Investmentfonds

Impact Investing ist wichtiger denn je

Katharine Trimpop, Leiterin Vertrieb & Marketing Publikumsfonds sowie Nachhaltigkeitsexpertin bei der Monega KAG, erläutert, warum Impact Investing gerade jetzt unverzichtbar ist und wie Anleger profitieren

StockSnap / Pixabay


Die Corona-Krise hat unsere globalisierte Welt in den letzten Monaten schlagartig verändert. Vor allem die Entwicklungs- und Schwellenländer hat es wirtschaftlich hart getroffen. Wie hierzulande kam es in diesen Ländern zu großen Einschränkungen oder kompletten Lockdowns. Um so wichtiger ist es, die in diesen Regionen ansässigen Kleinstunternehmer und Unternehmen mit lebensnotwendigen Krediten weiter zu versorgen. Stillhalteabkommen zwischen Investoren und Mikrofinanzinstituten stellen hierfür eine geeignete Grundlage dar. Durch eine enge Liquiditäts- und Risikokontrolle der MFIs sowie die gerade in Krisenzeiten hohe Zahlungsmoral der Endkreditnehmer bleiben Mikrofinanzinvestments eine attraktive Anlageklasse – mit großer Wirkung.

Die Corona-Pandemie hat in nur wenigen Wochen unsere gesamte Weltwirtschaft in die Knie gezwungen. Dabei trifft es die Schwächsten, wie so oft, am härtesten: Bereits vor Ausbruch des Virus standen 44 Prozent der am wenigsten entwickelten Länder mit den geringsten Einkommen vor einer Schuldenkrise. Durch COVID-19 hat sich ihre Lage noch einmal deutlich verschlechtert. Rund 90 Milliarden US-Dollar zogen Investoren im März 2020 an Investments aus Schwellenländern ab1. Zudem rechnen Experten damit, dass die offizielle Entwicklungshilfe für 2021 um 25 Milliarden US-Dollar zurückgehen wird2. Dies könnte eine halbe Milliarde mehr Menschen in extremer Armut bedeuten.

Mikrofinanzinstitute spielen zentrale Rolle

In diesen schwierigen Zeiten haben Mikrofinanzkredite eine wichtige Funktion, denn sie geben einkommensschwachen Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern schon mit kleinen Beträgen die Möglichkeit, aus der Armut auszubrechen, ihre Familien zu versorgen und ihren Kindern Zugang zu Bildung zu verschaffen. Der Schlüssel zur Mikrofinanzierung sind sogennante Mikrofinanzinstitute (MFIs). MFIs vergeben Mikrodarlehen, deren Laufzeit häufig nur wenige Monate – z.B. von der Saat bis zum Verkauf der Ernte – abdeckt. Oft ist die Vergabe von Mikrokrediten auch z.B. an die erfolgreiche Teilnahme an Bildungsmaßnahmen gebunden. Besonders wichtig für die Kreditnehmer ist zudem, dass MFIs teilweise Zugang zu Sparkonten anbieten, so dass die Einnahmen aus der Unternehmung nicht mehr unter dem Kopfkissen aufbewahrt werden müssen. In der Regel haben MFIs keinen Zugang zu den klassischen Finanzmärkten in ihren Ländern und können sich dort nicht wirtschaftlich mit Geld versorgen. Sie sind deshalb auf entwicklungspolitische Gelder oder auf Darlehen von z.B. Mikrofinanzfonds angewiesen.

Stillhalteabkommen und Moratorien als temporäre Gegenmaßnahmen

Um die MFIs gerade in der jetzigen Krisensituation zu unterstützen, wurden in den letzten Wochen und Monaten verschiedene bilaterale Stillhalteabkommen zwischen Investoren und MFIs verabschiedet sowie Moratorien großer Investorengruppen etabliert. Diese sollen helfen, den MFIs mehr Liquiditäts- und Planungsspielraum zu geben, weil Zins- und Tilgungsforderungen während des Krisenzeitraums ausgesetzt werden können. Denn in vielen Fällen, in denen die lokalen Regulierungsbehörden während der Krisenzeit eine Stundung für Tilgungs- und Zinszahlungen der Kreditnehmer erklärt haben, erhalten die MFIs selbst auch keine Zins- und Kapitalzahlungen von den Endkreditnehmern. Solche Abkommen zwischen Investorengruppen und MFIs werden jedoch nur mit laufender Überprüfung und Kontrolle der Liquiditätssituation der MFIs und entsprechender Risikoabwägung geschlossen.
Auch Developing World Markets (DWM), der Fonds- und Investmentmanager des Monega Mikrofinanz & Impact Fonds, gehört zu den Unterzeichnern eines branchenweiten sogenannten Memorandum of Understanding (MOU). Dieses Memorandum wichtiger Investoren stellt deutlich heraus, dass infolge der Krise viele der Kreditnehmer der MFIs eine Umschuldung oder Umstrukturierung der Finanzierungen benötigen werden. Allerdings hat die Vergangenheit gezeigt, dass gerade Kleinstunternehmer und kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) in Krisen sehr widerstandsfähig sind und die MFIs somit ebenfalls eine hohe Resilienz aufweisen.

Hilfe ist gerade jetzt von Bedeutung

Eine solche Widerstandsfähigkeit im aktuellen Pandemie-Umfeld zeichnet sich bereits ab: Ende August haben mehr als die Hälfte der MFIs im Portfolio des Monega Mikrofinanz & Impact Fonds, die zu Beginn der Corona-Krise Zahlungsaufschübe beantragt hatten, entweder ihre Stundungsvereinbarungen früher als geplant oder ganz aufgelöst. Den MFIs und damit den Endkreditnehmern jetzt zu helfen, ist außerordentlich wichtig, denn letztere werden mit ihren Unternehmen voraussichtlich eine wichtige Grundlage für die soziale und wirtschaftliche Erholung in den betroffenen Regionen bilden. Daher ist die Unterstützung bei der finanziellen Eingliederung und Erhaltung insbesondere der starken MFIs, die in den letzten Jahren aufgebaut wurden, von entscheidender Bedeutung.

Ausweitung des Engagements bei enger Risikokontrolle

Um eventuelle Ausfälle und Zahlungsstörungen bzw. Restrukturierungen bei den MFIs besser prognostizieren zu können, wird z.B. die kombinierte Kennziffer „PAR 30“ und „R&R“ (Portfolio at Risk über 30 Tage, restrukturiert und refinanziert) der MFIs laufend überwacht. Dabei handelt es sich um eine Kennzahl, die angibt, welcher Prozentsatz des gesamten Kreditportfolios eines MFIs mehr als 30 Tage rückständig ist. Zusätzlich wird der Prozentsatz des Kreditportfolios eines MFIs berücksichtigt, der zwar keine Rückstände aufweist, aber umstrukturiert oder refinanziert wurde, um die Rückzahlungskapazität besser einschätzen zu können.

Im Juli wurde durch ein Darlehen über 1.500.000 EUR ein weiteres IFIN (Inclusive Financial Institution) in das Portfolio des Fonds aufgenommen und damit das Engagement in Afrika erweitert. Solche Investitionen in Afrika sind – ganz im Sinne des Credos des „Compact with Africa“, der 2017 unter der deutschen G20-Ratspräsidentschaft ins Leben gerufen wurde – „Partnerschaften auf Augenhöhe“. Das IFIN Fidelis Finance mit Sitz in Burkina Faso ist auf Bankgeschäfte zur Finanzierung der Produktionsausrüstung von KMUs spezialisiert. Fidelis Finance hat in den letzten zwanzig Jahren ein Angebot von Finanzdienstleistungen entwickelt, das an die Investitions- und Cash-Flow-Bedürfnisse (Betriebskapital) von Unternehmen angepasst ist und z.B. Leasing, Kredit, Leasing mit Kaufoption (LOA), langfristiges Leasing (LLD) und Factoring umfasst.

Mikrofinanzfonds als verlässliches Anlagevehikel

Auch der Gesetzgeber hat dieser sehr wirksamen Möglichkeit der direkten Unterstützung in Entwicklungs- und Schwellenländern Rechnung getragen und hat im Kapitalanlagegesetzbuch die Voraussetzungen geschaffen, dass Anlegern über Fondsanlagen eine Investition ermöglicht wird. Es wurde definiert, dass Kredite von MFIs an einen einzelnen Darlehensnehmer bei mindestens 60 Prozent aller Kredite eines MFIs den Betrag von EUR 10.000 nicht überschreiten dürfen. Insofern ist für Anleger ein verlässlicher, rechtlicher Rahmen für die Mikrofinanzanlage in Deutschland geschaffen worden. Anleger, die mit ihrem Investment neben einer Chance auf schwankungsarme finanzielle Erträge auch eine soziale Wirkung erzielen wollen, finden in Mikrofinanzfonds eine interessante und zu herkömmlichen Investments nach den bisherigen Erfahrungen nahezu unkorrelierte Anlagealternative.

Allerdings sind auch Mikrofinanzfonds nicht vor Verlusten gefeit. Gerade in einer weltweiten und unvorhersehbaren Krise wie der jetzigen müssen auch Fonds, die bisher stetige Wertsteigerungen vorweisen konnten, mit teilweise starken Kursverlusten rechnen. Denn in dem Moment, wo MFIs keine Zins- und Tilgungszahlungen leisten können, muss der Kredit wertberichtigt werden – auch wenn gute Chancen bestehen, dass die Zahlungen später erfolgen. Die Länder, in denen Mikrofinanzfonds investieren, leiden zwar unter der Pandemie, teilweise ist aber bereits jetzt zu erkennen, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen weniger stark sind als befürchtet, da z.B. das Durchschnittsalter in diesen Ländern – in Kenia beträgt es 18 Jahre – sehr niedrig ist und Gesellschaften mit jungen Menschen von Corona vergleichsweise weniger betroffen sind als z.B. die deutlich älteren, westlichen Volkswirtschaften.

(Developing World Markets (DWM)

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