Noch ist die Corona-Krise längst nicht überstanden. Auch eine von Experten befürchtete zweite Welle sollte nicht kategorisch ausgeschlossen werden. Richtig ist aber auch: Die Lage hat sich in den vergangenen Tagen und Wochen in vielen Regionen rund um den Globus – gemessen an der Zahl der Neuinfektionen – deutlich entspannt.
Aktien sind nicht alternativlos
Ein Blick auf die jüngsten Entwicklungen an den Aktienmärkten erweckt fast den Eindruck, als sei die Corona-Pandemie bereits Geschichte. Schließlich kennen DAX, Dow Jones und weitere bedeutende Aktienindizes seit Wochen nur eine Richtung: aufwärts. Beflügelt wird die Rally derzeit in erster Linie von der Hoffnung auf einen künftigen Konjunkturaufschwung und der Geldpolitik der weltweit wichtigsten Notenbanken. Um einen allzu drastischen Konjunktureinbruch zu verhindern, haben die US-Notenbank Fed, die Europäische Zentralbank und weitere Notenbanken ihre ohnehin schon expansive Geldpolitik nochmals gelockert. Und da die zusätzliche Liquidität gewinnbringend investiert werden will, präsentieren sich die Aktienmärkte derzeit in prächtiger Verfassung.
Attraktive Anleiheinvestments
Was viele Anleger im Zuge der haussierenden Aktienmärkte aber derzeit übersehen: Vor allem aufgrund der Corona-Krise sind die Risikoprämien von Anleihen teils kräftig gestiegen. Die Zeiten, in denen festverzinsliche Wertpapiere lediglich mikroskopisch kleine Renditen erzielen, gehören somit erst einmal der Vergangenheit an. Anleihen haben an Attraktivität gewonnen und bieten nun wieder ansehnliche Renditen. So notieren Unternehmensanleihen derzeit mit einer laufenden Rendite zwischen 2 und 6 Prozent per annum, je nach Laufzeit, Bonitätsstärke und Länderstruktur. Dies bedeutet: Anleger, die sich jetzt einen entsprechenden Bond ins Depot legen, freuen sich bis zum Laufzeitende über eine jährliche Rendite.
Risikoscheue Anleger können sich auf Anleihen aus dem Investment-Grade-Rating (BBB- oder besser) konzentrieren. Die Renditen sind hier zwar geringer, allerdings gehen Investoren aber auch ein überschaubares Risiko ein. Die Gefahr, dass Emittenten mit einem Investment-Grade-Rating ihre Gläubiger nicht bedienen können, ist im Vergleich zu Anleihen aus dem Hochzinsanleihenmarkt äußerst gering.
Mittelfristiger Leitzinsanstieg möglich
Für ein Anleihe-Engagement spricht zudem, dass auf kurze Sicht keine Leitzinserhöhungen zu erwarten sind. Für Anleger, die ihre Anleihen ohnehin bis Fälligkeit halten wollen, spielen Zinserhöhungen zwar keine allzu große Rolle; doch für Sparer, die ihre Papiere vor dem Laufzeitende veräußern wollen oder müssen, sind Zinserhöhungen beziehungsweise ein Anstieg der Anleiherendite alles andere als erwünscht. Grund: Am Rentenmarkt bewegen sich Rendite und Kurs systembedingt entgegengesetzt. Steigt also die Rendite, fällt der Kurs – und umgekehrt. Anleihen mit einer Laufzeit von über fünf Jahren sollten Anleger deshalb eher meiden. Zwar tendiert die Wahrscheinlichkeit einer zeitnahen Zinserhöhung gegen Null, mittelfristig ist eine restriktivere Geldpolitik der EZB oder Fed aber durchaus möglich.
Die weitverbreitete Meinung, dass hochverschuldete Staaten der Eurozone im Zuge steigender Zinsen und damit einhergehend auch einer steigenden Zinslast in Schieflage geraten würden, muss nicht unbedingt stimmen – vorausgesetzt, die EZB hält ihre Staatsanleihe-Bestände. Der Reihe nach: Die EZB hat bereits einen großen Anteil europäischer Staatsanleihen aufgekauft. Die damit einhergehenden Zinserträge werden aber – vereinfacht formuliert – von der EZB als Ausschüttungen an die Staaten zurückgeführt. Die Netto-Zinslast ist somit weitaus geringer, als bei „normalen“ Gläubigern, die ihre Zinserträge selbstverständlich behalten. Und: Da die EZB und andere Notenbanken aufgrund der Corona-Krise weitere Anleihekaufprogramme auf den Weg gebracht haben, wird sich die Netto-Zinslast für die einzelnen Staaten weiter verringern – mittelfristige Zinserhöhungen wären somit wieder denkbar.
Breit streuen und Risiken reduzieren
Um einzelne Anleihen sollten Anleger aber einen Bogen machen. Denn die Zahl möglicher Fallstricke ist groß: Sinnvoller erscheint es daher, auf die Expertise von professionellen Fondsmanagern zu vertrauen. Sie haben Zugang zu Informationen, die Privatanleger in der Regel nicht haben, führen vor Ort Gespräche mit dem Management und identifizieren so die attraktiven Chancen. Darüber hinaus verteilt ein aktiv gemanagter Fonds das Risiko auf viele verschiedene Schultern. Sollte also eine Anleihe an Wert verlieren, kann dieser Verlust durch die anderen Titel aufgefangen werden. Zudem sollte ein Depot eines Anlegers weitere Anlageklassen wie Aktien, Rohstoffe und Alternative Investments beinhalten. Möchte ein Anleger die ganze Allokation nicht selber verwalten, bieten sich global gemanagte Mischfonds an.
(LAUREUS AG PRIVAT FINANZ)