Zwar sieht es derzeit so aus, als könnte sich der Wechsel in der Geldpolitik nur sehr langsam vollziehen. Denn die Notenbanken haben keinen Grund zur Eile, die Inflationsaussichten sind zwar angestiegen, doch sie halten sich immer noch in Grenzen.
Das muss aber nicht so bleiben. Besonders in den USA besteht das Risiko, dass sich die Inflationsrate beschleunigt und damit die Notenbank unter Druck setzt. Welchen Kurs wird die Fed dann verfolgen?
Wir unterscheiden im Folgenden zwischen drei aufeinander folgenden, geldpolitischen Phasen bzw. Regimen:
Ende der 60er Jahre begann die Phase der geldpolitischen Inflationsbekämpfung, die bis zum Ende der 80er bzw. Anfang der 90er Jahre anhielt. Seit Anfang der 90er Jahre agierte die Geldpolitik eher „wachstumsgetrieben“ und der Kampf gegen die Inflation rückte in den Hintergrund.
Mit Ausbruch der Wirtschafts- und Finanzkrise 2007 und bis heute steht für die Geldpolitik eindeutig die Krisenbekämpfung im Vordergrund. Es wurden neue Instrumente entwickelt und der Fokus der Zentralbanken verschob sich zusehends von der Realwirtschaft zu den Finanzmärkten.
Was ist die neue Strategie?
Zunächst liegt sicherlich eine Rückkehr zur Strategie der Wachstumssteuerung nahe, die schon vor der Finanzmarktkrise das herrschende Paradigma war. Die meisten Finanzmarktakteure können sich noch mehr oder weniger gut daran erinnern. Schon diese Strategie könnte jedoch mit Blick auf die kommenden ein bis zwei Jahre zu Zinsanhebungen führen, die die aktuellen Erwartungen der Marktakteure deutlich übertreffen.
Sollten sich die Zentralbanken jedoch gezwungen sehen, tatsächlich zurückzukehren zur Anti-Inflationspolitik der 70er und 80er Jahre, dann würde für die Finanzmärkte ein böses Erwachen drohen. Es gibt einige strukturelle und politische Risikofaktoren, die vor diesem Hintergrund unbedingt im Auge behalten werden sollten. (DZ Bank)