Wirtschaft

Chronik eines angekündigten Todes: Argentinien und seine Schulden

Kommentar von Kim Catechis, Head of Investment Strategy bei der Legg-Mason-Tochter Martin Currie

geralt / Pixabay


Am Freitag verstrich die letzte Frist, bis zu der die wichtigsten Gläubiger des Landes das letzte Angebot der Regierung für eine Umschuldung annehmen mussten. Die Verhandlungen hatten zuletzt an Schärfe gewonnen. Jetzt hat die Casa Rosada, der Präsidentenpalast, nur die Chance, die Frist für Verhandlungen zu verlängern oder sich dem Unvermeidlichen zu beugen: offiziell die neunte Zahlungsunfähigkeit des Landes zu verkünden.

Argentinien und seine Geschichte: Das Land war zur Zeit des Ersten Weltkriegs die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt. Es wurde nie überfallen, besetzt und geplündert. Der wirtschaftliche Niedergang wurde vollständig selbst verschuldet. So wurde die argentinische Zentralbank 1935 gegründet. In den darauffolgenden 85 Jahren diente nur ein Gouverneur eine komplette Amtszeit: Ernesto Bosch, der erste Gouverneur, der die Bank ein Jahrzehnt lang leitete. Dazu kommt: Das Land hat die zweifelhafte Ehre, weltweit die meiste Zeit im Rezessionsstatus zu verbringen. Von 1961 bis 2018 wies Argentinien 22 Rezessionsjahre aus. Damit liegt Argentinien vor dem Kongo, Sambia, Haiti, dem Tschad, Burundi und Guyana.

Präsident Alberto Fernández kam im Dezember mit einem sehr klaren Mandat an die Macht: die Wirtschaft zu stärken. Er fand schwierige Staatsfinanzen vor, eine Pandemie und ein soziales Gefüge, das von Ungleichheit und wirtschaftlicher Rezession bereits sehr strapaziert ist. Er wird das Los seiner Wähler nicht spürbar verbessern können, weshalb er an Unterstützung verliert. Dabei sitzt ihm seine Vizepräsidentin, die Ex-Präsidentin Cristina Kirchner, im Nacken. Diese gewinnt an Macht und baut die eigene Position zulasten des Präsidenten aus. Die Einmischung des Staates in die Wirtschaft wird zunehmen und die verbleibenden internationalen Investoren vor den Kopf stoßen. Das Land gleitet in die Bedeutungslosigkeit ab.

Für die wenigen internationalen Geldgeber wird dies eine weitere Enttäuschung sein. Sie hatten sich von diesem faszinierenden, charmanten, fiebrigen, leidenschaftlichen, aber ewig frustrierenden Land verführen lassen und immer das Beste gehofft. Diese Hoffnung zerrinnt jetzt.

(Legg Mason)

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