Herr Glow, wie werden die Refinitiv Lipper Fund Awards in Zeiten von Corona stattfinden?
DETLEF GLOW: Die Corona-Pandemie hat Europa und die Welt weiterhin fest im Griff. Daher wird es niemanden wundern, dass die Refinitiv Lipper Fund Awards in diesem Jahr nur digital stattfinden werden. Ich hätte zwar gern wieder eine Veranstaltung in Frankfurt durchgeführt, aber die derzeitige Lage lässt dies leider nicht zu. Die Nutzung der digitalen Medien bietet uns aber auch neue Möglichkeiten, die Fund Awards weiterzuentwickeln und in das digitale Zeitalter zu führen. Auch wenn Präsenzveranstaltungen und die daraus entstehenden Bilder und Eindrücke sehr schön sind, ist es meiner Ansicht sehr wichtig, die Awards auch im digitalen Umfeld zu etablieren, da immer mehr Investoren ihre Anlageentscheidungen auf Basis der Informationen treffen, die sie online finden. Meiner Ansicht nach haben wir, wie aber auch die gesamte Industrie, diesem Trend bisher zu wenig Beachtung geschenkt und so können wir die Einschränkungen der Coronakrise dazu nutzen, die Refinitiv Lipper Awards fit für die Zukunft zu machen.
Haben Sie bei den Bewertungen für die Refinitiv Lipper Fund Awards etwas verändert?
DETLEF GLOW: Nein, die Berechnungen und Bewertungskriterien zur Bestimmung der Fund Awards-Gewinner wurden auch in diesem Jahr nicht verändert. Unsere Bewertungsmethodologie hat sich in den vergangenen 20 Jahren bewährt und wurde im Laufe der Zeit nur minimal verändert. Auch bei der Zu- lassung der Fonds für die Bewertung haben wir nichts verändert. Somit sind auch im Jahr 2021 alle Fonds aus den Anlageklassen Aktien-, Renten- und Mischfonds für die Refinitiv Lipper Fund Awards qualifiziert, die eine Vertriebszulassung für Deutschland haben und am 31. Dezember 2020 mindestens drei Jahre alt waren. Das verwaltete Fondsvermögen oder der Ort, an dem das Fondsmanagement sitzt, spielen für die Qualifikation der einzelnen Fonds keine Rolle.
Mit unserer rein quantitativen Bewertungsmethodologie und den Qualifikationskriterien wollen wir sicherstellen, dass bei unseren Fund Awards alle Fonds berücksichtigt und bewertet werden, die einem Investor in Deutschland zur Verfügung stehen.
Welche Neuigkeiten gibt es bei Refinitiv Lipper?
DETLEF GLOW: Die größte Veränderung, die bei uns im Jahr 2021 ansteht, ist sicherlich die Übernahme von Refinitiv durch die London Stock Exchange Group. Auch wenn diese aufgrund von regulatorischen Vorgaben noch nicht ganz abgeschlossen ist, gehen wir davon aus, dass eine Umsetzung noch im ersten Quartal erfolgt. Durch diese Fusion werden Refinitiv und damit auch Lipper ganz neue Kundengruppen erreichen und noch mehr Daten zur Fondsanalyse bereitstellen können.
Die Weiterentwicklung der von uns angebotenen Datensets stand für uns aber schon immer im Vorder- grund und so haben wir im letzten Jahr ein Nachhaltigkeitsscoring für Investmentfonds entwickelt, mit dem unseren Kunden sich die Umsetzung von Nachhaltigkeitsansätzen, auf der Basis einzelner Kriterien, innerhalb eines Fonds anschauen können.
Wie bewerten Sie das Thema der Nachhaltigkeitsratings?
DETLEF GLOW: Das Thema der Nachhaltigkeitsratings ist im Moment in aller Munde und es gibt viele verschiedene Anbieter und entsprechend unterschiedliche Bewertungen. Hier müssen Anleger sehr genau hinschauen, um zu verstehen, was der jeweilige Anbieter wie bewertet. Wir selber haben zur Zeit noch kein Nachhaltigsrating, da wir festgestellt haben, dass man bei der Bewertung der einzelnen Kriterien verschie- dene Adjustierungen vornehmen muss, um die einzelnen Datenpunkte miteinander vergleichbar zu machen. Hier sind wir noch dabei, eine Methodologie zu entwickeln, da eine einfache Summierung einzelner Scores zur Berechnung einer Gesamtbewertung nicht zielführend ist.
Wir nutzen für unsere Bewertungen nur Daten, die öffentlich publiziert und somit nachvollziehbar sind, während andere Anbieter auch Schätzwerte einsetzen, um bei ihren Bewertungen möglichst viele Daten- punkte berücksichtigen zu können. Somit kommt es bei diesen Fällen darauf an, wie gut die Schätzungen sind. Dies spiegelt sich zum Teil auch in den teilweise sehr starken Unterschieden in der Bewertung einzelner Unternehmen wider. Der Engpass bei unserer Methodologie liegt auf Seite der Unternehmen, denn wenn diese sich zu einem Thema, wie zum Beispiel der Diversität der Mitarbeiter, nicht äußern, können wir dies auch nicht bewerten. Um hier eine größere Abdeckung zu erreichen, versuchen wir die Unternehmen zu motivieren, ihre Nachhaltigkeitsberichte um fehlende Datenpunkte zu erweitern.
Warum gewinnt Refinitiv Lipper immer mehr Bedeutung für Anleger und Fondsmanager?
DETLEF GLOW: Refinitiv Lipper hat sich in den vergangenen Jahren, insbesondere im institutionellen Bereich, etabliert und versorgt viele Handelsplattformen und Fondsselektoren mit Daten, die zur Fonds- auswahl genutzt werden. Ein weiterer Schritt in diese Richtung ist sicherlich die kürzlich abgeschlossene Kooperation mit BlackRock, wo wir jetzt Teil des Aladdin-Netzwerkes sind. Diese Datenplattform wird von Fondsmanagern und anderen Finanzmarktteilnehmern zum Portfolio- und/oder Risikomanagement genutzt. Diese Kooperation zeigt zum einen die Werthaltigkeit der Lipper-Daten und stellt sicher, dass wir noch dichter an unseren Kunden sind und uns an deren Bedürfnissen ausrichten können. In der Folge werden immer mehr Investoren auf unsere Daten zugreifen, wodurch Lipper weiter an Bedeutung gewinnen wird.
Vielen Dank für das Gespräch.