Beim richtigen Zeitpunkt haben Anleger häufig kein glückliches Händchen: Sie steigen oft in Hochphasen ein und steigen aus, wenn der Markt im Keller ist. Natürlich trifft das nicht auf alle Anleger zu, doch das Verhalten ist verständlich.
Denn gerade in Hochphasen wird vermehrt über die Börse gesprochen, was noch mehr Teilnehmer an die Börse lockt. Solch eine Zeit erleben wir gerade wieder. Der DAX und andere Leitindizes haben neue Höchststände erreicht, die Medien titeln einen Rekord nach dem anderen.
Und wieder stellt sich die Frage: Sollte man jetzt noch einsteigen oder lieber warten bis der Markt einknickt? Sollte man nicht lieber warten bis man günstig kaufen und teuer verkaufen kann?
Aufhören, wenn es am schönsten ist – aber wann ist das?
Das Problem an dieser Frage: Sie dreht sich um das richtige Timing. Und das richtige Timing trifft in der Regel niemand, womit der Denkfehler schon in der Frage steckt. Timings sind nämlich immer relativ und der „richtige“ Zeitpunkt lässt sich nur im Nachhinein bestimmen.
So knackte der DAX erstmals im Jahr 2014 die 10.000-Punkte- Marke. Zu diesem Zeitpunkt zu kaufen erschien vielen als ungünstig und teuer. Im selben Jahr war der DAX zwar vorrübergehend eingeknickt, allerdings befindet er sich in diesen Tagen auf einem Niveau von rund 12.500 Punkten, was einem Aufschlag von 25 Prozent entspricht. Neue Höchststände müssen deshalb nicht zwangsläufig bedeuten, dass es keine Luft mehr nach oben gibt.
Wir alle kennen das Sprichwort, man solle aufhören, wenn es am schönsten ist. Übertragen auf die Börse: Man sollte verkaufen, wenn es am höchsten ist. Doch wann ist am höchsten?
Das wissen wir immer erst später – und dann ist es oft auch schon zu spät. Anstatt also auf den „perfekten“ Moment zu warten, sollten sich Anleger eine andere Frage stellen, eine bessere Frage.
Und zwar: Wie steht es um die Fundamentaldaten? Und hier kann man sich anstatt auf Timing-Spekulationen auf echte Fakten stützen. Die Gewinnentwicklung – vor allem europäischer Unternehmen – hat bisher im Durchschnitt die Erwartungen übertroffen.
Gepaart mit der Niedrigzinspolitik der EZB sollte das insbesondere europäischen Unternehmen weiter Auftrieb geben. Positiv ist, dass dies letztlich durch neue Jobs auch an die breite Bevölkerung weitergereicht werden wird. Weiterhin helfen ein niedriger Rohölpreis und ein günstiger Euro zusätzlich – vor allem exportorientierte (und damit viele deutsche) Unternehmen profitieren von einem niedrigen Euro-Kurs.
Der Trend zu Zinserhöhungen in den USA dürfte den Euro-Kurs zusätzlich niedrig halten. Politische Risiken sollte man allerdings berücksichtigen und Rücksetzer einplanen.
Insgesamt sprechen die Fakten jedoch für einen weiteren Aufschwung. Dass der DAX und andere Leitindizes Rekordstände verbuchen, muss also per se kein Verkaufsargument sein. Wer langfristig in die richtigen Unternehmen investiert, für den sind Timings eher zweitrangig.
Wer nämlich seine Hausaufgaben gemacht hat, darüber hinaus sinnvoll streut und die Risiken im Blick behält, der weiß, dass es für seine Gesamtanlage langfristig nach oben gehen wird. Zusätzlich kann man durch einen schrittweisen Einstieg, nämlich mit einem Basisinvestment und einem Ansparplan, das Timing-Risiko ohnehin minimieren.
Vielleicht ist zurzeit nicht der beste Moment für einen Einstieg, doch ist er immer noch besser als gar kein Einstieg. Oder um es mit den Worten einer chinesischen Weisheit zu sagen: Der beste Zeitpunkt einen Baum zu pflanzen war vor 20 Jahren. Der zweitbeste Moment ist heute. (Laureus AG)