 Euro teilen. Das Preisgeld soll auch dazu dienen, dass noch mehr Menschen geholfen werden kann.
Der in diesem Jahr zum achten Mal verliehene Preis der Zivilgesellschaft wird jedes Jahr einem wichtigen Tätigkeitsbereich des EWSA gewidmet. 2015 ging der Preis an Organisationen der Zivilgesellschaft, die sich für die Armutsbekämpfung einsetzen.
Seit Beginn der Flüchtlingskrise hat der EWSA Informationsreisen in elf EU-Länder (Österreich, Schweden, Griechenland, Ungarn, Deutschland, Kroatien, Slowenien, Italien, Malta, Polen und Bulgarien) sowie in die Türkei unternommen, bei denen EWSA-Mitglieder die realen Bedingungen vor Ort erfahren konnten. In seinem Bericht vom März 2016 hat der Ausschuss eine Reihe von Empfehlungen formuliert. So sollten sich die EU und die Mitgliedstaaten vor allem auf die Einführung eines gemeinsamen und gerechten Asylsystems einigen. Flüchtlinge müssen auf sicheren, legalen Wegen nach Europa kommen und dann im Rahmen langfristiger Integrationsmaßnahmen begleitet werden.
(Quelle: Pressemitteilung Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss)