Ein Klassiker, wenn es um das Thema „öffentliche Zustimmung“ geht, ist natürlich weiterhin die Regulierung der Finanzberatung und der dazugehörige Verbraucherschutz. Egal, was verkündet wird, hier ist Applaus zu erwarten und den haben die Koalitionäre auch bitter nötig. Erstaunlich war, dass auch die überregionale Presse von diesem Thema so begeistert war, dass aus einem einfachen Beschluss, der Stiftung Warentest 1,5 Mio Euro zur Klassifizierung von Finanzprodukten zur Verfügung zu stellen, gleich die Meldung wurde: Ein Finanz-TÜV wird eingeführt. Problem ist bloß: Davon steht nichts in dem Koalitionspapier, ein Finanz-TÜV wurde also gar nicht beschlossen.
Dennoch kommt das Thema Finanz-TÜV immer wieder auf die Agenda. Aber als ständigen Begleiter hat diese Idee eben auch, dass ein solches TÜV-Urteil oder TÜV-Siegel eben ein Geburtsfehler mit sich bringt: Wer haftet dafür? Ist ein solches Qualitäts-Urteil wirklich denkbar, wenn die ausgebende Stelle nicht dafür haftet? Ich glaube nicht. Ein weiteres Siegel, was Anleger und Berater/Vermittler in Sicherheit wiegt, für dessen Aussage am Ende aber keiner einsteht, das braucht niemand. Im Gegenteil, das ist gefährlich.
Wie können Berater/Vermittler auf diese Diskussion reagieren? Ganz einfach, in dem sie selbst eine Qualitätskontrolle durchführen. Dazu werden aber sie nicht durch Produktpräsentationen in die Lage versetzt. Diese sind wichtig, weil sie Emotionen für ein abstraktes Produkt wecken, die dann auch an Kunden weitergegeben werden können. Aber zur Qualitätsbeurteilung ist eine Top-Qualifikation nötig, die jeden Berater/Vermittler in die Lage versetzt, ein Produkt einschätzen und auf seine jeweilige „Kundentauglichkeit“ hin überprüfen zu können. So etwas ist nicht an einem Nachmittag zu erwerben, wohl aber berufsbegleitend mit hoher staatlicher Förderung. Insofern kann der Gesetzgeber flächendeckend „Finanz-TÜVs“ einrichten. Er muss die Förderung von Qualifikationen einfacher und flexibler machen. Wenn alle Berater/Vermittler dann gut ausgebildet sind, hat sich die Diskussion um einen staatlichen Finanz-TÜV schon von ganz allein erledigt.
Autor: Wolfgang Kuckertz, Dipl. Kfm., Vorstand der GOING PUBLIC! Akademie für Finanzberatung in Berlin (www.going-public.edu) und Geschäftsführer der GOING PUBLIC! Dr. Kriebel Beratungsrechner GmbH (www.beratungsrechner.de). Mitglied in zahlreichen IHK-Prüfungsausschüssen und Buchautor.