Wirtschaft

EMI: Industrie trotz globaler Risiken weiter auf Wachstumskurs

Die deutschen Industrieunternehmen verzeichneten im August solide Zuwächse bei Produktion und Beschäftigung

MustangJoe / Pixabay

Allerdings wuchsen die Neuaufträge weniger stark als im Vormonat und die anhaltenden politischen Spannungen auf globaler Ebene dämpften die Geschäftsaussichten leicht. Zudem fiel das Plus bei den Exportaufträgen so gering aus wie seit über zwei Jahren nicht mehr. Das signalisiert der finale saisonbereinigte IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI), der im August bei 55,9 Punkten und damit 1,0 Zähler unter dem Wert vom Vormonat notierte. Zusammen mit dem Wert vom Juni dieses Jahres ist das der niedrigste Index seit achtzehn Monaten. Gleichzeitig liegt das wichtige Konjunkturbarometer bereits seit mehr als dreieinhalb Jahren über der 50-Punkte-Referenzlinie und ist damit ein Beleg für das anhaltend robuste Wachstum der deutschen Industrie.

 

Der PMI spiegelt das Ergebnis der August-Umfrage zur Konjunkturlage in der deutschen Industrie in einem Wert wider. Eine EMI-Notierung unter der Referenzlinie von 50 zeigt an, dass die Geschäfte des Verarbeitenden Gewerbes im Vergleich zum Vormonat schrumpften; Werte über 50 signalisieren Wachstum. Ein Index von 50 bedeutet keine Veränderung zum Vormonat.

 

„Die wachsenden internationalen Spannungen können dem Verarbeitenden Gewerbe in Deutschland offenbar nur wenig anhaben. Das belegen die finalen EMI-Daten für den Berichtsmonat August“, betonte Dr. Silvius Grobosch, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), am Dienstag in Frankfurt. Dennoch seien die von ihnen ausgehenden Gefahren für die internationalen Lieferketten nicht zu unterschätzen. „Sorge bereiten unseren Einkäufern zudem die erneut stark gestiegenen Beschaffungspreise. So haben sich in jüngster Zeit vor allem Stahl und Rohöl verteuert“, fügte Grobosch hinzu.

 

„Die konjunkturelle Abkühlung setzte sich laut EMI im August fort. Dies überrascht vor dem Hintergrund der weltpolitischen Unsicherheit nicht“, kommentierte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, am Dienstag auf BME-Anfrage die aktuellen EMI-Daten. Zunehmende protektionistische Maßnahmen von Donald Trump mit dem Damoklesschwert Autozölle seien für die deutsche Industrie ein Risiko. Darüber hinaus werden nach Einschätzung der Helaba-Bankdirektorin auch zahlreiche Schwellenländer zur Belastung, da deren strukturelle Schwächen mehr und mehr zu Tage treten. Das Wachstum werde in Deutschland 2018 die Dynamik des Vorjahres nicht halten können. Aufgrund der starken Binnenkonjunktur sei laut Traud „aber immerhin ein Wachstum von 1,8 Prozent und somit oberhalb der Beschäftigungsschwelle wahrscheinlich“.

 

„Die Industrieproduktion wächst, allerdings bleiben die Raten deutlich hinter der Dynamik des vergangenen Jahres zurück. Die Verunsicherung angesichts der handelspolitischen Verwerfungen ist schon jetzt ein Bremsklotz der konjunkturellen Entwicklung“, bewertete DIHK-Konjunkturexpertin Sophia Krietenbrink am Dienstag die aktuellen EMI-Daten. Mehr als jedes dritte Industrieunternehmen sehe laut DIHK-Konjunkturumfrage in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen ein Risiko für seine Geschäfte. Gleichwohl planten sie derzeit noch mit expansiven Investitionen. Tragfähige Lösungen bei den Handelskonflikten mit den USA wären nach Krietenbrinks Ansicht wichtig, „damit sich diese Absichten auch materialisieren“.

 

„Trotz der Eintrübung in der Industrie geben die Einkaufsmanagerindizes im August ein klares Wachstumssignal für Deutschland wie auch für den Euroraum insgesamt. Nimmt man die positive Entwicklung bei den Dienstleistern hinzu, rechnen wir für das gesamte Jahr in Deutschland mit einem Wachstum von etwa zwei Prozent, trotz aller Verunsicherungen und Turbulenzen“, sagte Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, am Dienstag dem BME.

 

Nach Einschätzung von Phil Smith, Principal Economist bei IHS Markit, „sehen die aktuellen Daten auf den ersten Blick verhältnismäßig gut aus: Mit 55,9 Punkten liegt der EMI komfortabel auf Wachstumsterrain und deutlich über seinem langjährigen Durchschnitt von 52,5.“ Verglichen mit den Werten vom Jahresanfang werde allerdings ersichtlich, dass sich das Wachstum merklich abgeschwächt habe; und es gebe Warnsignale, dass sich die Abkühlung in den nächsten Monaten fortsetzen könnte. Im Moment jedoch sehe es vorerst danach aus, dass die Industrie auch im dritten Quartal einen positiven Beitrag zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum leisten werde – dank der anhaltend kräftigen Zuwächse in der Produktion.

Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick:

Industrieproduktion: Nach Bereinigung saisonaler Faktoren steigerte die Industrie auch im August ihre Produktion, womit das Wachstum seit mittlerweile über fünf Jahren anhält. Die Steigerungsrate blieb im Vormonatsvergleich nahezu unverändert und damit auf starkem Niveau. Unternehmen, die Zuwächse verbuchten, schrieben dies in den meisten Fällen dem Plus an Neuaufträgen zu.

 

Auftragseingang insgesamt/Export: Der Auftragsneueingang schwächte sich im August leicht ab. Der saisonbereinigte Teilindex notierte auf dem zweitniedrigsten Wert seit nahezu zwei Jahren und signalisierte damit deutlich geringere Zuwächse als noch Ende 2017. Detailergebnissen zufolge verzeichnete lediglich der Investitionsgüterbereich mehr Neuaufträge.

Die deutschen Hersteller verbuchten im Berichtsmonat das geringste Plus bei den Exportaufträgen seit über zwei Jahren. Unternehmen, die mehr Aufträge an Land ziehen konnten, schrieben dies in einigen Fällen der höheren Nachfrage aus Asien zu.

 

Beschäftigung: Auch im August setzten die Unternehmen ihre expansive Personalpolitik fort. In erster Linie, um ihre Kapazitäten zu erweitern, aber auch, um dem wachsenden Arbeitspensum gerecht zu werden. Die Rate fiel gegenüber Juli minimal höher aus und blieb damit stark im historischen Kontext. Damit wächst die Beschäftigung in der Industrie seit April 2016 ununterbrochen.

 

Einkaufs-/Verkaufspreise: Die Einkaufspreise in der deutschen Industrie sind erneut stark gestiegen. Auch wenn sich die Inflationsrate zum zweiten Mal hintereinander leicht abschwächte, blieb sie immer noch deutlich über dem historischen Durchschnitt. Wie einige der befragten Manager berichteten, verteuerten sich vor allem Stahl und Öl.

Erneut gaben die Unternehmen einen Teil des Kostenanstiegs in Form höherer Verkaufspreise an ihre Kunden weiter. Damit hält der Preisauftrieb in der Branche seit nunmehr zwei Jahren an. Zudem beschleunigte sich die Inflationsrate gegenüber Juli etwas, und zwar auf den höchsten Wert seit Mai.

 

Jahresausblick: Auch wenn der Teilindex Jahresausblick im August gegenüber dem Vormonat leicht nachgab, notierte er nach wie vor komfortabel über der neutralen Marke von 50,0 Punkten. Damit zeigt sich die deutliche Mehrheit der Einkaufsmanager weiterhin äußerst zuversichtlich über die kommenden zwölf Monate, Wachstum generieren zu können.

 

Über den EMI: Der IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) gibt einen allgemeinen Überblick über die konjunkturelle Lage in der deutschen Industrie. Der Index erscheint seit 1996 unter Schirmherrschaft des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), Frankfurt. Er wird vom Anbieter von Unternehmens-, Finanz- und Wirtschaftsinformationen IHS Markit mit Hauptsitz in London erstellt und beruht auf der Befragung von 500 Einkaufsleitern/Geschäftsführern der verarbeitenden Industrie in Deutschland (nach Branche, Größe, Region repräsentativ für die deutsche Wirtschaft ausgewählt). Der EMI orientiert sich am Vorbild des US-Purchasing Manager´s Index (Markit U.S.-PMI).

(EMI)

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