Huber verweist auf das Prinzip der kommunizierenden Röhren, nach welchem sich auf längere Sicht die riesigen Bewertungsunterschiede ausgleichen werden. Diesen Ausgleich könne nur ein Steigen der Aktienkurse oder ein Fallen der Anleihekurse – oder eine Kombination aus beidem – herbeiführen. Dabei setzt er einen Kontrapunkt gegenüber vielen Börsenexperten, die sich angesichts der aktuellen Börsenstände pessimistisch für Aktien äußern.
Die Oberurseler Investmentexperten zeigen in ihrem aktuellen Marktkommentar, dass das sehr reife Stadium des seit mehr als acht Jahre andauernden derzeitigen Börsenaufschwungs noch nicht beendet sein muss. Nicht Altersschwäche, sondern eine restriktive Notenbankpolitik, war in der Vergangenheit oftmals die Ursache für das Ende eines Aktienaufschwungs. Dafür aber hätten die bisherigen Zinsanhebungen nicht ausgereicht, heißt es im Marktkommentar weiter.
Gute Renditeaussichten
Bei der Analyse der Bedeutung der Zinsenwicklung für die Börsen wird auf deren zentrale Bedeutung verwiesen: Die Bewertungen von Aktien und Anleihen stehen in einem direkten Zusammenhang. Denn die Bewertung der Aktienmärkte hängt von der Entwicklung der künftigen Unternehmensgewinne und dem langfristigen Zins als Abdiskontierungsfaktor ab. Während Demografie und Technologiefortschritt die Unternehmensgewinne weiter befeuern könnten, bahne sich dagegen bei den Zinsen ein Paradigmenwechsel an.
Die in der Vergangenheit durchschnittliche Rendite für 10-jährige Anleihen werde sich aufgrund der hohen Staatsverschuldung von 6 Prozent auf 3 Prozent verschieben. Das hat zum einen zur Folge, dass das durchschnittliche KGV als Ausdruck des Fair Value von Aktien von durchschnittlich 16 bis 17 auf 33 steigen werde – im Vergleich zu gegenwärtigen Niveaus ist also durchaus noch Luft nach oben. Zum anderen bedeutet dies, dass die Rendite von 10-jährigen von aktuell 0,3 Prozent auf 3 Prozent, also um das Zehnfache steigen werde.
Anstieg der Inflation
Die Oberurseler erwarten – wiederum im Gegensatz zu vielen anderen Experten – eine Rückkehr der Inflation. Gründe dafür sehen sie in der Notenbankpolitik, in Globalisierungsfolgen, in der Lohn- und Kreditentwicklung sowie im Rohstoffzyklus. Insbesondere China exportiere nach Jahren der Deflation mit im zweistelligen Prozentbereich wachsenden Löhnen mittlerweile Inflation.
„Auf der Suche nach den Oasen in der Zinswüste favorisieren wir Shortpositionen in Zins-Futures, inflationsgeschützten Anleihen und hochverzinslichen Lokalwährungsanleihen aus den Schwellenländern,“ schreiben die Experten. Bevor Investoren die Bewertung von Staats- und Unternehmensanleihen allerdings endgültig in Frage stellen und die neuen Verhältnisse akzeptieren würden, sei möglicherweise noch ein wenig Geduld vonnöten, so das abschließende Resümee Hubers.
(StarCapital)