Der Ausblick ist positiv
Wichtig ist zunächst, ob die Ratings die Ausfallrisiken tatsächlich korrekt wiedergeben. Die Industrieländer sind deutlich höher verschuldet als die Emerging Markets. Am leichtesten lässt sich die Schuldenstandquote, also das Verhältnis von Staatsschulden zum BIP, durch Wachstum verringern – und das ist in den Emerging-Market-Ländern sehr viel höher. Außerdem hängen die Länderratings stark vom Reichtum eines Landes, also von seinem Pro-Kopf-Einkommen, ab. Die Rating-Agenturen bevorzugen reiche Länder und begründen dies häufig mit der größeren Steuerbasis. Zugegeben: Manchen Schwellenländern fällt es schwer, Steuern einzutreiben. Aber in einigen Industrieländern sind die Belastungen bereits jetzt so hoch, dass nur noch wenig Spielraum besteht. Reiche Länder verfügen meist über besser funktionierende und unabhängigere öffentliche Einrichtungen; es handelt sich um stabile Demokratien, die ein höheres Rating rechtfertigen. Andererseits ist die Geld- und Fiskalpolitik der Schwellenländer sehr viel disziplinierter geworden. Viele Emerging Markets erwirtschaften Leistungsbilanzüberschüsse und haben Fremdwährungsreserven angelegt. Dazu haben sie flexible Wechselkurse, klare Inflationsziele und eine bessere Schuldenstruktur als früher – mit mehr Lokalwährungsanleihen und längeren Laufzeiten. Auch die staatlichen Institutionen und ihre Unabhängigkeit haben Fortschritte gemacht.
Aufgrund der Reformen in den letzten zehn Jahren fiel es den meisten Schwellenländern vergleichsweise leicht, mit den Turbulenzen des Jahres 2008 und der aktuellen Krise fertig zu werden. Zwar sind die Bruttoinlandsprodukte zunächst eingebrochen, aber erstmals waren die Emerging-Market-Länder in der Lage, dieser Entwicklung mit einer antizyklischen Wirtschaftspolitik entgegenzuwirken. Der Rückgang der Exportnachfrage wurde durch eine Stärkung der Binnennachfrage kompensiert und die flexiblen Wechselkurse federten externe Schocks ab. Auch wenn einzelne Schwellenländer mit Kapitalflucht zu kämpfen hatten, stehen sie wirtschaftlich wesentlich gesünder da als die Industrieländer und auch die weiteren Aussichten sind sehr ermutigend. Trotz eines zu erwartenden leichten Rückgangs beim Wachstum liegt dieses deutlich über dem der Industrieländer– auch dank der günstigen demographischen Entwicklung, die noch dazu für höhere Steuereinnahmen und sinkende Belastung durch Rentenzahlungen sorgt. Demographische Entwicklungen können auch Einfluss auf den Preis von Anlageprodukten wie Aktien, Anleihen und sogar Immobilienpreise haben, da Anleger mit dem Eintritt ins Rentenalter dazu neigen, ihre Anlageprodukte zu verkaufen.