Langfristig zeichneten sich Value-Aktien zumindest im 20. Jahrhundert durch eine Outperformance gegenüber dem Gesamtmarkt aus. Doch spätestens seit der Finanzkrise war mit ValueAktien kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Die deutlich größeren Kursgewinne erzielten Anleger in den vergangenen Jahren mit Aktien von stark wachsenden Firmen, die in der Regel wegen ihres Wachstums im Verhältnis zu ihrem fundamentalen Wert auch hoch bewertet sind (Growth-Aktien).
Doch seit Anfang September zeichnet sich eine Umschichtung am Markt in Richtung von Value-Aktien ab. Angesichts der zunehmenden wirtschaftlichen Unsicherheiten bevorzugen Anleger wieder substanzstarke ValueAktien gegenüber den Growth-Papieren, deren Wert vor allem von unsicheren Wachstumserwartungen abhängt. Um auf eine „Wiedergeburt“ der ValueAktien zu setzen, müssen Anleger nicht unbedingt tief in die Analyse von Unternehmensbilanzen einsteigen und selbst Einzelaktien auswählen. Stattdessen können Anleger auch mit ETFs gezielt auf Value-Aktien setzen. Möglich machen es sogenannte Faktor-ETFs, die auf Indizes basieren, bei denen Aktien nicht mehr anhand ihrer Marktkapitalisierung, sondern anhand anderer Faktoren (wie zum Beispiel im Falle von Value-ETFs anhand von Bewertungskennzahlen) ausgewählt beziehungsweise gewichtet werden.
Die meisten Value-ETFs basieren auf Indizes des Indexanbieters MSCI. Für die Indizes von MSCI werden ValueAktien anhand von drei Kennzahlen identifiziert, dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf Basis von Gewinnschätzungen, dem Unternehmenswert (Enterprise Value) im Verhältnis zum operativen Cashflow und dem KursBuchwert-Verhältnis (KBV). Durch die Kombination mehrerer Kennzahlen sowie durch den Fokus auf künftige Gewinne (statt auf den Gewinn des vergangenen Geschäftsjahres) bei der Berechnung des KGVs werden sogenannte Value-Fallen umschifft. Unter einer Value-Falle versteht man auf dem Papier günstig bewertete Unternehmen, die aber zum Beispiel einer existenzbedrohenden Situation gegenüberstehen und nur aus diesem Grund günstig bewertet sind. Außerdem wird die Bewertung bei den MSCI-Indizes im Vergleich zum jeweiligen Sektor vorgenommen, um eine Übergewichtung von Sektoren mit niedrigen Wachstumsaussichten zu vermeiden.
Die Value-ETFs mit dem höchsten investierten Volumen sind derzeit drei ETFs der BlackRock-Tochter iShares. Der iShares Edge MSCI World Value Factor UCITS ETF (ISIN: IE00BP3QZB59) bietet Zugang zu ValueAktien aus den weltweiten Industrieländern. Daneben gibt es mit dem iShares Edge MSCI USA Value Factor UCITS ETF (ISIN: IE00BD1F4M44) und dem iShares Edge MSCI Europe Value Factor UCITS ETF (ISIN: IE00BQN1K901) auch die Möglichkeit, gezielt auf Value-Aktien aus den USA beziehungsweise Europa zu setzen. Neben den vorgestellten thesaurierenden ETFs gibt es die ETFs jeweils auch in einer ausschüttenden Variante.
(Gomodetraider)