Diesmal: Warum die sture Geldschwemme der Fed das zweite Halbjahr nicht leichter macht.
Eoin Murray, Head of Investment bei Federated Hermes:
„Die Märkte hätten jüngst alle Gründe gehabt, Vermögenswerte zu verkaufen: Peking schloss aufgrund der Befürchtungen einer zweiten Welle alle Schulen, die Krankenhausaufenthalte in Texas nahmen alarmierend schnell zu und der Grenzkonflikt zwischen China und Indien verschärfte sich. Und doch verlief diese Woche zum Beispiel für US-amerikanische Large Cap-Aktien nach dem kurzen Wackeln der vergangenen Woche recht positiv. Dies zeigt uns entweder, dass sich der Markt nur noch für die Liquidität der Fed interessiert – oder dass die wirtschaftliche Entwicklung von Teilen der Anlegergemeinschaft ignoriert wird.
Investieren nur aus Prinzip
Nichts fasst die Fed im gegenwärtigen Zustand besser zusammen als die Antwort von US-Notenbankchef Jerome Powell auf die Frage, warum die Bank Unternehmensanleihen kauft, wenn doch die Renditen bereits so niedrig sind. Seine Antwort: „Weil wir es gesagt haben.“ Auf dem Weg in die zweite Jahreshälfte bleiben Herausforderungen sowohl für die Zahlungsfähigkeit der privaten Haushalte als auch für die der Unternehmen am Horizont. Insolvenzen nehmen zu, Hypothekenrückstände sind stark angestiegen und Autodarlehen bewegen sich in die falsche Richtung. Wir sollten uns auf eine schwierige zweite Jahreshälfte 2020 gefasst machen.“
Geir Lode, Head of Global Equities bei Federated Hermes:
„Die Reaktion der Fed auf einen schlechten Tag an den Aktienmärkten Ende vergangener Woche war aufschlussreich. Die US-Notenbanker sind eindeutig sehr nervös wegen der Arbeitslosigkeit. Sie haben am Dienstag damit begonnen, bis zu 250 Milliarden US-Dollar an Unternehmensanleihen aufzukaufen. Sie hoffen, dass diese Maßnahmen es Unternehmen in Schwierigkeiten ermöglichen, im Geschäft zu bleiben, weitere Arbeitsplatzverluste zu begrenzen und möglicherweise neue Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen. Es überrascht nicht, dass die Märkte positiv auf diese Maßnahmen reagiert haben, da sie signalisieren, dass die Zentralbanken nach wie vor darauf bedacht sind, enorme Mengen an Liquidität bereitzustellen – und dabei die Märkte wirkungsvoll zu dopen.
Irgendwann müssen die Zentralbanken einen Schritt zurücktreten – mit tiefgreifenden Auswirkungen auf die globalen Aktienmärkte, was die Anleger in den kommenden Monaten wahrscheinlich beschäftigen wird. Wir vermuten jedoch, dass die Arbeitslosenquote auf ein normaleres Niveau sinken muss, bevor der Liquiditätsfluss spürbar reduziert wird. Dies scheint jedoch noch in weiter Ferne zu liegen. Solange die Pumpen der quantitativen Lockerung in vollem Gange sind, dürfte es in den nächsten Monaten eine erhebliche Unterstützung für die Aktienmärkte geben.“
(Federated Hermes)