Wirtschaft

Starke Eurozone trotz weltwirtschaftlicher Abkühlung

Marktupdate – diesmal: Die Märkte sind in Lauerstellung: Dennoch zeigt die Eurozone im Vergleich mit den USA und Groß-Britannien ein überdurchschnittliches Wachstum – und die grüne Wende will bepreist werden...

Free-Photos / Pixabay

Silvia Dall’Angelo, Senior Economist:

„Die Wirtschaftsaktivität hat in den Industrieländern im August weiter an Schwung verloren. Die Daten des Purchasing Manager Index‘ (Flash-PMIs) für eine Reihe von Industrieländern waren im August allesamt rückläufig. Die Abkühlung spiegelt weitgehend eine physiologische Normalisierung der Wachstumsraten wider, da die anfänglichen Auswirkungen der Wiedereröffnung der Volkswirtschaften allmählich abklingen. Allerdings waren auch andere, besorgniserregendere Faktoren im Spiel. Darunter: die Ausweitung der Delta-Variante, anhaltende Angebotsengpässe und die Auswirkungen der anhaltenden Konjunkturabschwächung in China.

Niveau trägt noch

Dennoch bewegen sich die Daten immer noch auf einem recht hohen Niveau, was mit einem überdurchschnittlichen Wachstum in den USA, Groß-Britannien und der Eurozone einhergeht. Interessanterweise zeigen die Zahlen nun eine Aufholjagd, da die Eurozone so stark ist. Die akkommodierende Geld- und Fiskalpolitik dürfte den Aufschwung, insbesondere in den Industrieländern, auch in Zukunft unterstützen. Aber die Risiken im Zusammenhang mit der Entwicklung des Virus sowie die anhaltenden Divergenzen sind nach wie vor beträchtlich – vor allem zwischen den Schwellenländern und den Industrieländern.“

Eoin Murray, Head of Investment:

„Der jüngste IPCC-Klimabericht ist eine deutliche Warnung. Doch wenn wir Antworten auf das Problem finden wollen, sollten wir uns stattdessen wieder auf den im Mai veröffentlichten Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA) konzentrieren. Dieser Bericht entwirft einen „Fahrplan“ für weltweite Netto-Null-Emissionen bis 2050 – um hoffentlich die globale Erwärmung auf +1,5 C zu begrenzen. Der IEA-Bericht enthält klare Handlungsempfehlungen: keine weiteren Investitionen in Öl- und Gasfelder, keine neuen Kohlebergwerke, Steigerung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien von 29 % im Jahr 2020 auf 61 % im Jahr 2030 und 88 % im Jahr 2050.

Zudem: Alle Neuwagenverkäufe sollen bis 2035 Elektroautos umfassen, mit 39 Millionen neuen Ladestationen bis 2030, um dies zu unterstützen. Das einzige kleine Manko, das ich vielleicht anzumerken habe: Die Kohlenstoffabscheidung und -speicherung beträgt heute nahezu Null und wird auf 7,7 Gigatonnen im Jahr 2050 ansteigen – wenn man berücksichtigt, dass die Gesamtemissionen im Jahr 2020 bei etwa 34 Tonnen lagen.

Was kostet die (grüne) Welt?

Die entscheidende Frage ist natürlich, ob wir uns diesen Wandel leisten können. Die IEA (und der IWF) sind auf jeden Fall der Meinung, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen durchaus positiv sein können: Die Gesamtinvestitionen in den Energiesektor steigen bis 2030 auf 5 Billionen Dollar pro Jahr, auch wenn die Investitionen in fossile Brennstoffe zurückgehen, was das BIP-Wachstum um 0,4 % pro Jahr erhöht. Gleichzeitig werden im gleichen Zeitraum 14 Millionen neue Arbeitsplätze im Bereich der erneuerbaren Energien geschaffen, während 5 Millionen Arbeitsplätze im Bereich der fossilen Brennstoffe verloren gehen. Worauf warten wir also noch?

Verhaltene Märkte

Sowohl die europäischen als auch die amerikanischen Märkte blieben in dieser Woche relativ verhalten, da sich die Berichtssaison dem Ende nähert. Die Anleger bereiten sich auf zusätzliche Entwicklungen vor, die sich aus Powells Rede anlässlich des Jackson Hole Symposiums ergeben könnten. Die makroökonomische Gleichung ist nach wie vor in der Schwebe: Welches Niveau der „nicht vorübergehenden“ Inflation rechtfertigt unter Berücksichtigung der unsicheren wirtschaftlichen Erholung eine Verschärfung der Geldpolitik – und in welchem Tempo? Jeder Fortschritt bei der Lösung dieses Problems wurde durch den Beginn der Delta-Variante vereitelt, die auch acht Monate später noch immer Wellen an den Märkten schlägt, da die Anleger zwischen einer „Risk-on“- und einer „Risk-off“-Positionierung schwanken.

Allerdings scheint der Appetit auf Wetten gegen den Aufwärtstrend zu schwinden. Obgleich: In Kombination mit den sich verbessernden Impfraten, die hoffentlich durch die FDA-Zulassung von Pfizer-BioNTech in dieser Woche beschleunigt werden, bräuchte es etwas Drastisches, um den Bären zu wecken.“

(Federated Hermes)

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