Editorial

Ausgabe 3/2014: Die Märchen von Uli Hoeneß

Franz Beckenbauer sagte in der Bild: „Er ist für mich kein Betrüger und kein schlechter Mensch. Nur halt in vielen Dingen – wie auch ich- ein Schlamperl“ Eine märchenhafte Aussage, wenn man bedenkt, dass Herr Honeß vielleicht nicht rund 28 Millionen Euro veruntreut hat, sondern weit mehr. Laut Stern soll er nicht, wie der Richter Rupert Heindl im Prozess behauptet, mit 150 Millionen Guthaben jongliert haben, sondern eher mit 600 Millionen Schweizer Franken, was 400 Millionen Euro entspricht, knapp 3 Mal mehr. Honeß lehnt auch die Behauptung ab, es seien Gelder von seinem Konto bei der Schweizer Bank Vontobel oder der beiden dort geführten Unterkonten zu anderen Instituten geflossen. Laut Informanten sind über Jahre hinweg immer wieder sehr hohe Summen auf Konten anderer Schweizer Banken transferiert worden, wie etwa Credit Suisse oder Julius Bär. Ein wichtiger Schweizer Informant wurde von der Staatsanwaltschaft nicht vernommen, obwohl er von einem Rechtsanwalt vertreten wurde und eventuelle vieles wusste, was im Prozess wahrscheinlich eine entscheidende Rolle gespielt hätte. Doch von diesem Informanten wollte die Justiz nichts hören und bestätigte, dass sie durch die gelieferten Daten im Februar nun einen vollständigen Überblick über die Vermögensentwicklung von Herrn Honeß` Konten besitzen würden und sie lückenlos recherchiert hätten. Unklar bleibt auch die Rolle vom damaligen Adidas-Chef Herrn Louis-Dreyfuß, der Herrn Honeß im Jahr 2001 20 Millionen DM geliehen haben soll. Wie konnte Herr Honeß dann so große Gewinne in einem Devisenmarkt, den er nicht kannte, scheffeln. Spezialisten aus der Branche behaupten, dass ein Privatmann nur mit gewaltigem Aufwand und einer enormen Glücksträhne solche Gewinne erwirtschaften könnte. Oder war der Devisenmarkt nur eine Tarnung für andere Geschäfte, die bis heute unbekannt sind? Louis Dreyfuß war von 1994 bis 2001 CEO von Adidas. Ab 1996 war er der größte Anteilseigner am Fussballclub Olympique Marseille, zudem Vorstandsmitglied bei Standard Lüttich. Ab 2000 führte er die Familien-Holding der Louis Dreyfus Group. Bis 2004 war er Anteilseigner (35 Prozent) und Vorsitzender des Aufsichtsrates des Telekommunikationsunternehmens Neuf Cegetel und verstarb 2009. Ohne ihn hätte der FC Bayern wahrscheinlich Adidas aufgegeben und wäre zu Nike gewechselt. Drehfuß verstand sich mit Uli Honeß privat sehr gut und Honeß diente für Olympique Marseille als Vorbild. Welche weiteren Geschäfte oder Deals beide möglicherweise vereinbarten, wird die Öffentlichkeit wohl nie erfahren. Noch kann man das gesamte Märchen des U. H. nicht entziffern, es ist ein zweiseitiges Schwert. War U.H einfach nur größenwahnsinnig und wie Peter Bizer ihn beschreibt, der schon 1975 ein Buch über Honeß veröffentlichte mit dem Zitat:“ Honeß hat jedes Maß verloren. In seinem Kopf herrschen andere Kriterien“. Die Maßlosigkeit hätte ihn unersättlich gemacht und der Erfolg hätte es gefüttert. Oder ist Herr Honeß ein Spekulant und berechnender Geschäftsmann, der nichts umsonst tut und weiß oder glaubt zu wissen, wie weit er spekulieren kann, sei es mit Geld oder mit den Steuern. Eines ist zumindest Fakt: Er ist mit diesem Urteil sehr gut davongekommen und es anzunehmen, war ein sehr schlauer Schachzug, bevor schlimmeres ans Tageslicht getreten wäre. Die Tatsache, dass er geschafft hat, von der gesamten Öffentlichkeit bis hin zu Frau Merkel, als hilfloses und doch vernünftiges Opfer dazustehen, zeugt von einer professionellen Fähigkeit der Inszenierung und der Menschen- und Medienmanipulation. Ob das reicht, um das Gefängnis zu ertragen und wieder da zu stehen, wo er mal war, bleibt wohl abzuwarten.   I. Hägewald

Franz Beckenbauer sagte in der Bild: „Er ist für mich kein Betrüger und kein schlechter Mensch. Nur halt in vielen Dingen – wie auch ich- ein Schlamperl“

Eine märchenhafte Aussage, wenn man bedenkt, dass Herr Honeß vielleicht nicht rund 28 Millionen Euro veruntreut hat, sondern weit mehr. Laut Stern soll er nicht, wie der Richter Rupert Heindl im Prozess behauptet, mit 150 Millionen Guthaben jongliert haben, sondern eher mit 600 Millionen Schweizer Franken, was 400 Millionen Euro entspricht, knapp 3 Mal mehr.

Honeß lehnt auch die Behauptung ab, es seien Gelder von seinem Konto bei der Schweizer Bank Vontobel oder der beiden dort geführten Unterkonten zu anderen Instituten geflossen. Laut Informanten sind über Jahre hinweg immer wieder sehr hohe Summen auf Konten anderer Schweizer Banken transferiert worden, wie etwa Credit Suisse oder Julius Bär.

Ein wichtiger Schweizer Informant wurde von der Staatsanwaltschaft nicht vernommen, obwohl er von einem Rechtsanwalt vertreten wurde und eventuelle vieles wusste, was im Prozess wahrscheinlich eine entscheidende Rolle gespielt hätte.

Doch von diesem Informanten wollte die Justiz nichts hören und bestätigte, dass sie durch die gelieferten Daten im Februar nun einen vollständigen Überblick über die Vermögensentwicklung von Herrn Honeß` Konten besitzen würden und sie lückenlos recherchiert hätten.

Unklar bleibt auch die Rolle vom damaligen Adidas-Chef Herrn Louis-Dreyfuß, der Herrn Honeß im Jahr 2001 20 Millionen DM geliehen haben soll. Wie konnte Herr Honeß dann so große Gewinne in einem Devisenmarkt, den er nicht kannte, scheffeln. Spezialisten aus der Branche behaupten, dass ein Privatmann nur mit gewaltigem Aufwand und einer enormen Glücksträhne solche Gewinne erwirtschaften könnte. Oder war der Devisenmarkt nur eine Tarnung für andere Geschäfte, die bis heute unbekannt sind?

Louis Dreyfuß war von 1994 bis 2001 CEO von Adidas. Ab 1996 war er der größte Anteilseigner am Fussballclub Olympique Marseille, zudem Vorstandsmitglied bei Standard Lüttich. Ab 2000 führte er die Familien-Holding der Louis Dreyfus Group. Bis 2004 war er Anteilseigner (35 Prozent) und Vorsitzender des Aufsichtsrates des Telekommunikationsunternehmens Neuf Cegetel und verstarb 2009. Ohne ihn hätte der FC Bayern wahrscheinlich Adidas aufgegeben und wäre zu Nike gewechselt. Drehfuß verstand sich mit Uli Honeß privat sehr gut und Honeß diente für Olympique Marseille als Vorbild. Welche weiteren Geschäfte oder Deals beide möglicherweise vereinbarten, wird die Öffentlichkeit wohl nie erfahren. Noch kann man das gesamte Märchen des U. H. nicht entziffern, es ist ein zweiseitiges Schwert. War U.H einfach nur größenwahnsinnig und wie Peter Bizer ihn beschreibt, der schon 1975 ein Buch über Honeß veröffentlichte mit dem Zitat:“ Honeß hat jedes Maß verloren. In seinem Kopf herrschen andere Kriterien“. Die Maßlosigkeit hätte ihn unersättlich gemacht und der Erfolg hätte es gefüttert.

Oder ist Herr Honeß ein Spekulant und berechnender Geschäftsmann, der nichts umsonst tut und weiß oder glaubt zu wissen, wie weit er spekulieren kann, sei es mit Geld oder mit den Steuern. Eines ist zumindest Fakt: Er ist mit diesem Urteil sehr gut davongekommen und es anzunehmen, war ein sehr schlauer Schachzug, bevor schlimmeres ans Tageslicht getreten wäre. Die Tatsache, dass er geschafft hat, von der gesamten Öffentlichkeit bis hin zu Frau Merkel, als hilfloses und doch vernünftiges Opfer dazustehen, zeugt von einer professionellen Fähigkeit der Inszenierung und der Menschen- und Medienmanipulation. Ob das reicht, um das Gefängnis zu ertragen und wieder da zu stehen, wo er mal war, bleibt wohl abzuwarten.

 

I. Hägewald

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