Wirtschaft

Schwellenländeraktien: unterrepräsentiert, unterschätzt und unterbewertet

Das Jahr 2018 war für Aktien in Schwellenländern (Emerging Markets/EM) ein weiteres turbulentes Jahr, nachdem die Anlageklasse fünf Kurskorrekturen innerhalb von zehn Jahren hinnehmen musste. Wie geht es 2019 weiter? Ein Ausblick von Tim Love, Investment Director bei GAM Investments.

Unterschätzt: EM-Aktien

Auch dieses Jahr könnte angesichts der überladenen politischen Agenda von Volatilität geprägt sein. Da EM-Aktien in den Anlegerportfolios derzeit unterrepräsentiert sind und im Vergleich zu Aktien aus den Industrieländern als sehr vorteilhaft bewertet erscheinen, könnte sich die Anlageklasse als beliebte Investmentalternative herausstellen. Einige Faktoren, die für steigende Gewinne und Bewertungen sprechen, schaffen 2019 gute Voraussetzungen für Anlagen in EM-Aktien.

Die Handelskonflikte zwischen den USA und China und die Abwertung des chinesischen Yuan haben EM-Aktien in 2018 sehr zu schaffen gemacht. Die jüngsten Gespräche zwischen den beiden Ländern sowie die Vereinbarung, die ursprünglich für den 1. Januar angedrohten weiteren Strafzölle auf Eis zu legen, sind jedoch ein positives Signal. Auch wenn sich die Verhandlungen 2019 noch länger hinziehen dürften, hält GAM Investments eine Entschärfung für wahrscheinlich, da ein Verhandlungsstillstand weder für die USA noch für China von Vorteil wäre. Jeder Fortschritt bei den Gesprächen könnte sich in diesem Jahr als starker Impulsgeber für Schwellenländeraktien erweisen.

EM-Aktien dürften auch von einer Verlangsamung der Zinserhöhungspläne der US-Notenbank (Fed) profitieren. Der aufgrund steigender Zinsen stärkere US-Dollar und höhere Treasury-Renditen warfen ihre Schatten auch auf EM-Aktien. Insgesamt verzeichneten die Schwellenländer im Jahr 2018 ein positives Wachstum. Die gestiegenen Fremdkapitalkosten belasteten diejenigen Länder, die sich über Jahre hinweg zunehmend in US-Dollar verschuldet haben. Wir glauben jedoch, dass sich die Anleger im Jahr 2019 dafür begeistern könnten, wieder EM-Positionen in ihre Portfolios aufzunehmen, vor allem weil die Anlageklasse mittlerweile relativ günstig ist, vorausgesetzt, die Fed schlägt mit ihrer Zinspolitik in naher Zukunft einen gemässigteren Kurs ein.

Abgesehen von externen Einflüssen blickt GAM optimistisch für EM-Aktien und es werden aus folgenden Gründen weitere Kursgewinne erwartet: Die Anlageklasse zählt zu den letzten Investment-Grade-Nachzüglern. Für Anleger mit Value-, Growth- und Renditefokus ist dieses Universum attraktiv. GAM Investments sind überzeugt, dass es in Bezug auf Bewertung und Gewinnsteigerung noch viel Luft nach oben gibt. Zudem sind GAM Investments der Auffassung, dass sich die Baisse von EM-Aktien ihrem Ende nähert. Die aktuelle Schwäche wird  für einen guten Einstiegszeitpunkt gehalten. Was die Bewertungen von Schwellenländern betrifft, notiert der MSCI EM Index bei einem sehr niedrigen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von unter zehn gegenüber 11,85 zur gleichen Zeit im Vorjahr. Wir gehen davon aus, dass das KGV im Jahresverlauf auf etwa 14 steigen wird.

Brasilien und Russland übergewichtet, Zykliker bevorzugt

Die Strategie von GAM Investments setzt derzeit auf eine Übergewichtung in Brasilien und Russland. Das wirtschaftliche Umfeld in Brasilien, insbesondere die neue unternehmensfreundliche Regierung, dürfte sich äußerst positiv auf die Aussichten für Aktien auswirken. Die Marktstimmung hat sich in Brasilien in die richtige Richtung gedreht. Verbessertes Verbrauchervertrauen, sinkende Zinsen, die marktfreundliche Regierung sowie die günstigen Bewertungen belegen diese Einschätzung. Russland wird aus ähnlichen Gründen bevorzugt, obwohl weitere Sanktionen nicht auszuschließen sind. Auch hinsichtlich des Engagements in den sogenannten „VARP-Frontier“-Märkten (Vietnam, Argentinien, Rumänien und Pakistan) GAM optimistisch. Vor allem Vietnam hat in hohem Maße vom Handelskonflikt zwischen den USA und China, und dank seines hohen Angebots an äußerst preisgünstigen Fachkräften, vom ungebrochenen Trend zum Outsourcing profitiert. GAM Investments haben ihre Positionen in Pakistan letztes Jahr abgebaut, nachdem der Index nach Aufnahme des Landes in den EM MSCI Index stark gestiegen war. Aktuell gibt es aufgrund von Änderungen in der Technologie-Zulieferindustrie, die insbesondere Halbleiter und Smartphones betreffen, eine Untergewichtung in Taiwan.

Obwohl weitgehend ein stilunabhängigen Ansatz verfolgt wird, werden momentan zyklische Werte/Substanzwerte gegenüber Wachstumstiteln aufgrund ihrer vorteilhaften relativen Bewertungen bevorzugt. Dies betrifft aktuell Aktien aus dem Finanz-, Grundstoffe-, Energie- und Versorgungssektor. Die Bereiche Telekommunikation und teure langlebige Konsumgüter werden gemieden.

Risiken werden wir beim Schuldenabbau in China und einer ungeregelten Anpassung an die erforderliche Refinanzierung sowie bei einem scharfen Vorgehen gegen Schattenbanken gesehen. Ein weiteres Risiko auf dem Radar ist der jüngste Ebola-Ausbruch in der Demokratischen Republik Kongo, der über 300 Menschen das Leben gekostet hat. Die humanitären Bemühungen, den Ausbruch der Epidemie aufzuhalten, werden durch die Instabilität in der Region und Komplikationen bei der Einbindung lokaler Gemeinden in die Behandlungspläne erschwert. Dem Erachten von GAM Investments nach unterschätzen die Marktteilnehmer dieses Risiko wesentlich. Allgemein besteht die Befürchtung, dass sich Ebola über die Grenzen des Kongo hinaus ausbreiten könnte und zu einer Pandemie entwickelt.

EM-Aktien günstiger bewertet als Aktien aus Industrieländern

GAM Investments halten EM-Aktien für äußerst attraktiv, weil sie in den Portfolios unterrepräsentiert, unterschätzt und unterbewertet sind. Gegenüber ihren Pendants aus Industrieländern (Developed Markets/DM) bieten sie aufgrund ihrer positiven währungsbereinigten Erträge ein günstiges relatives Risiko-Ertrags-Profil. Die Bewertungen von Schwellenländeraktien liegen sowohl aus aktueller als auch aus historischer Sicht deutlich unter denen des S&P 500 Index. Interessanterweise entwickelten sich DM-Werte (einschließlich der jüngsten Volatilitätsspitzen) im vergangenen Quartal deutlich schlechter als EM-Aktien. Dies liegt vermutlich daran, dass EM-Aktien bereits im ersten Halbjahr 2018 Kurseinbrüche erlitten haben, und bei der letzten Verkaufswelle im S&P 500 Index ein eher defensives Verhalten zeigten.

Schwellenländeraktien bieten nach wie vor interessante Anlagechancen, die sich aus der politischen, kredittechnischen und strukturellen Entwicklung dieser Volkswirtschaften ergeben. Anhand konsequenter, zuverlässiger und reproduzierbarer Investmentprozesse erkennen GAM Investments Anlagechancen, sobald sie entstehen, um Qualitätstitel zu günstigen Preisen zu erwerben. Nicht in Schwellenländeraktien investiert zu sein, ist aus der Sicht von GAM Investments an diesem Wendepunkt weitaus riskanter, als es zu sein.

(Gam Investments)

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