Die Argumentations¬kette ist nicht neu und wurde schon häufig am Jahresbeginn hervorgeholt, teils wohl, um Versäumnisse der Vergangenheit zu kaschieren. Große Teile der positiven Performance des Gesamtmarktes der Schwellenländer-Anleihen ist der starken fundamentalen Verbesserung vieler dieser Länder zu verdanken. Die fortschreitende Globalsierung, das Ende des kalten Krieges, die Überwindung der Teilung Europas, sowie die Erkenntnis in diesen Schwellenländern zu einer soliden Haushaltspolitik und der Notwendigkeit von Strukturreformen sind die Treiber dieser Entwicklung.
Die Eurozone musste seit dem Beginn der Finanzkrise im Jahr 2008 herbe Rückschläge hinnehmen. Derzeit gehören 4 Länder aus der Eurozone sogar dem sogenannten Sub-Investmentgrade Bereich an, nämlich Irland, Griechenland, Zypern und Portugal. Während dieser Zeit haben die großen Schwellenländer wie China, Brasilien und Russland in den internationalen Organisationen wie dem IMF weiter an Bedeutung gewonnen, in dem Sie für Hilfspakete (z.B. für Griechenland) neue Mittel zur Verfügung stellten.
Deshalb sollte sich jeder Betrachter die Frage stellen, wie weit dieser Konvergenz- und Aufholungsprozess der Schwellenländer im Vergleich zu den Industrienationen bereits fortgeschritten ist. Besonders in Deutschland kommen langfristig negative demografische Entwicklungen zusätzlich hinzu. Sind Rückschläge nicht eher Kaufgelegenheiten? Sollte die globale, regionale Allokation nicht teilweise an die stetig wachsende Bedeutung der Länder angepasst werden? J.P. Morgan schätzt den prognostizierten Ertrag für die Assetklasse Schwellenländer Anleihen im Jahr 2013 (Referenzindex JP Morgan EMBIG Div) auf 5-6%. Performancetreiber vor allem sich weiter einengende Spreads (Zinsunterschiede) und nur moderat steigende Zinsen für US Staatsanleihen. Vor diesem Szenario sollten defensiv ausgerichtete Fondskonzepte klassischen Indexprodukten oder Tracking Error Ansätzen bevorzugt werden. Vorausblickende Assetmanager richten ihr Augenmerk derzeit verstärkt auf Laufzeitenbereiche, die durch die mittelfristige Niedrigzinspolitik der FED unterstützt werden. Attraktiv hier der sogenannte „roll-down the yield curve“ Effekt, bei dem der Investor von der Steilheit der Zinskurve und der Laufzeitenverkürzung profitiert, sowie „unterbewertete“ Anleihen im langen Laufzeitensegment. Den eines ist sicher, die Zukunft ist ungewiss und rückblickend hätte niemand gedacht, dass die Niedrigzinsphase in Japan sich über so einen langen Zeitraum erstrecken würde. Die jüngsten Kommentare der europäischen Zentralbank zeigen, auch in Europa wartet man auf den konjunkturellen Aufschwung, der sich hoffentlich in der 2. Jahreshälfte einstellen sollte. In den USA wird die Diskussion um das „fiscal cliff“ und notwendigen Einsparungen Mitte Februar wieder für Aufsehen und Verunsicherung sorgen, so dass die Wachstumshoffnungen für 2013 primär auf den Schwellenländern wie China ruhen, die meist über genügend finanz- und geldpolitischen Spielraum verfügen.