Wirtschaft

Impfakzeptanz als Motor des Aufschwungs

Ob 2021 ein gutes Jahr an der Börse wird, hängt vor allem vom weiteren Verlauf der Pandemie ab

fernandozhiminaicela / Pixabay

„Die Chancen stehen gut, dass wir in einen nachhaltigen und synchronen Wirtschaftsaufschwung hineinlaufen“, sagt Carsten Gerlinger, Vice President von Moventum Asset Management S.A. „Vorausgesetzt, die Menschen nehmen das Impfangebot an und die Pandemie kann beendet werden.“ Beim Webinar zum Kapitalmarktausblick am 22. Januar 2021 skizzierte Carsten Gerlinger verschiedene Szenarien.

Auf die Entwicklung der Fallzahlen, der zur Verfügung stehenden Impfdosen und der Impfquote werden die Märkte 2021 sehr genau schauen. „Werden die Impfungen weltweit angenommen, steht dem Beginn eines neuen Konjunkturzyklus nichts im Wege“, so Gerlinger. China geht bereits voran, die anderen großen Volkswirtschaften werden folgen. „Wir sehen derzeit bereits eine sehr hohe Nachfrage nach Gütern aus China“, sagt Gerlinger. „China hat so die Möglichkeit, die gesamte Weltwirtschaft anzuführen.“

Auch die Notenbanken halten still und stützen die Entwicklung, Regierungen stellen weltweit genügend Mittel zur Verfügung. „Natürlich besteht hier die Gefahr der Defizitausweitung, wie ja insbesondere am US-Rentenmarkt bereits zu sehen ist“, sagt Gerlinger. „Einem zu starken Anstieg der Renditen am langen Ende wird die US-Notenbank Fed aber entgegensteuern.“

Die Aussichten für Aktien sind 2021 sehr gut – trotz des bereits starken Anstiegs 2020. „Die gesamte Konjunktur springt neu an, Unternehmen werden im Aufschwung mehr in Produktionsanlagen investieren“, so Gerlinger. Auch die Gewinne werden steigen, was die Bewertungen etwas weniger hoch erscheinen lässt. „Nach einer Rezession ist eine höhere Bewertung aber normal, vor allem wenn Kurse in der Rezession atypisch noch so stark steigen“, sagt Gerlinger.

Der Umgang mit dem Rentenmarkt wird 2021 schwieriger als in vergangenen Jahren. „Hier sollte auf zu lange Laufzeiten verzichtet werden“, so Gerlinger. Staatsanleihen sind als Versicherung gegen Stress geeignet, aber nicht als Renditebringer. „Bei Unternehmensanleihen und High Yields sind die Spreads seit April 2020 wieder zusammengelaufen“, sagt Gerlinger: „Hier gibt es keine große Phantasie mehr.“ In Bezug auf Bonitätsveränderungen wird die Auswahl der richtigen Papiere noch wichtiger.

Der Anstieg der Ölpreise und die europäische CO2-Steuer werden zudem wieder Bewegung in die Inflationsdiskussion bringen. „In den USA erwarten wir einen Anstieg auf etwas über zwei Prozent Inflation. Bei einem etwas stärkeren Anziehen wird der Markt Zweifel haben, ob die Notenbank tatsächlich stillhält“, sagt Gerlinger. „Dabei ist Berufung der ehemaligen US-Notenbankpräsidentin Janet Yellen zur neuen US-Finanzministerin ein Glücksfall. Sie ist krisenerfahren und in der jetzigen Phase die Idealbesetzung.“

„Beim US-Dollar sehen wir im Gegensatz zur Konsensmeinung keine nachhaltige Schwäche“, sagt Gerlinger. Die Kursentwicklung war zuletzt durch die Zinsdifferenz geprägt, 2021 sollte sich der Dollar in der recht engen Spanne zwischen 1,17 und 1,25 bewegen. Der Ölpreis wird wegen der konjunkturellen Erholung zwar steigen. „Andererseits wird ein steigender Preis durch sofortige Angebotsausweitung gebremst werden“, so Gerlinger.

Auch die Politik spielt 2021 wieder eine Rolle. „Vielleicht nicht so stark wie 2020, als die US-Präsidentenwahl sehr stark dominierte. Aber in Deutschland steht ein Superwahljahr an, inklusive Bundestagswahl. Russland und Japan wählen ebenfalls und es wird sich zeigen, ob Biden mit seiner dünnen Mehrheit im Senat wirklich durchregieren kann.“

Grundsätzlich lässt sich 2021 in drei Szenarien fassen: Im schlechtesten Fall wütet das Corona-Virus weiter, etwa weil es Probleme mit den Impfstoffen gibt, oder der neue US-Präsident Biden führt den Handelskrieg mit China fort. Auch ein sprunghafter Anstieg der Inflation würde zu einer großen Belastung an den Kapitalmärkten führen. „Zu argumentieren ist dann, dass die Notenbanken zwar weiterhin sehr expansiv auftreten wollen, aber keine Mittel mehr zur Verfügung haben“, sagt Gerlinger. „An den Rentenmärkten käme es zu einer Flucht in sichere Häfen, die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen fiele in Richtung minus zwei Prozent und es käme zu einem Crash am Aktienmarkt.“

Im besten Fall startet nach Abflauen der Pandemie ein neuer Konjunkturzyklus mit nachhaltig hohem Wachstum in allen Märkten gleichermaßen. „Die Notenbanken halten still, die Anleihekäufe laufen weiter und die Renditen bleiben auf niedrigem Niveau“, sagt Gerlinger. „Am Aktienmarkt wäre dann mit deutlich höheren Kursen zu rechnen, vor allem bei zyklischen Branchen, die eine starke Aufholjagd hinlegen.“

Das wahrscheinlichste Szenario: „Im Jahresverlauf startet mit zunehmendem Impffortschritt eine weltweit synchrone wirtschaftliche Erholung“, so Gerlinger. „Am Rentenmarkt bleiben die Renditen am kurzen Ende niedrig, ziehen am langen Ende aber leicht an.“ Aktien sind wie seit Jahren die einzige investierbare Assetklasse, bei der Aussicht auf Rendite besteht.

(Moventum)

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