In Deutschland sehen vergleichsweise viele Menschen davon ab, ein Unternehmen zu gründen, weil sie Angst vor dem Scheitern haben. Das geht aus dem aktuellen Global Entrepreneurship Monitor (GEM) hervor, für den das RKW Kompetenzzentrum in Deutschland gemeinsam mit dem Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibniz Universität Hannover Daten erhoben und ausgewertet hat. Seit 1999 werden die GEM-Daten jährlich von Forschern in mehr als 50 Ländern einheitlich erhoben.
Demnach gaben rund 42 Prozent der 18- bis 62-Jährigen hierzulande die Angst vor dem Scheitern als einen Grund an, der sie vor einer Unternehmensgründung abhalte. Bezüglich dieses Faktors befindet sich Deutschland im Mittelfeld der 24 analysierten, strukturell vergleichbaren Länder. Auffällig dabei ist, dass Frauen (47 Prozent) in Deutschland anteilig deutlich häufiger Angst vor dem Scheitern haben als Männer (37 Prozent). Dies korrespondiert inhaltlich mit der deutlich niedrigeren Gründungsquote unter Frauen in Deutschland (3,9 Prozent), verglichen mit jener der der Männer (6,6 Prozent).
Griechenland, Zypern und VAE: Hier ist die Angst vor dem Scheitern besonders hoch
Am häufigsten haben Menschen in Griechenland Angst davor, dass ihr Weg in die Selbstständigkeit nicht funktioniert (70,2 Prozent). Auch in Zypern (54,9 Prozent) und in Israel 54,7 Prozent) liegt dieser Wert besonders hoch.
Vergleichsweise wenig Angst vor dem unternehmerischen Scheitern haben hingegen vor allem Südkoreaner (32,6 Prozent). So ist es wenig verwunderlich, dass der Gründeranteil, die sogenannte TEA-Quote, in Südkorea mit rund 13 Prozent über dem Durchschnittswert von 12,5 Prozent liegt. In den Niederlanden und Puerto Rico hingegen, wo ebenfalls vergleichsweise wenig Bürger Angst vor dem unternehmerischen Scheitern haben, liegt die Gründerquote jeweils unter dem Durchschnitt aller 24 verglichenen Länder.
Dr. Natalia Gorynia-Pfeffer, Projektleiterin des RKW Kompetenzzentrums, kommentiert die Analyse: “Noch immer machen sich in Deutschland vergleichsweise wenig Menschen mit einem eigenen Unternehmen selbstständig. Die Angst vor dem Scheitern spielt dabei sicher eine große Rolle, denn viele Menschen haben nicht nur Angst davor, aus finanzieller Sicht zu scheitern, sondern dadurch auch ihren gesellschaftlichen Status einbüßen zu müssen. Daher ist es zwingend notwendig, in Deutschland eine fehlerfreundliche Unternehmenskultur zu etablieren – die sogenannte Kultur der zweiten Chance.
Jungen Menschen sollte bereits früh die unternehmerische Selbstständigkeit als gleichwertige Alternative zur abhängigen Erwerbstätigkeit vermittelt und dabei unternehmerisches Scheitern als Teil eines Lernprozesses kommuniziert werden. Ein besonderes Augenmerk sollte dabei auf Frauen gelegt werden, denn diese haben hierzulande deutlich häufiger Angst vor dem Scheitern als Männer. Die Politik, die Wirtschaft und auch die Medien sind gefragt, diesem Thema in Zukunft mehr Aufmerksamkeit zu widmen.”
(RKW Kompetenzzentrum)