„Der Klimawandel wird in Zukunft großen Einfluss auf die globale Politik und die Kapitalmärkte haben“, so Kim Catechis, Head of Investment Strategy bei der Legg-Mason-Boutique Martin Currie.
Langfristig denkende Investoren sollten dies in Entscheidungen einbeziehen, ohne sich vollständig davon leiten zu lassen. „Das Wissen über den Einfluss des Klimawandels auf die Geopolitik hilft, künftige Risiken zu bewerten“, sagt Catechis.
Catechis skizziert den weitreichenden Einfluss des Klimawandels in einem Strategiepapier mit dem Titel „Climate change and the impact on geopolitics“. Demnach beeinflusst der Klimawandel maßgeblich, wie sich Staaten zueinander positionieren oder ihre Machtinteressen durchsetzen.
Faktoren, wie durch Klimakatastrophen bedingte Migration, der zunehmende Verteilungskampf um Wasserreserven sowie die Bedrohung ganzer Volkswirtschaften durch Dürren, Fluten oder andere Naturkatastrophen, werden künftig entscheidend dafür sein, wie sich Staaten geopolitisch positionieren.
„Geostrategische Überlegungen haben einen großen Einfluss auf die Kapitalmärkte, weil sie bestehende Rechtsrahmen verändern und damit das Investitionsumfeld einer Volkswirtschaft stark beeinflussen“, betont Catechis.
„Treten Naturkatastrophen auf, sind diese vor allem in sich entwickelnden Volkswirtschaften mit schwachen Fundamentaldaten dazu geeignet, das Wachstum zum Erliegen zu bringen oder gar politische Krisen auszulösen“, so Catechis.
Konflikte um Wasser immer wahrscheinlicher
Als Beispiel nennt der Investment-Stratege die Situation in Syrien. Das Land galt über viele Jahre als Kornkammer. 2005 war mehr als ein Fünftel der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig. Ab 2006 erschütterten mehrere Dürren das Land und sorgten dafür, dass große Teile der Landbevölkerung ihr Glück in den Städten suchten. „
Die daraus entstehenden sozialen Konflikte führten – gepaart mit dem 2010 aufkommenden arabischen Frühling – zum syrischen Bürgerkrieg, der in seiner Folge zahlreiche Opfer gefordert und eine Flüchtlingswelle ausgelöst hat. Diese Migration hat in Nachbarstaaten wie der Türkei, aber auch in der Europäischen Union politisch hohe Wellen geschlagen“, betont Catechis.
Mit zunehmender Erderwärmung dürften auch die Folgen des Klimawandels für Investoren immer präsenter werden. Als weiteren möglichen Konflikt zwischen Staaten führt der Anlagestratege den Kampf um Wasservorkommen an. „Wenn ein Fluss durch mehrere Länder fließt, bietet das in Zeiten knapper Vorkommen Konfliktpotenzial. Etwa dann, wenn ein Land den Fluss verschmutzt oder zu viel Wasser entnimmt“, erklärt Catechis. „
Zwar haben wir bis heute noch keinen Krieg um Wasser gesehen, doch zeichnet sich in vielen Regionen der Welt ab, dass es in Zukunft zu einem derartigen Konflikt kommen könnte“, so Catechis und verweist auf die Anrainerstaaten von Ganges, Nil, Indus sowie von Euphrat und Tigris.
Bewusstsein für Folgen des Klimawandels kann Anlagerisiken senken
Für den Experten von Martin Currie besteht kein Zweifel daran, dass der Klimawandel dazu geeignet ist, geopolitische Ausrichtungen und damit indirekt auch die ökonomische und soziale Situation ganzer Bevölkerungen rapide zu verändern. Potenziell betroffene Volkswirtschaften sollten dieser Herausforderung mit einer langfristigen Planung begegnen und neben den Staatsfinanzen auch das Gesundheitswesen auf Vordermann bringen.
„Langfristig denkende Investoren sollten diese Überlegungen pragmatisch in ihre Investmententscheidungen einfließen lassen“, betont Catechis. „Es macht jedoch keinen Sinn, sich gänzlich von diesen Aspekten leiten zu lassen, vielmehr dient das Wissen über den Einfluss des Klimawandels auf die Geopolitik dazu, künftige Risiken bewerten zu können“, so der Anlagestratege.
(Legg Mason)