Handelsunsicherheiten, Fristverlängerungen, das politische Spiel mit dem Feuer und Bedrohungen – die Verhandlungen der Europäischen Union mit dem Vereinigten Königreich ist nicht die einzige Handelsbeziehung, die sich erheblich verändern wird. Als Donald Trump Ende 2016 zum US-Präsidenten gewählt wurde, beinhaltete seine Agenda auch die Beseitigung der wahrgenommenen wettbewerbswidrigen Handelspraktiken Chinas. Mit der Konsequenz, dass die Aussichten für chinesische Exporteure seitdem ungewiss sind. Von den rund 505 Milliarden US-Dollar, die China 2017 in die USA exportierte, hat Trump bereits im Mai/Juni 2018 Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Produkte im Wert von 50 Milliarden Dollar erhoben. Im August letzten Jahres folgten dann Zölle in Höhe von 10 Prozent auf weitere 200 Milliarden Dollar. Zudem droht Trump, zusätzliche Zölle zu erheben, wenn bis März kein Handelsabkommen erreicht wird. Diese Unsicherheit hat sich nicht nur auf die Exporteure, sondern auch auf das Vertrauen der Unternehmen und Verbraucher ausgewirkt.
Ein Handelsabkommen erscheint jedoch in Reichweite, nachdem Trump Anfang letzter Woche angekündigt hatte, dass er an einem Unterzeichnungsgipfel mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping teilnehmen werde. Laut der Webseite des US-Außenministeriums haben die USA bereits tatsächlich „eine Absichtserklärung getroffen, die wir als verbindliche internationale Absprache erachten“. Über die Zölle hinaus ist China bereits eine Reihe von Kompromissen eingegangen. So kündigte die chinesische Nationale Entwicklungs- und Reformkommission im Juni 2018 an, die Liste jener Sektoren, in denen ausländische Investitionen verboten sind, von 63 auf 48 zu reduzieren. Sowohl BMW als auch UBS haben diese Änderung bereits für sich genutzt. Sie gaben bekannt, Mehrheitsbeteiligungen an ihren jeweiligen chinesischen Unternehmen erwerben zu wollen. Im Bereich des geistigen Eigentums verschärfte die Politik Ende 2018 die Verordnung bei Rechtsverletzungen und legte 38 verschiedene Strafen fest, die bei Verstößen hinsichtlich des geistigen Eigentums anzuwenden sind. Chinesische Politiker haben versucht, den Ängsten um das US-Handelsdefizit direkt entgegenzuwirken. So kündigten sie beispielsweise im Februar an, dass sie mehr Produkte und Dienstleistungen im Bereich Agrar und Energie aus den USA kaufen würden.
Für chinesische Aktien war nach einem schwierigen Jahr 2018 ein zunehmend wahrscheinlich werdender Deal einer der Hauptgründe für eine Marktrallye 2019. Eine formalisierte Handelsregelung dürfte jedoch die Bedingungen in der Wirtschaft nicht vollständig normalisieren. Da sich China zunehmend von der Fabrik der Welt zur Entwicklungsabteilung innovativer Unternehmen verändert, die mit westlichen Mitbewerbern mehr konkurrieren statt diese zu unterstützen, wird eine gewisse Spannung erhalten bleiben. Darüber hinaus schaffen dynamische Finanzreformen, angebotsseitige Reformen und eine technologiegetriebene Disruption weiterhin neue Chancen und Risiken.
(Jupiter)