Nach der starken Performance der Aktienmärkte in den vergangenen Wochen stellen sich viele Anleger die Frage, wie lange dieses Bild Bestand haben wird. Immerhin hat der Weltaktienindex MSCI World in Euro seit Anfang 2019 um rund 27 Prozent zugelegt. US-Aktien zeigen sogar einen Wertzuwachs von knapp über 30 Prozent. Die Finanzmarkthistorie belegt aber, dass eine Jahresrendite von 30 Prozent und mehr für den US-Aktienmarkt statistisch alle 10 Jahre einmal vorkommt, also gar nicht so selten. Zudem gibt es keine Gesetzmäßigkeiten die darauf schließen lassen, dass mit bestimmten Performancemarken oder Allzeithochs das Ende eines Bullenmarktes erreicht ist. Die starke Aktienmarktperformance des Jahres 2019 muss vielmehr vor dem Hintergrund das schwachen Anlagejahres 2018 betrachtet werden: Ein signifikanter Teil der Kursavancen 2019 ist lediglich Ausgleich für die deutlichen Verluste zum Ende des Jahres 2018.
Notenbanken flankieren die Kursrallye
Ermöglicht wurde der aktuelle Kursanstieg vor allem durch die Deeskalation im Handelskrieg zwischen USA und China. US-Präsident Trump, der mit seinen erratischen Twitter-Tiraden den Aktienmarkt¬verlauf 2019 häufig verwirbelt hat, hält sich zuletzt beim Handelskonflikt mit China auffallend zurück. Die Vermutung liegt nahe, dass er weitere wirtschaftliche Probleme vermeiden möchte, um seine Wiederwahl 2020 nicht zu gefährden. Die positive geopolitische Entwicklung wurde zudem von einer regelrechten Zinssenkungswelle der globalen Notenbanken flankiert. Der BIP-gewichtete Weltleitzins befindet sich annähernd auf dem Niveau des Krisenjahres 2009, obwohl die aktuelle Situation weit von einer globalen Rezession entfernt ist. Zumindest auf der Zinsseite haben die Notenbanken damit ihren Spielraum fürs Erste weitgehend ausgeschöpft.
Kursgewinne nach dem Prinzip Hoffnung
Die letzten Wochen des Anlagejahres 2019 dürften relativ ruhig verlaufen und sogar mit einer moderaten Jahresendrallye abschließen, sofern keine unliebsamen geopolitischen Überraschungen auftreten. Die Unterstützung der Notenbanken ist relativ sicher, während in der „Trump-Welt“ abrupte Störfeuer nie ausgeschlossen werden können. Blickt man über den Jahreswechsel hinaus, gestaltet sich die Prognose deutlich schwieriger. Durch die jüngsten Kursavancen haben sich die Aktienkurse sehr weit von den Fundamentaldaten entfernt. In den Kursen steckt also sehr viel Hoffnung für die Zukunft, die kurzfristig auch enttäuscht werden könnte. Sofern der Aktienmarkt nicht bald durch deutlich bessere Fundamentaldaten unterstützt wird, könnten im Frühjahr 2020 deutliche Korrekturen folgen.