Wirtschaft

Politische Unruhe in Italien

Die Wechselwirkung zwischen Länderrisiko und Finanzsektor

skylark / Pixabay


Die Spannungen bei den Renditen von Staatsanleihen aus Italien haben die Anleihen vom Privatsektor des Landes rasch beeinflusst. Trotz der jüngsten Fortschritte im Bankensektor in Italien in Bezug auf die Solvenz und den Abbau ausstehender notleidender Kredite sind vor allem Anleihen aus dem Finanzsektor und insbesondere Nachranganleihen betroffen. Schließlich bleibt die Wechselwirkung zwischen dem Finanzsektor und Staatsanleihen erheblich, was verständlich ist.

Mit Stand 29. Mai sind die Credit Spreads der Markit-Indizes „iBoxx EUR Financials Italy“ und „Germany“ seit Monatsbeginn um jeweils 102 Basispunkte und 20 Basispunkte gestiegen. Der durchschnittliche Spread des „Iboxx Contingent Convertible Developed Market“-Index (Benchmark entsprechend CoCos Additional Tier 1 Debt) stieg von 335 Basispunkte auf 472 Basispunkte mit einer Performance von -4,9% für den Index im Berichtszeitraum.

Moodys hat Rating Italiens negativ bewertet

Die Wechselwirkung zwischen Länderrisiko und Finanzsektor kann auf verschiedenen Ebenen festgestellt werden.
Zum einen bewerten die Ratingagenturen die Kreditqualität eines Finanzinstituts teilweise anhand des Länderrisikos. Moodys hat das Rating Italiens negativ bewertet, was sich im Falle einer Herabstufung des Ratings der Regierung auf das Rating bestimmter Finanzinstitute auswirken könnte.

Darüber hinaus halten Banken und Versicherungsunternehmen in der Regel lokale Staatsanleihen, die sie finanziell an ihre Performance binden. So hält die UniCredit rund 51 Mrd. Euro an Staatspapieren aus Italien mit einem Kernkapital CET1 (Common Equity Tier 1) von 47 Mrd. Euro. Damit verfügt die UniCredit-Gruppe über ein Kapitalpuffer von 13,9 Mrd. Euro im Vergleich zu den regulatorischen Anforderungen. Mit anderen Worten, die Bank könnte theoretisch einen Nettoverlust von mehr als 13 Mrd. Euro erleiden (d.h. einen Verlust von 27% gegenüber den gehaltenen 51 Mrd. Euro), ohne dass dies die Einhaltung der aufsichtsrechtlichen Anforderungen der EZB gefährdet oder die Couponzahlungen für Additional-Tier-1 (AT1) CoCos in Frage stellt.

Auch Intesa Sanpaolo hielt Ende März 29,9 Mrd. Euro in Staatsanleihen aus Italien (ohne Wertpapiere, die von ihrer Versicherungstochter gehalten wurden) und ein Kapitalpuffer in Höhe von 14,6 Mrd. Euro, der über die regulatorischen Anforderungen hinausging. Die Emittenten aus Italien, in die wir investiert sind, sind daher ausreichend kapitalisiert, um einen viel größeren Schock auf die italienischen Staatsschulden zu absorbieren, als wir gerade erleben.

Heute sind die Kapitalpuffer der wichtigsten Banken und Versicherungsgesellschaften in Italien entscheidend, besonders im Hinblick auf regulatorische Anforderungen und frühere Krisen. Ohne Berücksichtigung des Szenarios einer Umstrukturierung der Staatsschulden Italiens reichen diese Puffer in der Tat weitgehend aus, um einen deutlichen Rückgang der Bewertungen der Staatsanleihen des Landes zu absorbieren. Darüber hinaus sind die jüngsten veröffentlichten Ergebnisse beruhigend und haben nach mehreren Quartalen eine positive operative Entwicklung der Banken (Verkäufe von notleidenden Vermögenswerten und verbesserte Rentabilität) erfahren, während Generali seine Solvabilitätsspanne weiter verbessert hat (211% Ende März 2018). Schließlich wird ein erheblicher Teil dieser ausstehenden öffentlichen Schulden in den Portfolios der Banken als „bis zur Fälligkeit gehalten“ vermerkt und beeinflusst daher weder ihre Gewinn- und Verlustrechnung noch ihr Eigenkapital.

Die Volatilität von Staatsanleihen aus Italien kann daher die Rentabilität der Banken belasten. Dies wirkt sich auf ihre Finanzierungskosten und damit auf ihre Nettozinsmarge aus, führt jedoch derzeit nicht zu einer signifikanten Auswirkung auf die Bilanzen.

(La Française)

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