Trotz des leichten Rückgangs des saisonbereinigten Markit/BME Einkaufsmanager Indexes (EMI) von 55,0 Punkten im Oktober auf 54,3 im November ist die deutsche Wirtschaft klar auf Wachstumskurs geblieben. Der bisherige EMI-Jahresdurchschnittswert von 53,0 Punkten wurde ein weiteres Mal markant überschritten. Der wichtige Wirtschaftsindikator notiert nun schon seit 23 Monaten ununterbrochen über der neutralen Marke von 50 Punkten, ab der Wachstum angezeigt wird.
„Die Industrieproduktion konnte auch im November noch einmal zulegen, auch wenn das Plus im Vergleich zum Vormonat etwas geringer ausfiel“, betonte Dr. Christoph Feldmann, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), am Freitag in Frankfurt. An der guten Performance des EMI zeige sich, dass die deutsche Wirtschaft den zahlreichen internationalen Krisen weiter erfolgreich trotzt.
„Im November hat der EMI zwar leicht nachgegeben. Gemessen an den Unsicherheiten im Umfeld der US-Präsidentschaftswahl ist der Rückgang allerdings sehr verhalten ausgefallen“, sagte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, am Freitag dem BME. Die Industriekonjunktur in Deutschland sei weiterhin intakt. „Mit Blick auf die USA gehen wir davon aus, dass das Amt die Person prägen wird, so dass viele der Wahlkampfansagen von Trump nicht umgesetzt werden. Allerdings ist auch nicht mit einem massiven Ausgabenprogramm und einem kräftigen konjunkturellen Impuls zu rechnen. Dies würde der Kongress nicht mittragen“, fügte die Helaba-Bankdirektorin hinzu. Mit einer Rate von 2,2 Prozent werde sich das Wachstum in den Vereinigten Staaten im Vergleich zum laufenden Jahr (1,6 Prozent) allerdings leicht beschleunigen. Auch in Deutschland sei mit einem fortgesetzten Wachstum oberhalb des Potenzials zu rechnen. Traud abschließend: „2016 erwarten wir eine Rate von 1,5 Prozent.“
Nach Ansicht von Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, „wird es ein gutes Schlussquartal für die deutsche Wirtschaft – Trump hin, Brexit her“. Dabei dürfte der private Konsum wieder einmal eine tragende Rolle spielen, was durch ein gutes Weihnachtsgeschäft seinen symbolischen Ausdruck finden dürfte. „Der Superstar unter den Branchen ist aber die Bauwirtschaft, deren Lagebeurteilung auf Rekordniveau ist und deren Geschäftserwartungen am Allzeithoch kratzen“, sagte Kater am Freitag dem BME.
„Das Wachstum in Deutschland verliert an Dynamik. Der Aufschwung bleibt vor allem konsumgetrieben“, kommentierte DIHK-Konjunkturexperte Dr. Dirk Schlotböller die aktuellen EMI-Daten. Die Auftragseingänge im Investitionsgütersegment kommen seiner Ansicht nach auch im November nicht in Schwung. 2017 dürfte es insgesamt wohl nur für 1,2 Prozent Wachstum reichen. Immerhin scheine in Russland die Talsohle allmählich durchschritten – die deutschen Unternehmen vor Ort seien zumindest vorsichtig optimistisch. Dort trage die Stabilisierung der Rohstoffpreise zur Bodenbildung bei. „In China stützen derzeit vor allem staatliche Fördermaßnahmen die Konjunktur, während strukturelle Probleme wie Überkapazitäten und die geringe Produktivität in einigen Branchen bestehen bleiben“, sagte Schlotböller am Freitag dem BME.
Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick:
Industrieproduktion: Aufgrund des erneut kräftigen Auftragsschubs wurde die Produktion – wie bereits seit Mai 2013 – auch im November ausgeweitet; diesmal jedoch nicht mehr ganz so stark wie in den zurückliegenden fünf Monaten.
Auftragseingang: Trotz geringfügiger Abschwächung gegenüber Oktober fiel der Auftragszuwachs sowohl bei Global Playern als auch bei KMU im November erneut höher aus als im bisherigen Jahresdurchschnitt. Im Konsum- und Vorleistungsgüterbereich verbuchten die Unternehmen jeweils ein solides, im Investitionsgüterbereich dagegen ein eher moderates Plus.
Die Auslandsnachfrage blieb im Berichtsmonat recht kräftig. Die Steigerungsrate fiel erneut höher aus und lag über dem Durchschnitt der seit 16 Monaten anhaltenden Wachstumsphase. Neuaufträge kamen vor allem aus China und Russland.
Beschäftigung: Trotz der Abschwächung gegenüber Oktober war der achte Jobaufbau in Folge einer der stärksten der vergangenen fünf Jahre. Begründet wurde der erneut kräftige Stellenaufbau mit der guten Auftragslage und Kapazitätserweiterungen.
Einkaufs-/Verkaufspreise: Die Inflationsrate schoss im November in die Höhe und fiel so stark aus wie zuletzt vor fast fünf Jahren. Verantwortlich hierfür waren laut EMI-Umfrage-Teilnehmern die Verteuerung von Rohstoffen (vor allem für Aluminium und Stahl) sowie Währungseffekte. Bei knapp 19 Prozent der Befragten legten die Einkaufspreise zu, und nur bei knapp sechs Prozent sanken sie.
Die dritte Erhöhung der Verkaufspreise in Folge fiel im November wieder etwas schwächer aus als im Oktober und war insgesamt nur moderat. Diejenigen Firmen, die ihre Verkaufspreise anhoben, beabsichtigten damit vor allem, die gestiegenen Einkaufspreise an ihre Kunden weiterzugeben.
Der Markit/BME Einkaufsmanager Index (EMI) gibt einen allgemeinen Überblick über die konjunkturelle Lage in der deutschen Industrie. Der Index erscheint seit 1996 unter Schirmherrschaft des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), Frankfurt. Er wird vom Anbieter von Unternehmens-, Finanz- und Wirtschaftsinformationen IHS Markit mit Hauptsitz in London erstellt und beruht auf der Befragung von 500 Einkaufsleitern/Geschäftsführern der verarbeitenden Industrie in Deutschland (nach Branche, Größe, Region repräsentativ für die deutsche Wirtschaft ausgewählt). Der EMI orientiert sich am Vorbild des US-Purchasing Manager´s Index (Markit U.S.-PMI).
(Quelle: Pressemitteilung des Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME))