Denn die Nachrichten über unternehmerische Beteiligungen, insbesondere Schiffsfonds, die in die Insolvenz schlittern und ihren Gesellschaftern einen Totalverlust bescheren, reißen nicht ab. Und als würde das nicht ausreichen, erhitzt seit ein paar Wochen der handfeste Skandal um die S&K-Gruppe und der Verdacht auf 100fachen Millionenbetrug die Gemüter. Der Fall Solvium Capital gesellt sich auch noch dazu. Da geht es um den ungeklärten Status einer Versicherungspolice, die angeblich Rendite und Kapitalerhalt bei einem Containerinvestment garantiert, aber so geheim ist, dass sie keiner sehen darf.
Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass die Stimmen lauter werden, die nach radikalen gesetzlichen Maßnahmen verlangen. Seit vielen Jahren ist eine umfängliche Regulierung des freien Kapitalmarkts im Schwange. Im Sommer dieses Jahres wird sie nun Ernst. Im Zuge der AIFM-Umsetzung in deutsches Recht sollen alternative Investments umfangreich gesetzlich geregelt werden.
Wer jedoch fordert, dass geschlossene Fonds überhaupt nicht mehr an Privatanleger vertrieben werden dürfen, wie kürzlich der Bundesverband der Verbraucherzentralen auf einer Anhörung im Finanzausschuss des Bundestags, der schüttet das Kind mit dem Bade aus. Nicht minder praxisfern ist der Verweis auf eine Studie, die angeblich zeigen soll, dass vor allem geschlossene Fonds jedes Jahr für die Vernichtung von 50 Milliarden Euro privaten Anlegerkapitals verantwortlich wären. Das gesamte in geschlossenen Fonds gebundene Volksvermögen beläuft sich wahrscheinlich auf lediglich 80 bis 100 Milliarden Euro.
Es geht mir jedoch überhaupt nicht darum, Verluste klein zu reden. Es geht mir darum, im Blick zu behalten, welche Probleme mit welchen Mitteln gelöst werden können. Ein Verbot geschlossener Fonds fällt da schon mal aus, die Bezeichnung führt eh kaum ein Anbieter mehr im Munde. Auch andere vorgesehene Instrumente, wie die Erhöhung der Kapitalausstattung der Anbieter, häufigeres Reporting, niedrigere Fremdkapitalanteile oder die Verpflichtung, Risiken über mehrere Objekte zu streuen, gehen allenfalls der Tendenz nach in die richtige Richtung.
Das Problem, an dem der geschlossene Fonds zurzeit zu ersticken droht, liegt woanders. Über Jahre wurden viel zu teure Objekte in Fonds eingebracht oder mit Emissions- und Vertriebskosten überfrachtet – und dann schlecht gemanagt. Dagegen ist aber kein gesetzgeberisches Kraut gewachsen. Ich befürchte sogar, dass diese unrühmliche Praxis im weißen Gewand durchregulierter Produkte umso fröhlichere Urstände feiern wird. Denn der Verweis auf staatliche Regulierung führt viel zu oft dazu, dass schon zu Beginn des Gesprächs mit dem Finanzberater der Verstand abgeschaltet wird.
Bei S&K war nicht unzulängliche Regulierung das Problem. Ihre Prospekte zierte die Bafin-Gestattung, IHK-Gutachter und der TÜV wurden herangezogen, die Immobilien zu bewerten, und den Erwerb von Mehrheiten an anderen Gesellschaften, über die sie Verfügungsgewalt über Bestandfonds bekamen, haben sie pflichtgemäß immer dem Handelsregister gemeldet. Das Problem war, dass Jonas Köller und Stephan Schäfer so überzeugend den Traum lebten, die Millionen flögen einem leichtfüßig zu, wenn man denn nur smart genug ist, dass ihnen ihre Geschäftspartner, Vertriebe und auch die Anleger allzu gerne und blindlings gefolgt sind.Dagegen hilft aber leider kein noch so scharfes gesetzliches Schwert. Was dagegen hilft ist ein gesundes Maß an Misstrauen in allzu üppig ausfallende Versprechungen und ein klarer Blick auf die Funktionstüchtigkeit von Geschäftsmodellen. Leichter gesagt als getan, ich weiß. Aber die weggezauberte Geldbörse gibt’s schließlich nur im Zirkus wieder zurück.
Dr. Tilman Welther ist Chefredakteur der beiden Branchenmedien Fondszeitung und fondstelegramm