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Nachhaltig am US-amerikanischen Aktienmarkt investieren

Wäre Hamlet ein ETF-Anleger mit sozialverantwortlichem Anlagestil gewesen, hätte er hinterfragt, inwieweit sich nachhaltige Konzepte für Aktienindizes in wesentlichen Punkten des Regelwerkes unterscheiden und daraus bedeutsame Renditeunterschiede resultieren können

Der Boom für nachhaltige Geldanlagen hält an. Ihre Gesamtsumme in Deutschland betrug zum 31. Dezember 2020 335,3 Milliarden Euro. Nachhaltige ETFs haben sich längst etabliert und konnten im laufenden Jahr global einen Anstieg der verwalteten Vermögen um 70 Prozent auf 327 Milliarden US-Dollar verbuchen. Davon liegen 188 Milliarden US-Dollar im europäischen ESGETF-Markt. Dabei haben börsennotierte Indexfonds, die nachhaltige US-Aktienindizes abbilden, mit 49 Milliarden US-Dollar den größten Anteil. Während bei Standardindizes der S&P 500 Index der bekannteste Aktienindex für große und mittelgroße Unternehmen ist, finden in der nachhaltigen Variante sogenannte SRI-Indizes3 von MSCI mit einem relativ strengen Konzept die meiste Beachtung. Interessant ist festzustellen, wie unterschiedlich das Ergebnis für einen Standard- beziehungsweise nachhaltigen Index für den US-amerikanischen Aktienmarkt ausfallen kann.

NACHHALTIGER US-AKTIENINDEX BEI DER WERTENTWICKLUNG IM VORTEIL

Der von BNP Paribas Easy ETF abgebildete MSCI USA SRI S-Series 5% Capped Index konnte per 31. August 2021 eine geringere Performance im Vergleich zum Standardindex als Ausgangsuniversum ausweisen. So gewann der nachhaltige Index in dieser Marktphase 0,3 Prozentpunkte weniger als der nach traditionellen Regeln zusammengestellte MSCI USA Index. Der MSCI USA SRI S-Series 5% Capped Index zeigt den Anlegern an den Renditedaten für die Kalenderjahre seit Indexauflegung am 30.November 2015, dass verantwortliches
Investment und Performance durchaus Hand in Hand gehen können.

AUSWAHLMETHODIK BEI NACHHALTIGEN INDIZES

Das SRI-Indexkonzept von MSCI schließt im ersten Schritt grundsätzlich Unternehmen aus dem Investmentuniversum aus, die in den umstrittenen Geschäftsfeldern Alkohol, Glücksspiel, Tabak, Rüstung, Feuerwaffen, Pornographie, gentechnisch veränderte Organismen und Kernenergie aktiv sind. Im zweiten Schritt werden nach einem Best-in-Class-Ansatz alle Gesellschaften ergänzt, die hinsichtlich ihres ESG-Ratings (mindestens „BB“ auf einer siebenstufigen Skala zwischen „AAA“ und „CCC“), ihrer Sektorzuge- hörigkeit und Unternehmensgröße geeignet sind. Somit sollen materielle ESG-Risiken reduziert und Chancen identifiziert werden.

Das ESG-Rating fokussiert sich auf die Identifikation und Bewertung der Chancen und Risiken eines Unternehmens, die für den Geschäftserfolg von wesentlicher, also materieller Relevanz sind. Daher hat MSCI für jede der 171 beobachteten Industrien eigene Themenkataloge entwickelt. Erfahrungsgemäß sind lediglich drei bis sieben Themen in einer Branche tatsächlich von materieller Bedeutung. Diese werden sehr tiefgehend analysiert, um im Anschluss zu bestimmen, mit welchem Gewicht diese in das ESG-Rating einfließen. Hierzu werden die potenziellen Auswirkungen des Themas auf Umwelt und Gesellschaft sowie die zeitliche Relevanz des Themas analysiert. Wichtig dabei ist: Nachhaltigkeitsthemen und Trends ändern sich. Daher werden die Themenkataloge mindestens einmal pro Jahr auf ihre Gültigkeit überprüft.

Schließlich gelten Mindeststandards hinsichtlich der vom Kontroversen-Research vergebenen Punktzahlen bei der Analyse und Überwachung von Kontroversen wie Verstöße gegen internationale Normen von United Nations und relevanten Nichtregierungsorganisationen. Ziel ist die Minimierung von Reputationsrisiken. Themen sind dabei Umwelt, Menschenrechte, Arbeitnehmerrechte, Lieferketten sowie die Unternehmensführung.

FOSSILE BRENNSTOFFE STEHEN IN DER KLIMADEBATTE AM PRANGER

BNP Paribas Asset Management bildet eine Indexvariante mit einer Gewichtungsobergrenze in Höhe von fünf Prozent pro Titel ab, um eine Konzentration des Indexportfolios zugunsten von Aktien mit der höchsten Marktkapitalisierung zu vermeiden. Der Zusatz „S Series“ steht für strengere Umsatzgrenzen bei Ausschlüssen von Unternehmen, deren Tätigkeit unmittelbar mit fossilen Brennstoffen in Zusammenhang steht. Dies betrifft sowohl die Suche nach fossilen Energieträgern, deren Gewinnung, Verarbeitung, Transport und Lagerung als auch die Erzeugung von Strom aus solchen Rohstoffen. Für den Sektor Kernenergie gelten deutlich strengere Umsatzhöchstgrenzen.

Während der MSCI USA Index mit 623 Indexmitgliedern ein repräsentatives Abbild des US-amerikani- schen Aktienmarktes darstellt, wählt der entsprechende SRI-Index 133 Large- und Mid-Cap-Titel aus diesem Universum gemäß den beschriebenen Regeln aus. Der nachhaltige Index bietet ein gutes Umfeld für neue Technologien, den Gesundheits- und Pharmasektor sowie den Konsumbereich. Dies wird aus der Sektorallokation deutlich.

BNP Paribas Asset Management bildet den MSCI USA SRI S-Series 5% Capped Index in einem ETF ab. Anleger können bei der Consorsbank und ING Bank in den ETF gebührenfrei investieren oder einen Sparplan abschließen.

 

CLAUS HECHER,
Leiter ETFs & Indesxlösungen
(D/A/CH) bei BNP
Paribas Asset Management

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Dieser Artikel stammt aus Mein Geld 05 | 2021

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