Wirtschaft

Geopolitische Risiken als unterschätzte Gefahr

Aufwärtsbewegung an den Märkten hält an

TheDigitalArtist / Pixabay


Positive Konjunkturdaten gepaart mit stabilen Langfristzinsen und eine US-amerikanische Notenbank, die an ihrem ultra-expansiven Kurs festhält, schaffen seit Wochen sehr gute Bedingungen für Risikoanlagen. Investoren haben diesen „Sweet Spot“ an den Aktienmärkten genutzt und dafür gesorgt, dass die Kurse in den vergangenen Wochen auf breiter Front gestiegen sind. Angeführt von den großen Tech-Aktien, deren Bewertung von stagnierenden Langfristzinsen beflügelt wird, konnten die globalen Aktienindizes teilweise neue Allzeithochs erreichen.

Geopolitisches Klima verschärft sich

Auch wenn das Marktumfeld gegenwärtig sehr freundlich erscheint, drohen wachsende geopolitische Spannungen die weiteren Aussichten im Jahresverlauf spürbar zu verschlechtern. Die jüngste Eskalation im Ukraine-Konflikt mit massiven Truppenmobilisierungen auf beiden Seiten, birgt die Gefahr größerer militärischer Auseinandersetzungen in der Region und könnte die USA, als Verbündeten der Ukraine, in einen neuen Krieg hineinziehen. Noch gefährlicher ist die Kriegsdrohung Chinas gegen Taiwan. Hier wäre im schlimmsten Fall eine direkte Konfrontation zwischen USA und China möglich. China beansprucht das militärisch klar unterlegene Taiwan für sich und hat in den vergangenen Wochen durch wiederholte Militärmanöver diesen Anspruch immer wieder bekräftigt. Die USA signalisieren ihrerseits durch eine verstärkte Militärpräsenz im Südchinesischen Meer ihre Unterstützung für Taiwan.

Biden gerät unter Zugzwang

Die Hoffnung vieler Investoren und Finanzmarktexperten, dass US-Präsident Joe Biden mit seinem moderaten Kurs dazu beiträgt, geopolitische Risiken zu reduzieren, hat sich damit vorerst zerschlagen. Im Gegensatz zum erratischen Donald Trump gilt Joe Biden als berechenbarer und besonnen handelnder Politiker, der Konflikte mit diplomatischen Mitteln zu lösen versucht. Paradoxerweise sind es gerade diese Eigenschaften Bidens, die das labile geopolitische Gefüge noch unsicherer machen. Denn das zurückhaltende Auftreten des US-Präsidenten verleitet seine Kontrahenten erst recht dazu, Biden und die USA durch Provokationen zu „testen“. Die Gegenspieler loten aus, wie weit sie gehen können, ohne negative Konsequenzen befürchten zu müssen. Bis hier ein neues und einigermaßen stabiles Gleichgewicht gefunden ist, kann es jedoch jederzeit zu plötzlichen Zuspitzungen kommen, da Biden letztendlich gezwungen wäre, die Interessen der USA im Ernstfall zu verteidigen. Anleger sollten vor diesem Hintergrund die geopolitische Entwicklung in den nächsten Wochen und Monaten genau verfolgen und ihr Portfolio risikobewusst ausrichten.

(FERI)

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