2018 ist somit der erste Jahrgang für 36 Weine der Klassifizierung „RHEINGAU GROSSES GEWÄCHS“, die allesamt auf einem neuen, noch etwas enger gefassten Regelwerk basieren und sich einer mehrstufigen Prüfung unterziehen mussten. Ein neu eingeführter Schriftzug „RHEINGAU GROSSES GE-WÄCHS“ – kurz RGG – wird in Zukunft auf dem Frontetikett zu sehen sein.
Die Rheingauer Weinerzeuger entschieden sich für das neue „RHEINGAU GROSSES GEWÄCHS“ den maximalen Restzuckergehalt von 13 g/l auf 9 g/l beim Riesling und 6 g/l beim Spätburgunder zu reduzieren, um das Geschmacksprofil noch klarer abzubilden. Zudem wird künftig, die Rheingauer Gütekarte – bundesweit die einzige, wissenschaftlich erarbeitete parzellengenaue Lagen-Klassifizierung – in regelmäßigen Abständen auf den Prüfstand gestellt. Die Kontrolle erfolgt über eine unabhängige Kommission, die sich aus Vertretern der beteiligten Betriebe sowie aus Vertretern der Prüfstelle des Regierungspräsidiums Darmstadt zusammensetzt. Die bereits über das „Erste Gewächs“ etablierten Qualitätskriterien gelten selbstverständlich weiter: Die Beschränkung auf Riesling und Blauen Spätburgunder als zugelassene Sorten sowie die Ertragshöchstgrenze von 50 hl pro Hektar bei ausschließlich selektiver Handlese sind ebenso festgelegt wie ein mindestens spätlesegeeignetes Mostgewicht bei der Lese und die Mindestalkoholwerte von 12 Vol.-% beim Riesling und 13 Vol.-% beim Spätburgunder.
Für den Rheingauer Weinbaupräsident Peter Seyffardt zeigt sich im „RHEINGAU GROSSES GEWÄCHS“, dass sich die Region in einer extrem dynamischen Phase befindet: „Unsere Rheingauer Winzer beherrschen ihr Handwerk heute besser denn je. Sie haben gelernt, das Potenzial ihrer Lagen zu erkennen und das Terroir noch besser zu lesen. So wird die Herkunft im Wein schmeckbar. Relevant ist dabei die Summe des Ganzen: Rebsorte, Gelände, Mikroklima, Gestein und Boden sowie Weinberg und Keller.“
Dass die Begeisterung für noch mehr Qualität im Kreise ihrer Winzer wächst, sieht auch die Geschäftsführerin Andrea Engelmann: „Seit es Klassifizierungen im Rheingau gibt, kann und will sich niemand auf den Meriten vergangener Tage ausruhen. Die Winzer zeigen Spaß an der Leistung. Zudem ist das Spektrum der Winzer spannender denn je. Leuchttürme und namhafte Traditionsweingüter haben ihre Position weiter gefestigt. Sie vernetzen sich mit jungen Talenten und kreativen Neueinsteigern, die unsere Region derzeit entscheidend prägen – unter ihnen auch zahlreiche Winzerinnen.“
Rheingau – Kleine Region, große Weine
Mit 3200 Hektar ist der Rheingau eines der kleinsten Weinanbaugebiete Deutschlands. Im Riesling allerdings ist der Rheingau ganz groß. 80 Prozent der Rebfläche sind mit Riesling bestockt und zwölf Prozent mit dem ebenso edlen Blauen Spätburgunder. Beide finden hier ideale, klimatische Bedingungen, um große Weine hervorzubringen. Bei Wicker, unweit von Wiesbaden, am Rheinknie vollzieht der Rhein den einzigen relevanten Richtungswechsel. Deshalb sind die besten Rheingauer Lagen nach Süd-Südwest ausgerichtet und gedeihen in einem gut balancierten „Cool Climate“: die Sonneneinstrahlung trägt zuverlässig zu einer verlässlichen Traubenreife bei; die Trauben profitieren zudem von kühlen Fallwinden aus dem Taunus und einer guten Niederschlagsmenge. Das bringt Frische und eine ausgedehnte Reifezeit. Aus seiner Tradition heraus ist der Rheingau ein Weinbaugebiet mit hohem Qualitätsstreben und einem immensen Erfahrungsschatz in der Klassifizierung von Weinlagen. Hier wurden nicht nur Spätlese und „Cabinet“ erfunden, im Rheingau gab es die ersten Flaschenweine und ein frühes Bestreben, große Lagen zu etablieren und in der einzigen, parzellengenauen Lagen-Klassifizierung Deutschlands, die auf einer wissenschaftlich fundierten Basis beruht, zu schützen – die Grundlage für das „Erste Gewächs“, das ab 2019 „RHEINGAU GROSSES GEWÄCHS“ heißen wird.
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