Union Investment nutzt daher ein eigenes Länderrating, um künftige Entwicklungen – etwa in den europäischen Krisenländern – frühzeitig, eigenständig und umfassend beurteilen zu können. „Wir werden damit unabhängiger von den Einschätzungen von Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch. Denn wir beobachten, dass die drei US-Häuser trotz der Kritik der vergangenen Jahre weiterhin prozyklisch handeln und spät reagieren“, erläutert Engels.
Das Länderrating von Union Investment ermöglicht eine systematische, einheitliche und transparente Bewertung der Kreditwürdigkeit von Staaten. Dazu greift das Rating sowohl auf ökonomische Fundamentaldaten als auch auf messbare soziale und politische Indikatoren zurück. Da alle Staaten derselben Bewertungssystematik unterliegen, verzichtet das Rating auf länderspezifische Interpretationen. Darin unterscheidet es sich wesentlich von der Vorgehensweise der etablierten Ratingagenturen.
Das Union Investment Länderrating basiert auf drei Säulen: Das makroökonomische Fundamentalrating bildet die Basis und bewertet die Fähigkeit der Staaten, ihre Schulden zurückzuzahlen. Dabei stehen Aspekte wie das Außenhandelsdefizit, der Schuldenstand oder das Wirtschaftswachstum im Mittelpunkt.
Neben der Zahlungsfähigkeit wird auch die Zahlungsbereitschaft bewertet. Das Rating beleuchtet somit nicht nur die Frage, inwiefern ein Land in der Lage ist, sondern auch, inwieweit es willens ist, seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Dazu gehört etwa, notwendige Reformen im Krisenfall nicht nur anzukündigen, sondern auch umzusetzen.
Die dritte Säule bildet ein Frühwarnsystem, mit dem auch bei grundsätzlich solide aufgestellten Ländern mögliche Schwachpunkte frühzeitig erkannt werden können, etwa die starke Abhängigkeit vom Bankensektor in Irland.
„Die Länderallokation ist heute neben der Steuerung der Duration der wichtigste Performancetreiber im Rentenbereich“, erklärt Engels. Das Länderrating zeigt aktuell zwei Trends: Im Vergleich zu den Ratingeinschätzungen der etablierten Agenturen beurteilt Union Investment zahlreiche Industrieländer aufgrund ihrer Wachstumsschwäche, hohen Verschuldung und mangelnden Haushaltsdisziplin tendenziell schlechter. Aufstrebende Volkswirtschaften (Emerging Markets) mit soliden Staatshaushalten und hohem Wirtschaftswachstum werden hingegen besser bewertet.