Zynisch gesprochen wäre es für das Überleben der Erde allerdings vielleicht das Beste, dass die Menschheit erstmal für einige Millionen Jahre von diesem Planeten verschwindet, dass dieser sich erholen kann. Besser ist es aber, optimistisch in die Zukunft zu schauen als sich sein eigenes Grab als verbitterter Zyniker zu schaufeln.
Auch Finanzmarkt hat Weg zu (mehr) Nachhaltigkeit erkannt
Dieser wird sogar ganz aktuell höchsthoheitlich aus Brüssel mit dem sogenannten EU-Aktionsplan zu Sustainable Finance unterstützt und reguliert. Dies ist auch wichtig, da Anleger heute eine Vielzahl an Angeboten nachhaltiger Geldanlagen, auch von Geldhäusern, die sich diesem Zukunftsthema nie gewidmet haben, zu durchforsten haben und oft fehlt in diesem Dschungel der Überblick. Eine gute Orientierung tut not. Hilfe schafft hier der Qualitätsstandard für nachhaltige Geldanlagen, das FNG-Siegel.
Ganzheitliches und strenges Prüfverfahren
Ein Nachhaltigkeitsfonds ist mehr als bloß die Titel im Portfolio. Deswegen liegt der Fokus des Gütezeichens nicht nur auf den Investments als solchen, sondern es werden alle Bemühungen des Fonds, um Nachhaltigkeitswirkung zu erzielen unter die Lupe genommen. Mit über 80 Fragen werden mittels einer vielschichtigen Siegelmethodik die individuell unterschiedlichen Nachhaltigkeitsansätze bewertet. Diese Ganzheitlichkeit führt zu einem aussagekräftigen Gesamtbild einer komplexen Thematik.
Pflicht und Kür
Um das Siegel überhaupt erst zu erhalten, muss der Fondsanbieter verschiedene Mindestanforderungen erfüllen, sozusagen das Pflichtprogramm: Er muss im FNG-Nachhaltigkeitsprofil und einem Transparenzkodex seinen Nachhaltigkeitsansatz klar und präzise darstellen – beides ist öffentlich auf der Homepage des FNG einzusehen –, damit interessierte Anleger diesen direkt nachvollziehen können. Ebenfalls ist nachzuweisen, dass der Fondsanbieter sämtliche Titel im Portfolio auf Umwelt-, Sozial- und Aspekte der guten Unternehmensführung hin analysiert, die drei zentralen Elemente der Nachhaltigkeit im Finanzbereich, kurz ESG.
Ausschlüsse alleine reichen nicht, sind aber die Basis. Denn um das Siegel zu erhalten, darf der Fonds zudem nicht in Waffenhersteller, Betreiber von Atomkraftwerken, den Kohle- und Uranbergbau und bedeutsame Kohlverstromung investieren. Tabu sind überdies Investments in Unternehmen mit schwerwiegenden Verstößen gegen Menschenrechts- und Arbeitsbedingungen, Umweltschutz und Korruption. Länder, die Menschenrechte nicht achten, die Artenvielfalt nicht respektieren oder als korrupt gelten, dürfen ebenfalls nicht im Portfolio sein. Beispielsweise sind derzeit Staatsanleihen der USA ein No-Go.
Nach der Pflicht kommt die Kür: Wenn die erste Hürde der Mindestanforderungen überwunden ist, hilft ein Stufenmodell, um die Qualität des jeweiligen Nachhaltigkeitsfonds beurteilen zu können. In diesem Modell kann der Fonds bis zu drei Sternen erhalten. Dafür werden folgende Ebenen analysiert:
• Wie glaubwürdig ist der Fondsanbieter? Hat er Richtlinien zum Klimawandel aufgestellt, beispielsweise das Verbot, in Kohle zu investieren? Hat er ein eigenes Nachhaltigkeitsteam, schult er seine Mitarbeiter und vergütet sie nachhaltigkeitsbezogen? Engagiert er sich in Initiativen, die das Themenfeld nachhaltige Geldanlagen weiter vorantreiben wollen?
• Wie gut sind seine Produktstandards? Erstellt er eigene Studien und Analysen zu Unternehmen oder Nachhaltigkeitsthemen, zum Beispiel zur Verwendung von Palmöl? Lässt er sich extern von einem Beirat beraten oder diskutiert mit ihm neueste Themen wie die Feinstaubbelastung von Autos? Erklärt er öffentlich, warum er beispielsweise in ein bestimmtes Unternehmen investiert?
• Wie streng ist der Auswahlprozess? Schließt er weitere Branchen wie etwa Tabak und Tierversuche aus dem Anlageuniversum aus? Konzentriert er sich auf die nachhaltigsten Branchen wie erneuerbare Energien oder darf er auch in die „nachhaltigsten“ Ölunternehmen anlegen?
• Ist der Fondsanbieter ein aktiver Investor? Nimmt er Rechte als Aktionär wahr, sprich: Macht er Unternehmen auf schwache Nachhaltigkeitsaspekte aufmerksam? Stimmt er auch einmal gegen kontroverse Hauptversammlungsbeschlüsse? Führt er sogar aktiv mit dem investierten Unternehmen einen Dialog (übt Druck aus), um die Nachhaltigkeitsleistung dieses Unternehmens zu erhöhen (Engagement)?
• Berichtet er öffentlich über die Nachhaltigkeitsqualität des Fonds, zum Beispiel den CO2-Fußabdruck? Je vielschichtiger ein Fonds auf den verschiedenen Ebenen aktiv ist, umso mehr ist sein sogenannter Impact – seine Nachhaltigkeits-Wirkung.
Kooperation bewährter und unabhängiger Kompetenzen
Ein Gütesiegel lebt von einer gewissen Strenge, Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit.
Das Audit, die Analyse der Fonds, wird von der staatlichen Universität Hamburg durchgeführt. Dort ist mit gleich fünf Lehrstühlen und 20 Forschern eines der weltweit größten Knowhow- Zentren rund um die nachhaltige Finanzwirtschaft aktiv. Darüber hinaus wird der Prüfprozess von einem unabhängigen Beratungs-Komitee, unter anderem mit Experten der Universität Kassel, eines Theologen und des WWF Schweiz überwacht. Ob Sie nun also Gutmensch oder Weltverbesserer sind, einfach nur Ihren Beitrag zu einer zukunftsfähigen, nachhaltigen Welt leisten möchten oder ein besseres Rendite-Risiko- Profil Ihrer Anlagen haben möchten: Sie müssen gar nicht viel Zeit bei der Suche nach glaubwürdigen Nachhaltigkeitsfonds aufwenden. Das FNGSiegel sorgt für Orientierung und liefert eine Vorauswahl an vernünftigen, soliden und extern geprüften Nachhaltigkeitsfonds.
Weitere Details je nach Ihrem eigenen Verständnis von Nachhaltigkeit bieten die FNG-Nachhaltigkeitsprofile, wo Sie übersichtlich auf zwei Seiten mehr Details zu einzelnen Fonds erhalten.
Detaillierte Informationen zum FNG-Siegel sowie eine Übersicht der ausgezeichneten Fonds finden Sie unter www.fng-siegel.org.
(MG)