„Zumindest bei Ether scheint der Verkaufsdruck aber übertrieben“, sagt Leonard Zobel, Geschäftsführer der auf Kryptowährungen spezialisierten next block GmbH aus Berlin.
„Wir hatten bereits eine hohe Wahrscheinlichkeit weiterer Kursrückschläge bei Ether thematisiert, das ist mit einem Minus von 30 Prozent in den vergangenen sieben Tagen auch eingetreten“, sagt Zobel. Über 90 Tage hat Ether jetzt sogar zwei Drittel seines Wertes eingebüßt –und noch immer gibt es weiter negative Reviews und Berichte über die Probleme des Projekts.
„Viele dieser Reports scheinen allerdings sehr einseitig motiviert“, sagt Zobel. „Ethereum ist immer noch das Netzwerk mit der breitesten und aktivsten Entwickler-Community, Scaling-Lösungen scheinen mir hier deutlich greifbarer als bei anderen Technologien.“ Cardano etwa sei in seiner Proof of Stake-Implementierung bei null Prozent und habe gerade erst ein Research Paper veröffentlicht. „Ethereum dagegen hat die meisten Nutzer, die meisten aktiven Dapp-Projekte und ein insgesamt sehr hohes Potential“, analysiert Zobel.
Insgesamt scheine es so, als ob der Ether-Preis künstlich gedrückt werde. „Und das auch mit verkürzt wiedergegebenen Zitaten, die einem der Ethereum-Gründer, Vitalik Buterin, zugeschrieben werden, wie auch mit den oben genannten negativen Artikeln“, sagt Zobel. „Die Vermutung liegt nahe, dass der Preis künstlich gedrückt werden soll, bis er dann durch die anstehende Zulassung von EtherFutures oder Ether-ETFs wieder massiv steigt.“ Spannend wird es aber auch zu sehen, wie das kommende Update mit der Inflationsbremse der Block Reward Reduktion von drei auf zwei ETH den Kurs beeinflussen wird.
Geringer als bei Ether fielen die Verluste bei Bitcoin aus. Dieser verlor in den vergangenen sieben Tagen rund elf Prozent. „Die meisten Altcoins haben diesen Verlust gegen den US-Dollar nachgezeichnet, da sie nur über Ether oder Bitcoin in Dollar getauscht werden und ein fallender Bitcoin somit automatisch Kursverluste mit sich bringt“, analysiert Zobel. Gegen ETH und BTC aber liegen sie zum Teil kräftig im Plus, so stieg etwa Tezos (XTZ) rund 21 Prozent gegenüber Ether.
Die small Kryptos halten sich also derzeit innerhalb des Krypto-Universums recht gut. „Dabei dürfen Anleger aber nicht übersehen, dass diese Konkurrenz derzeit weder nachweislich technisch überlegen ist, noch wirklich vom Kurs her besser dasteht“, sagt Zobel. Ada, Eos oder Neo haben bereits lange vor Ether einen Großteil ihres Wertes gegenüber den Alltime-Hights eingebüßt. „Eos etwa müsste um 348 Prozent steigen, um wieder auf ehemalige Höchststände gegenüber dem Dollar zu kommen, Ripple um 1233 Prozent, Ada Cardano sogar um 1554 Prozent und Neo um 934 Prozent.“
„Bei Ethereum stehen die Verluste in keinem Verhältnis zu Größe und Qualität des Netzwerks und der Technologie“, sagt Zobel. „Auf mittlere und lange Sicht werden wir hier eine Trendumkehr sehen, auch wenn es kurzfristig zu weiteren Verlusten kommen kann.“ Für langfristige Investoren könnte sich ein Einstieg schon wieder lohnen.
(bitmeister)