Aber ein zweiter Blick offenbart, dass der Markt nicht frei von Risiken ist. Und diese lauern an Stellen, wo sie kaum jemand vermutet.
Der Immobilienmarkt gilt als sicher, Deutschland als Immobilien-Wunderland. Trotzdem lohnt es sich, genauer hinzusehen, denn Krisen entstehen oft genau dort, wo niemand sie vermutet.
Bei der Bewertung des Marktes findet das Mittelfeld kleiner Städte vergleichsweise geringe Beachtung. Nur wenige kümmern sich um Gebiete wie Höxter, Koblenz oder Goslar. Aber gerade hier verzeichnet die Entwicklung der Bevölkerung einen Rückgang, was sich gegenläufig zu den steigenden Immobilienpreisen vor Ort zeigt.
Auch ein Blick auf die Binnenwanderung offenbart Überraschendes: Im Gegensatz zu der weitläufigen Einschätzung verzeichnen dünn besiedelte ländliche Regionen einen positiven Zuwanderungstrend. Darüber hinaus ziehen inzwischen mehr Menschen von West nach Ost als umgekehrt. Dies sind Trends, die in dieser Form von der Branche nicht zwingend erwartet wurden.
Zuwanderung sorgt für verzerrtes Bild
Warum aber wird dies in Beobachtungen des Marktes nicht sofort offensichtlich? Dies hängt damit zusammen, dass 90 Prozent des Zuzugs in Großstädte derzeit durch Zuwanderung aus dem Ausland erfolgt. Der prognostizierte Rückgang der deutschen Bevölkerung dagegen hat erst sehr langsam begonnen.
Zwar bietet der Markt in schrumpfenden Städten und Regionen ein Überangebot an zu veräußernden Immobilien, aber wer es sich leisten kann, der kauft oder baut nach seinen eigenen Vorstellungen. Erleichtert wird dies durch die extrem niedrigen Zinsen und die geringen Einstiegshürden beim Eigenkapital.
Die Folgen hierfür sind einschneidend, denn viele Vermieter oder Verkäufer guten Wohnraumes können ihre Objekte kaum noch veräußern. Räumlich betrifft dies keine Randgruppe, sondern ein Drittel des Landes.
Sollte sich also in Bezug auf die Niedrigzinsen ebenso wenig ändern wie bei der Politik der offenen Grenzen, so steht zu befürchten, dass sich im Bereich der Metropolen kaum eine Verschiebung ergibt. Im Gegensatz dazu könnte die Bevölkerungsentwicklung die Käufernachfrage in kleineren Städten womöglich ins Bodenlose sacken lassen. (I.Blisse/ Red.)