Wenngleich Belgien mit einem Bruttoinlandsprodukt von 430 Milliarden Euro wirtschaftlich unbedeutend neben den europäischen Wirtschaftslokomotiven Deutschland (3,1 Billionen Euro) und Frankreich (2,3 Billionen Euro) wirkt, kann anhand der Verfassung der belgischen Wirtschaft dennoch in der Regel gut abgelesen werden, wie es mit der Konjunktur in Europa weiter geht.
Denn Belgien ist sehr exportorientiert und stark verwoben im gesamteuropäischen Handel. Besonders hoch ist der Anteil an Halbfertigerzeugnissen, die insbesondere nach Deutschland geliefert werden.
„Belgien nimmt eine zentrale Rolle im frühen Produktionsstadium in Europa ein und kann deshalb als ein wichtiger Wirtschaftsindikator angesehen werden“, sagt Dirk Pattyn, Portfoliomanager beim Brüsseler Vermögensverwalter Degroof Petercam Asset Management.
„Derzeit laufen die Exporte nach Deutschland auf Hochtouren. Die deutsche Nachfrage ist aufgrund des allgemeinen Wirtschaftsbooms stark. Auch die Einkaufsmanagerindizes in der gesamten Eurozone deuten einen optimistischen Blick der Unternehmen nach vorne an. Die Wahrscheinlich ist somit hoch, dass Europa vorerst auf dem kräftigen Erholungspfad bleiben kann“ ergänzt der Experte.
Aktienmarkt Belgien: Klein, aber oho
Wie die Wirtschaft nimmt auch der belgische Aktienmarkt in Europa eher eine untergeordnete Rolle ein. Der die größten belgischen Börsenwerte umfassende Leitindex BEL20 kommt gerade einmal auf eine Marktkapitalisierung von aktuell 425 Milliarden Euro. Knapp 50 Prozent davon entfallen auf den Konsumgütergiganten Anheuser-Busch InBev – das mit Abstand am stärksten kapitalisierte Unternehmen in Europa und damit die deutliche Nummer 1 im Börsenbarometer Euro Stoxx 50.
Anleger sollten ihren Blick neben den großkapitalisierten BEL20-Werten aber auch auf die kleinen und mittleren börsennotierten Unternehmen richten, meint Dirk Pattyn.
So sind es auch die kleinen und mittleren Werte, die den Manager des aktiv gesteuerten DPAM B INVEST Equities Belgium mittel- bis langfristig am meisten begeistern. Dazu zählt beispielsweise Jensen, ein weltweit führender Anbieter von industriellen Wäschereisystemen, CFE, führend in der Vertiefung von Wasserstraßen und als Konstrukteur von Offshore-Windanlagen, Lotus Bakeries, ein namhafter Hersteller von Karamellbiskuits, sowie Kinepolis als gut gemanagter regionaler Kino-Betreiber.
Total Returns belgischer Aktien werden wettbewerbsfähig
Während in der langen Historie des belgischen Aktienmarktes im Schnitt eine tendenzielle Underperformance im Vergleich zu anderen europäischen Finanzstandorten zu beobachten war, schlägt sich der Aktienmarkt in Europas Hauptstadt Brüssel mittlerweile sehr passabel.
Mit einem realen Gesamtertrag, also inklusive reinvestierter Dividenden, von 2,9 Prozent pro Jahr (von der Jahrtausendwende bis 2016) liegt der belgische Aktienmarkt vor seinen großen Nachbarn Deutschland (2,2 Prozent) und Frankreich (1,7 Prozent).
Gegenüber dem gesamteuropäischen Markt ist der belgische Aktienmarkt in den Sektoren Finanzen, Telekommunikation und Basiskonsumgüter überrepräsentiert, während die Sektoren Zyklische Konsumgüter und Industrie unterrepräsentiert sind.
„Der Schwerpunkt nicht-zyklischer Sektoren kann belgischen Titeln im Falle von Turbulenzen an den europäischen Aktienmärkten durchaus einen Vorteil einräumen. Wer allerdings an einen zyklischen Aufschwung in Europa glaubt, der sollte vielmehr auf die Aktienmärkte am Rande der Europäischen Union setzen“, sagt der Portfoliomanager. (Degroof Petercam)