Die Digitalisierung als nächste industrielle Revolution mache sich bei den Unternehmen und Branchen in Deutschland höchst unterschiedlich bemerkbar, so das Fazit einer Studie, die Chefvolkswirt Uwe Burkert am 6. September in Stuttgart vorstellte.
„Die IT-, Kommunikationstechnologie- sowie Telekom-Branche sind die größten Gewinner der Digitalisierung. Unsicherheit herrscht vor allem über die weitere Entwicklung der Automobilbranche.“
Nach Ansicht des LBBW Research profitieren zwar praktisch alle Branchen der deutschen Wirtschaft von der Digitalisierung. Es sei aber erkennbar, dass Unternehmen, die sich nicht rechtzeitig anpassen, rasch von völlig neuen und branchenfremden Wettbewerbern abgelöst werden. Schließlich beschränke sich Digitalisierung nicht nur auf die Automatisierung von Prozessen, sondern bedeutete auch die Veränderung von Produkten und den Wandel ganzer Geschäftsmodelle.
Der Studie zufolge investieren bislang vor allem Klein- und mittelständische Unternehmen. Viele Großunternehmen haben den Veränderungsdruck noch nicht ausreichend erkannt oder scheuen sich vor den hohen Investitionen. Die LBBW-Analysten rechnen hier jedoch mit einer Trendwende und erwarten, dass in wenigen Jahren mehr 20 Prozent der Großunternehmen hoch digitalisiert sind.
Einzelhandel steckt mitten im Digitalisierungssog
Bis 2030 sollten sich durch die Digitalisierung rund 850.000 Arbeitsplätze deutlich verändern, schätzen die Analysten. Trotzdem müsse niemand vor der Digitalisierung Angst haben. Lediglich 100.000 dürften – vor allem aus dem Maschinen- und Anlagenbau – bedroht sein, im Idealfall gar nur 60.000 Stellen wegfallen.
Zugleich entstehen zahlreiche Tätigkeitsfelder, Unternehmen und ganze Wirtschaftszweige neu. Hinzu käme das Kostensenkungspotenzial der Digitalisierung, das je nach Branche 2-3,5 Prozent pro Jahr betragen könne.
Profitieren sollten nach Einschätzung der Analysten vor allem die Branchen Telekommunikation und Technologie als Lieferanten und Betreiber von Kommunikationsnetzen, Hardware und Software für die anderen Wirtschaftsbereiche.
Besonders stark ist aktuell der Einzelhandel vom Strukturwandel betroffen. Die Pharmabranche wird demnach nur einen langsamen digitalen Wandel erfahren, während besonders die Versorger noch hohes Digitalisierungspotenzial haben.
Um die Potenziale der Digitalisierung voll auszuschöpfen, sei jedoch nicht nur die Industrie gefordert, urteilt das LBBW Research. Vielmehr müssten sich Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft stärker vernetzen, um die Digitalisierung erfolgreich voranzutreiben. (LBBW)