Investmentfonds

Studie: Wissen über Geld wichtiger als Wissen zur Gesundheitsvorsorge

Das Wissen über Geld und persönliche Finanzen ist für die Deutschen der wichtigste Bildungsbereich, noch vor Gesundheit, Politik und Ernährung. Nach Expertenmeinung wird die Bedeutung in den nächsten zehn Jahren sogar weiter ansteigen.

Das belegt eine Studie von Kantar EMNID im Auftrag von Union Investment. Wie es tatsächlich um das Wissen rund ums Geld steht – da gehen die Meinungen allerdings auseinander. Während die breite Bevölkerung die eigene Finanzkompetenz als gut einschätzt, sehen das Fachleute ganz anders. „Die Studie zeigt, dass Experten Defizite bei der finanziellen Bildung feststellen. Das Überraschende dabei ist, dass diese Defizite den eigentlich Betroffenen im Alltag möglicherweise gar nicht auffallen. Das kann sie teuer zu stehen kommen“, sagt Hans Joachim Reinke, Vorstandsvorsitzender von Union Investment. „Die Ergebnisse der Studie sind Grund genug, uns weiter mit dem Thema auseinanderzusetzen und im Dialog mit den gesellschaftlichen Gruppen nach Lösungsansätzen zu suchen.“

Im Rahmen der Studie von Kantar EMNID wurden eine quantitative bevölkerungsrepräsentative Befragung unter 1.014 Personen im Alter ab 14 Jahren durchgeführt und außerdem 600 Experten aus Finanzindustrie, Journalismus, Lehrerschaft, Politik und Verbraucherschutz befragt. Es zeigt sich, dass die Ansichten über Wissen, Herausforderungen und Verantwortung weit auseinandergehen. Einigkeit besteht allerdings darin, dass das Wissen über Geld und persönliche Finanzen für alle Befragten noch vor Gesundheit, Politik und Ernährung der wichtigste Bildungsbereich ist. Für jeden zweiten Befragten aus der Bevölkerung (52 Prozent) und zwei Drittel der Experten (65 Prozent) hat es heute zwar schon eine hohe Priorität. Tatsächlich ist die faktische Relevanz deutlich geringer, sagen 46 Prozent der Experten. Sie rechnen aber damit, dass die Bedeutung der Finanzbildung in den kommenden Jahren deutlich steigen wird. 61 Prozent gehen davon aus, dass das Thema in zehn Jahren äußerst oder sehr wichtig sein wird.

Schlechte Schulnoten für das Finanzwissen der Deutschen

Auseinander gehen die Urteile von Experten und der Bevölkerung bei der Einschätzung des Finanzwissens in Deutschland. Während die Bevölkerung sich selbst die Schulnote 2,5 gibt, erhält sie von den Experten nur eine 3,8. Mehr als 50 Prozent der befragten Bevölkerung bewerten das eigene Wissen mit gut oder sehr gut. Nur 5 Prozent der Experten vergeben diese Noten.

Die größten Defizite verspüren die Deutschen, wenn es um Themen wie Altersvorsorge (89 Prozent), Zinsen und Schulden, Ratenzahlung und Haushaltsbudget (79 Prozent), Zinsen und Sparen (76 Prozent) oder Versicherungen (72 Prozent) geht. Je nach Altersgruppe wechseln die Schwerpunkte. „Mangelndes Wissen zum Thema Geld und Finanzen zieht sich wie ein roter Faden durch die Biografien vieler Menschen in unserem Land. In jeder Altersstufe rücken unterschiedliche Fragestellungen in den Mittelpunkt“, sagt Reinke. Zudem fällt beim Vergleich zwischen den Antworten der Experten und der Gesamtbevölkerung auf, dass zusätzliches Wissen zum Thema Geldanlage mit Aktien und Fonds von jedem zweiten Experten (53 Prozent), aber nur von jedem dritten Befragten (33 Prozent) aus der Bevölkerung als wichtig erachtet wird.

Woran liegt es, dass die befragten Experten beim Thema Finanzbildung zu einem so kritischen Urteil kommen? Als größte Hindernisse sehen sie eine unzureichende Behandlung des Themas in der Schule (52 Prozent), mangelnde Wissensvermittlung im Elternhaus (50 Prozent) und fehlende Eigenverantwortung junger Menschen (48 Prozent). Als nicht positiv besetztes Lifestyle-Thema benennt knapp die Hälfte der befragten Experten „Desinteresse“ als weiteres großes Hindernis. „Die Zahlen legen nahe, dass es nicht die eine ultimative Ursache für die Herausforderungen in der Finanzbildung gibt. Es scheint ein Mix aus verschiedenen Faktoren zu sein“, so Reinke.

Die Hauptverantwortung für die Vermittlung von Finanzwissen weisen Experten derzeit vor allem den Familien (73 Prozent), gefolgt von den Schulen (55 Prozent) zu. Dafür erhalten die Eltern von den Fachleuten allerdings nur eine schwache Schulnote von 3,7. Noch schlechter fallen die Noten für die Vermittlung von Finanzwissen in den Schulen (4,1) aus. Auch die Politik bekommt von den Experten eine 4,0.

Besonders umstritten ist die Rolle der Schule. Nur jeder dritte Deutsche (36 Prozent) gibt an, dass ihm wichtiges, auch heute noch relevantes Finanzwissen in der Schule vermittelt wurde. Die befragten Experten signalisieren vor allem den Schulen, dass diese sich intensiver des Themas annehmen sollen. Impulse erwarten sie dabei von der Politik, die sich selbst aber deutlich weniger in der Verantwortung sieht. Eltern, Politik und Schule erfüllen demnach nicht die Erwartungen und weisen die Verantwortung für Verbesserungen jeweils den anderen gesellschaftlichen Akteuren zu.

Die Studie zeigt, dass die Schule nur ein Teil der Lösung ist, ihre Rolle aber trotzdem deutlich gestärkt werden sollte. 73 Prozent der Bevölkerung wünschen eine bessere Verankerung der Finanzbildung bereits in unteren Jahrgängen, 61 Prozent fordern dafür ein eigenes Schulfach.

Erwachsenenbildung ist wichtiger Baustein

Überraschenderweise sieht ein Großteil der Befragten eine Lösung des Problems in der Öffnung der unternehmensinternen Weiterbildung. Vier von fünf Befragten (83 Prozent) halten es für chancenreich, das Thema Finanzbildung über innerbetriebliche Maßnahmen zu fördern. Drei Viertel der Befragten (74 Prozent) wünschen sich eine Stärkung der Elternkompetenzen. Auf Platz drei folgt die Schule mit 73 Prozent. „Es überrascht, dass Finanzbildung als Teil des Arbeitsverhältnisses gesehen wird. Hier anzuknüpfen könnte ein Baustein auf dem Weg zu einer verbesserten Finanzbildung in Deutschland sein“, sagt Reinke.

Nach Ansicht von Union Investment zeigen die Studienergebnisse einerseits, wie groß der Handlungsbedarf bei dem Thema ist und wie erheblich teilweise die Unterschiede im Meinungsbild der verschiedenen befragten Gruppen sind. Reinke: „Wir möchten mit der Studie die öffentliche Debatte über das Thema voranbringen und suchen dazu den Dialog mit den betroffenen Gruppen.“ Im nächsten Schritt werden nun mit Experten Lösungen gesucht.

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(UI)

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