Doch gerade in Berlin gibt es sie, die Möglichkeit, (fast) zu ausschweifend zu feiern wie in der israelischen Metropole am Mittelmeer. In der deutschen Hauptstadt hat sich in jüngster Zeit eine aufregende und moderne israelische Gastroszene entwickelt. Ob in hübschen kleinen Delis, auf hippen Streetfood-Märkten oder in urbanen Restaurants mit lässigem Chic, die kulinarische Welt spricht derzeit Hummus, Shakshuka, Baba Ghanoush & Co. Und da wäre dann noch dieses eine Event, das den Abend zur Partynacht macht: das „Isramani“ im Hotel und Restaurant Mani in Berlin-Mitte. Das Boutique-Hotel mit Casual Dining-Restaurant gehört zur Amano Group. Die betreibt noch weitere Häuser an der Spree, zudem eines in Düsseldorf und will Mitte des Jahres ein Hotel in München eröffnen. Das aktuellste und kühnste Projekt, das Opening soll kurz bevor stehen, aber befindet sich auch in Berlin, Hotel AMO by AMANO am nördlichen Ende der berühmten Friedrichstraße. Ob vom Louvre inspiriert, darf man mutmaßen, wurde die Lobby doch in den Souterrain verlegt.
Doch zurück zur Party. Etwa alle fünf, sechs Wochen findet sie statt, ist immer noch eine Art Geheimtipp. Die, die davon gehört haben, buchen lange im Voraus, um eine Chance auf einen der Plätze im Restaurant Mani zu haben. Das eh schon lässig designte Restaurant wird dann noch um einige Dekorationen gepimpt. Kaum ist der Runde eins der Vorspeisen serviert, tanzen die ersten Gäste bereits. Eine Tanzfläche gibt es nicht, wo man Platz findet – in den schmalen Gängen zwischen den Tischen –, wird die Partyzone ausgerufen. Auf dem Tisch tanzende Kerle? Die gehören dazu, können fast schon zum Inventar gezählt werden.
Berlin wäre nicht Berlin. ginge hier nicht vieles etwas unkonventioneller zu. Amano Group-Chef Ariel Schiff hat ein (auch) ein Party-Gen in sich. Wenn es seine Zeit erlaubt, ist er mit dabei bei der „Isramani“-Sause. Und: Dass er auch auf dem Tisch tanzt, ist natürlich selbstverständlich. Ebenso wie das Personal, das zu vorgerückter Stunde sowieso kaum mehr eine Chance zum Servieren hat, so proppenvoll sind die Pop-up-Tanzflächen.
Einer der Gründe, warum das Event funktioniert, ist die Küche, wie sie als Party-Grundlage serviert wird, aber auch sechs Tage die Woche im Mani-Restaurant serviert wird. Das pulsierende Tel Aviv in Berlin – dafür sorgt die junge Küchenbrigade um Franziska Weigl und Angelo Sini sowie Restaurantleiter Côme Mourlet, der, besser könnte es getränkemäßig nicht passen, aus der Champagne kommt. Angelo Sini, wie der Name vermuten lässt, ein Italiener, beherrscht das Spiel mit den Aromen, den Brückenschlag zwischen verschiedenen Länderküchen, die zeitgemäße Interpretation von Klassikern. Bei den „Chuzpeles“, den „kleinen Schweinereien“ vorweg, bringt er gegrillte Auberginen mit Coucous, Ziegenkäse, Taahina mit Minze-Flavour und „Crunchy-Zwiebeln“ auf den Teller. Den Blumenkohl, einer der Lieblinge der israelischen Küche in Berlin, lässt er, nach einer 130-Grad-Behandlung für den Biss und 230 Grad für die Farbe, mit Salzzitrone, Knoblauch-aromatisierter Beurre Blanc und Mandeln auftreten, Rote Bete zusammen mit gegrillter Tomatensauce, Schaf-Labneh (arabischer Frischkäse), Walnuss und Basilikumchips oder 24 Stunden lang Sous Vide-gegarten Oktopus mit Erbsencrème, Limettenglasaur und Tomatenconfit. Die exotischen israelischen Gewürze und Kräuter, das Top Olivenöl, die aromatischen Gemüse sowie der kulturelle Mix sind denn auch die Inspirationsquellen. „Wie ein Puzzle lässt sich das zusammensetzen“, sagt Angelo Sini, für den die jüdische Küche im Grunde nichts Neues ist. Die römische Küche, so Sini, sei schon seit langer Zeit mit der jüdischen Küche verbunden. „Artischocken, Magen und Leber, das ist sowohl Rom als auch Israel, einfach und schmackhaft“, blättert er sozusagen in einem kulinarischen Almanach. Seinen eigenen Stil im Mani beschreibt er „zwischen rustikal und ‚posh’“. Auf jedem seiner Teller, so Sini, fänden sich die Geschmäcker salzig, knusprig, sauer und „fett“. Nicht einfach, sich nach den vielen „kleinen Schweinereien“ Platz zu lassen für Hauptgänge wie Lammchops mit grünem Spargel, Gin-Hollandaise und Pistazienpanade oder Wolfsbarsch im Salzteig mit Salatherzen und Harissa-Kartoffeln.
Im Grunde lässt sich in Berlin fast rund um die Uhr israelische Küche genießen. Weil die hauptstädtische Foodszene auch einen Hang zu Dependancen, hat das Mani letztes Jahr Zuwachs bekommen. Kein zweites Mani, keine Kopie, sondern mit dem Layla am Anhalter Bahnhof in Berlin-Kreuzberg einfach ein weiterer kulinarischer Hotspot, der die Vielfalt zeigt. „Amazing“ – großartig, fast schon ein kleines Tel Aviv, was da kulinarisch in Berlin los ist. https://www.amanogroup.de
manuelablisse/surpress