„Auslöser unserer Zuversicht ist der gegenwärtige Hype, der um das Unternehmen WeWork getrieben wird“, sagt der Value-Investor. „WeWork ist vom Geschäftsmodell her mit IWG vergleichbar, nur dass WeWork zurzeit eher als Lifestyle-Titel gehandelt wird, während IWG mit den besseren Fundamentaldaten aufwarten kann.“
Die beiden IWG Marken «Regus» und «Spaces» bieten über weltweit verteilte Business-Center flexible Bürolösungen an. So ist IWG über «Regus» mit über 3300 Bürocentern in 1000 Städten in 110 Ländern vertreten, während WeWork mit 383 Bürostandorten in 67 Städten in 24 Ländern wirbt.
Der Kurs der Aktie IWG plc, die sich seit November 2017 in den Portfolios der Classic Fonds befindet, entwickelte sich zuletzt sehr volatil. Im Dezember 2017 legte er stark zu, als ein Private-Equity-Konsortium öffentlich Interesse an IWG bekundete. Als der Deal platzte, sackte der Kurs wieder ab, um im Mai 2018 wieder nach oben zu schnellen, weil nicht weniger als vier andere Private-Equity-Firmen ein Übernahmeangebot ankündigten.
WeWork wiederum ist im August 2017 in die Schlagzeilen geraten, als einer der weltweit größten Risikokapitalgeber, Softbank’s Vision Fund, 4,4 Mrd. USD in die verlustschreibende Firma investierte und sie mit stolzen 20 Mrd. USD bewertete. „Im Gegensatz dazu war IWG zur gleichen Zeit an der Börse mit lediglich 3 Mrd. USD bewertet – trotz profitablem Geschäft, viermal höherem Umsatz und deutlich mehr Standorten“, erklärt von Wyss.
Der Bewertungsunterschied dürfte daher rühren, dass sich WeWork selbst nicht als Immobilienunternehmen bezeichnet, sondern als Lifestyle-Firma, die Personen mittels Technologie zusammenbringt. Allerdings verbrennt WeWork mit dem angeschlagenen hohen Entwicklungstempo auch viel Geld. So hat die Firma zur Finanzierung des Wachstums unlängst eine Anleihe über 700 Mio. USD begeben. Im Verkaufsprospekt im Rahmen der Emission war zudem nachzulesen, dass das Unternehmen 2017 einen Verlust von fast 1 Mrd. USD erwirtschaftete. Dessen ungeachtet hob der Vision Fund seine Bewertung für WeWork gerade erst auf 35 Mrd. USD an.
Die gute Nachricht ist, dass der Hype um WeWork den Fokus von Anlegern und Analysten auch auf IWG lenken dürfte. Zudem verlautbarte IWG’s CEO Mark Dixon in einer Analystenkonferenz, dass für Kunden bei der Wahl einer kurzfristigen Büroräumlichkeit die Lage entscheidend sei und nicht die Marke. Klarer Vorteil für IWG. Zudem ziehe er in Betracht, das «Spaces»-Geschäft von IWG an die Börse zu bringen, falls WeWorks Börsengang zu den überhöhten Bewertungen erfolge. „In diesem sehr optimistisch kalkulierten Fall käme «Spaces» allein, obschon nur halb so groß wie WeWork, auf ein Mehrfaches der aktuellen Börsenkapitalisierung der gesamten IWG von rund 3,7 Mrd. USD“, sagt von Wyss.
„Die derzeitige Aufregung um Anbieter von flexiblen Bürolösungen dürfte helfen, den fairen Wert der soliden, etablierten und profitablen IWG, den wir auf 3,65 GBP je Aktie schätzen, zu realisieren“, so von Wyss weiter. Beim aktuellen Kurs von 3,15 GBP rechnet er damit, dass entweder das gesamte Unternehmen eine Übernahmeofferte erhalten wird, oder die Aktien über kurz oder lang von der Börse höher bewertet werden.
(BWM)