Nach der EU widmet sich nun auch die Bundesregierung dem Thema Sustainable Finance und hat im letzten Jahr eine Multi- Stakeholder-Kommission aus Vertretern der Finanzwirtschaft, Realwirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, den Sustainable Finance-Beirat, einberufen, um sie bei der Entwicklung einer nationalen Sustainable Finance-Strategie zu beraten. Das dabei ausgegebene, ambitionierte Ziel lautet, Deutschland zu einem führenden Standort für Sustainable Finance zu machen.
Die Finanzwirtschaft hat nicht nur eine wesent liche Lenkungswirkung für die Förderung nachhaltiger Wirtschaftsaktivitäten, sondern eine Finanzwirtschaft die die Nachhaltigkeitsrisiken vorausschauend managt und die Nachhaltigkeitschancen aktiv ergreift, ist auch ein wesentlicher Wettbewerbsfaktor für die Bundesrepublik.
Der Zwischenbericht „Die Bedeutung einer nachhaltigen Finanzwirtschaft für die große Transformation“ zeigt 53 Handlungsansätze auf, die dabei helfen können, Deutschland zu einem führenden Sustainable Finance-Standort zu machen. Die Handlungsansätze sollen in dem im September diesen Jahres erscheinenden Abschlussbericht noch weiter geschärft werden und in konkrete Empfehlungen münden. Bis zum 3. April sind Interessierte eingeladen, sich an einer öffentlichen Konsultation zum Zwischenbericht zu beteiligen.
Doch wie kann und soll der Finanzmarkt die nachhaltige Entwicklung im Sinne der Pariser Klimaziele und der globalen Entwicklungsziele unterstützen? Damit die Transformation gelingen kann, ist ein widerstands- und anpassungsfähiger Finanzsektor
unabdingbar. Denn nur so können Risiken in Folge von Klimaveränderungen wie etwa Überflutungen oder regulatorische Änderungen – bekannt als physische und transitorische Risiken – sowie soziale und Governance-Risiken überwunden werden.
Dies erfordert eine standardisierte und verlässliche Datengrundlage für die Risiken und Chancen von Nachhaltigkeitsaspekten.Wichtig ist auch, dass transparent ist, wie verschiedene Nachhaltigkeitsaspekte von finanzierten Aktivitäten bewertet werden. Nicht zuletzt sind es quantitative Risikomanagementverfahren – wie ein verlässlicher und wirksamer CO2-Preis –, die Nachhaltigkeitsaspekte als integrale Komponente des Risikomanagements berücksichtigen und hinreichend abbilden.
Um das Thema Sustainable Finance in die Breite zu tragen, bedarf es für institutionelle wie private Investoren einer breiten Palette an nachhaltigen Anlageprodukten, das bedeutet nicht nur Investmentprodukte,sondern auch Bank- und Versicherungsprodukte.
Hierbei muss Transparenz bezüglich der Kompatibilität der Produkte mit den globalen Nachhaltigkeitszielen herrschen, welche durch ein entsprechendes Produktklassifizierungssystem geschafft werden könnte, ähnlich der Energieeffizienzausweisung für Kühlschränke.
Darüber hinaus müssen Führungskräfte sowie Kundenberater in der Finanzwirtschaft durch entsprechende Weiterbildungsmaßnahmen Kenntnisse zum
Thema Sustainable Finance aufbauen.
Diese Bedingungen können nur durch entsprechende politische Rahmenbedingungen etabliert werden. Es ist jedoch entscheidend, dass die Bundesregierung sich nicht damit begnügt, einen Rechtsrahmen zu setzen, der für mehr Resilienz förderlich ist oder nachhaltige Investitionsvorhaben attraktiv macht, sondern als ein wesentlicher Finanzmarktteilnehmer seiner Vorbildfunktion gerecht wird. Das bedeutet
konkret, dass die öffentliche Hand ihre Haushaltspolitik sowie öffentlich geförderte Produkte wie Rentenversicherungen entschlossen an den selbst gesetzten Nachhaltigkeitszielen ausrichtet.
Das FNG setzt sich seit bald 20 Jahren mit dem gebündelten Wissen seiner über 200 Mitglieder für die Förderung, Transparenz und Qualitätssicherung nachhaltiger Geldanlagen ein und begrüßt das Engagement der Bundesregierung auf diesem Gebiet. Aktuell arbeiten wir an unserem diesjährigen Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen, der am 8. Juni publiziert wird und in dem sich aller Voraussicht nach wieder ein fortsetzendes enormes Wachstum des nachhaltigen und verantwortlichen Anlagemarkts in Deutschland zeigen wird.
(ANGELA MCCLELLAN)