Wirtschaft

Willkommen in der Zeitwende, US-Präsident Trump: Zwischen Bangen und Hoffen

„Donald Trump regiert mit einer derartigen Wucht gegen alle volkswirtschaftlichen Erkenntnisse der letzten fünf Jahrzehnte, dass mehr als nur diplomatische Gebäude ins Wanken geraten“ konstatiert Thomas Böckelmann, leitender Portfoliomanager der Euroswitch, in seiner aktuellen Einschätzung der Kapitalmärkte.

Trumps Nichtwissen um wirtschaftliche Zusammenhänge offenbare sich in seiner Überzeugung, die Wirtschaft sei ein Nullsummenspiel, für jeden Gewinner müsse es einen Verlierer geben. Die Tatsache, dass eine globale arbeitsteilige Wirtschaft unterm Strich allen hilft, werde ignoriert. Die ersten „executive orders“ des US-Präsidenten bedeuten einen wirtschaftlichen Rückschritt in eine Abschottung und werden die US-Wirtschaft ohne Korrekturen mittelfristig gegen die Wand fahren, so der erfahrene Investmentexperte.

Trump konzentriere sich, abgesehen von teilweise skurrilen Fakten, auf Industriezweige, die im Zeitalter der Digitalisierung vor großen Problemen stehen – eine Mauer und Zölle werden dies nicht verhindern, im Gegenteil. Die Trumpschen Aktionen werden die Arbeitskosten in den USA dramatisch erhöhen und zu einer Konsumentenpreisinflation führen. „Diese Entwicklung ist pures Gift“, kommentiert Böckelmann, da sie die amerikanische Notenbank FED zu schnelleren Zinsanstiegen zwinge. Diese führen wiederum zu einem immer stärkeren Dollar, der die internationale Konkurrenzfähigkeit amerikanischer Unternehmen weiter schwächt. Es bleibe abzuwarten, wie Apple & Co in den kommenden Monaten reagieren. „Wir glauben nicht, dass in vorauseilendem Gehorsam ähnlich Ford oder General Motors ganze Geschäftsmodelle adjustiert werden“, so Böckelmann.

Derweil sei die amerikanische Elite offensichtlich gewillt, dem neuen Präsidenten eine Schonfrist von 100 Tagen zu gewähren. Anders sei die Lähmung nicht zu erklären, in deren Folge kaum warnende Stimmen aus Politikerkreisen, aber auch aus renommierten amerikanischen Wirtschaftsschulen wie Princeton, Yale oder Harvard zu hören sind. Auch Europa hält sich mit kritischen Stimmen zurück. Erst Trumps jüngste Entscheidungen zur Behandlung von Muslimen seien in das typische politische Empörungsritual gemündet. Angesichts des Brexits und erster Umfragen aus den Niederlanden wissen die Regierenden darum, dass Freihandel bei den Wählern fälschlicherweise nicht wohl gelitten sei. Auch fehle es unverändert an der einenden Stimme Europas. Mit einer gewissen Hoffnung kann auf Frankreich geblickt werden, wo die Präsidentschaftskandidaten Fillon und Macron erstmals schon vor einer Wahl reinen Wein einschenken und dieses neue Verhalten durchaus Chancen hat, mit Wählerstimmen honoriert zu werden.

An den globalen Aktienmärkten bestimmt nach der Trump-Euphorie der Begriff von der „großen Rotation“ das Geschehen. Der Blick auf die teils heftigen Verluste an den Anleihenmärkten lässt Marktteilnehmer eine Rotation aus Zinspapieren in Aktien erwarten. Bei flexiblen Anlegern sei derartiges Verhalten zu mehr Risikobereitschaft schon länger festzustellen. Die globalen Aktienmärkte erlebten zwar im vergangenen Monat nach Trumps Vereidigung zunächst einen rasanten Anstieg, dieser mündete in den letzten Tagen allerdings in eine breite Ernüchterung. Der weitere Jahresverlauf werde spannend bleiben, muss doch die europäische Notenbank EZB den Spagat schaffen, eine deutlich steigende Inflation zu ignorieren, um weiter Staatsanleihekäufe zu rechtfertigen. Auch die US-Notenbank FED stehe vor dem Dilemma, dass die Früchte ihrer Arbeit durch das Wirken der Trump-Administration gefährdet sind. „Insofern bleiben die Märkte vorerst im Bangen und Hoffen um Trump gefangen“, konstatiert der erfahrene Investmentexperte Böckelmann. (Euroswitch)

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